Verbindungstechnik

Dichte Stecksysteme für Medizingeräte

16. Juni 2020, 11:00 Uhr | Adam Pawolka
Stecksysteme, die IP 64 und IP 67 erfüllen sind staubdicht, geschützt gegen Spritzwasser und gegen zeitweiliges Untertauchen.
© Nicolay

Medizingeräte müssen im Alltag etwas aushalten können und häufig auch dicht sein gegen feste oder flüssige Stoffe. Der Nachweis der IP-Klassifizierung ist deshalb verpflichtend.

Die Vorstellung, dass ein Medizingerät bei Löscharbeiten der Feuerwehr mit voller Wucht einen Wasserstrahl abbekommt, macht deutlich: Je nach Einsatzort muss Medizintechnik unterschiedlich hohen Anforderungen standhalten. Strapazierfähig, unempfindlich und dicht – diese Eigenschaften sind nicht nur beim Einsatz im Rettungswesen notwendig, sondern auch in etwas geringerem Maß im Klinik- oder Praxisalltag. 

Das gilt für das Gerät als Ganzes, aber natürlich auch für seine Ein- und Ausgänge. Die Stecksysteme, also Gerätedosen und Stecker, die an den Anschlüssen eingebaut sind, dürfen Flüssigkeiten, aber auch Keimen oder Staub, keine Angriffspunkte bieten. Wo und unter welchen Umständen das Gerät eingesetzt wird, muss den Zulieferern solcher Komponenten bekannt sein. Denn bei der Konstruktion von Stecksystemen spielt auch die Frage eine große Rolle, wie und mit welchen Mitteln Stecker und Gerätedose gereinigt und desinfiziert werden.

Liegen diese Informationen rechtzeitig vor, lassen sich die einzelnen Komponenten auf die Bedürfnisse der Anwender hin maßschneidern. Dass dabei medizinische Normen einzuhalten sind, ist selbstverständlich. Beim Thema Dichtigkeit gegen Flüssigkeit, Staub und Fremdkörper gilt die DIN EN 60601-1:2006+A1:2013: Sie verpflichtet dazu, bei Medizingeräten die nachgewiesene IP-Klasse anzugeben. IP steht dabei für »Ingress Protection« (Schutz gegen Eindringen). Dadurch lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Anforderungen Medizingeräte erfüllen.

IP-Klassifizierung gemäß IEC 60529

Wofür die Schutzklassen stehen, regelt die Norm IEC 60529 (Tabelle 1). Die IP-Zahl besteht aus zwei Ziffern: Die erste zeigt auf einer Skala von null bis sechs, wie es mit dem Schutz gegen Fremdkörper aussieht. Dabei gilt: je höher, desto besser (von null: kein Schutz, bis sechs: staubdicht). 

Die zweite Ziffer gibt auf einer Skala von null bis neun Auskunft über die Dichtigkeit gegen Flüssigkeiten. Hier bedeutet zwischen null und sechs: Je höher die Zahl, desto dichter ist das Gerät gegen Spritz- und Strahlwasser (von null: kein Schutz, bis sechs: Schutz gegen starkes Strahlwasser). Zahlen oberhalb der Sechs beinhalten eine unabhängige Zusatzinformation, schließen also die unteren Klassen nicht automatisch mit ein: Sieben steht dabei für geschützt gegen zeitweiliges, acht gegen dauerhaftes Untertauchen und neun steht für Schutz gegen Hochdruck- beziehungsweise Dampfstrahlreinigung.

Das bedeutet konkret: Ein Gerät mit der IP-Klassifizierung 67 ist staubdicht und kann circa 30 Minuten lang etwa einen Meter tief untergetaucht werden, ohne dass es Schaden nimmt – es ist aber mit dieser Klassifizierung nicht automatisch geschützt gegen Spritzwasser. Um das sicherzustellen, muss ein zusätzlicher Nachweis erbracht sein. Beispielsweise bedeutet IP 64, dass es gleichzeitig staubdicht ist und geschützt gegen allseitiges Spritzwasser. Wird etwa für den Einsatz im Rettungswesen eine hohe Schutzklasse wie IP 66 gefordert, muss das Gerät einem starken Wasserstrahl mit einer hohen Durchflussmenge aus etwa 2,5 bis 3 Metern Entfernung standhalten – das entspricht dem Einsatz eines Feuerwehrschlauchs.

IP-KennzifferErste IP-Ziffer Zweite IP-Ziffer 
 Schutz gegen Eindringen von festen FremdkörpernErklärungSchutz gegen Eindringen von Feuchtigkeit und WasserErklärung
0UngeschütztKein besonderer SchutzUngeschütztKein besonderer Schutz
1≥ 50 mm DurchmesserGeschützt gegen Berührung mit HandrückenSenkrechtes TropfenGeschützt gegen senkrecht fallende Wassertropfen
2 ≥ 12,5 mm DurchmesserGeschützt gegen den Zugang mit einem FingerTropfen (15 ° Neigung)Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist
3≥ 2,5 mm DurchmesserGeschützt gegen den Zugang mit einem Werkzeug SprühwasserSchutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4 ≥ 1,0 mm DurchmesserGeschützt gegen den Zugang mit einem DrahtSpritzwasserSchutz gegen allseitiges Spritzwasser
5Geschützt gegen Staub und BerührungVollständiger Schutz gegen BerührungStrahlwasserSchutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6StaubdichtVollständiger Schutz gegen BerührungStarkes StrahlwasserSchutz gegen starkes Strahlwasser
7  Zeitweiliges UntertauchenGeschützt vor eindringendem Wasser beim Eintauchen
9  Dauerndes UntertauchenGeschützt gegen Untertauchen
9  Hochdruck/DampfstrahlreinigungSchutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung

Tabelle 1: Nomenklatur der IP-Schutzarten gemäß EN 60529

Der Autor

Adam Pawolka ist Vertriebsingenieur bei der Nicolay GmbH, Nagold (Wolfsberg)

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