Wirtschaft // Kurz-Interview

»Die Medizintechnik steht vor großen Herausforderungen«

12. Oktober 2022, 15:56 Uhr | Ute Häußler
Matthias Lubkowitz von Adlink Technology
© Adlink

Der Halbleiter- und Bauteilemangel trifft auch die Medizingeräte-Hersteller, so sollen schon Waschmaschinen-Chips für C-Bögen ausgelötet worden sein. Wir fragen Matthias Lubkowitz vom Embedded-Computing-Spezialisten Adlink, wie können Hersteller und Zulieferer dem Mangel aktiv begegnen?

Herr Lubkowitz, Adlink stellt u. a. Medical-PCs her – wie spüren Sie und Ihre Kunden die Bauteileknappheit?

Matthias Lubkowitz: Gerade beim Fertigen von Medical-Panel-PCs benötigt man viele unterschiedliche Werkstoffe; knapp sind zum Beispiel Halbleiter und Verpackungsmaterial. Unser Ansatz ist der Knappheit vorzubeugen, dafür setzen wir auf ein präzises Managementsystem – von der Supply Chain über die Produktion bis hin zur Logistik. Wichtig ist dazu unser Smart-Manufacturing-System, mit dem wir unsere gesamte Produktion steuern und laufend verbessern. Im Bereich Supply Chain stellen wir es auch Partnern zur Verfügung. Gerade im Sektor Medizingeräte sehen wir uns sowohl wegen der Pandemie als auch wegen der steigenden Nachfrage aufgrund vieler Digitalisierungsoffensiven großen Herausforderungen gegenüber. Hier arbeiten wir sehr eng mit OEM-Kunden aber auch Systemintegratoren und Krankenhäusern zusammen, um die Lieferketten effizienter zu gestalten.

Wie gehen Sie ganz konkret hierbei vor?

Unser Ziel ist es, unsere Kunden so gut es geht zu unterstützen und natürlich weiter mit Produkten zu beliefern. Zusammen diskutieren wir, wie wir Bauteile alternativ beschaffen können. Außerdem arbeiten wir viel an Re-Designs. Allein in den letzten sechs Monaten hat Adlink, wir stellen ja nicht nur Medical-PCs her, über 100 Produkte in der Redesign-Phase. Wir müssen gewährleisten, dass wir unsere Kunden beliefern und die Preise halbwegs stabil halten können. Supply-Chain-Management ist der Schlüssel zum Erfolg in den nächsten zwölf Monaten. Auch für unsere Kunden ist es wichtig, ihre Lieferketten neu ausrichten und Second Sources zu qualifizieren. Dabei kommt es auf zuverlässige und strategische Partner an. Dank unserer Firmenzentrale in Taiwan, wo Halbleiterhersteller wie TSMC und viele andere Bauteilhersteller und Tier-1-Supplier angesiedelt sind, bekommen wir schnell Infos von Lieferanten, genauso wie von Unterlieferanten, aus erster Hand.

Bauteileknappheit ist ein Thema, der Klimawandel ein anderes. Wie nachhaltig produziert Adlink?

Die Environmental Social Governance (ESC) sind mittlerweile eine feste Unternehmenskennzahl für uns, es gibt ein festes Team, welches Lieferanten prüft und Zertifikate vergibt. Außerdem entwickeln wir immer energieeffizientere Produkte. Wir arbeiten hierfür mit vielen Produzenten der RISC-Architektur zusammen sowie mit Unternehmen, die Arm-CPUs einsetzen. Verglichen mit beispielsweise Intel-Chips haben diese eine wesentlich bessere Energieeffizienz.

Welche Strategie verfolgt Adlink in den nächsten fünf Jahren im Bereich Medical?

Neben der Hardware wollen wir insbesondere im Bereich Software wachsen: Adlink Technology hat gerade ein neues Softwareunternehmen in Frankreich gegründet. Es fokussiert sich auf Middle­ware und Real Time Connectivity. Der europäische Markt und gerade die Medizintechnik ist für uns eine große Chance für Wachstum. Auch das Visualization-Geschäft ist ein starker Treiber, das Edge-KI-Geschäft ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Wir haben eine hohe Wachstumsrate und wollen als starker globaler Partner für die Medizinelektronik unsere Infrastruktur in Europa weiter ausbauen. (uh)


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