Apps & Algorithmen

Augenheilkunde setzt auf Digitalisierung

30. August 2018, 15:00 Uhr | Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
Auslaufmodell: Geht es nach der DGO werden auch Sehtestst bald über Apps gemacht.
© Pixabay

Die DOG will eine Vorreiterrolle bei der Nutzung von Big Data einnehmen und stellt ihren bevorstehenden Kongress unter das Motto » Ophthalmologie 4.0«. In Symposien und Workshops diskutieren Experten unter anderem über Digitalisierung, Vernetzung, Datenschutz sowie Künstliche Intelligenz.

Im Zentrum der DOG-Aktivitäten (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) steht der Aufbau eines zentralen Augenregisters, wie es zum Teil in den USA, Großbritannien, Australien und Dänemark schon vorhanden ist. In die bundesweite Datenbank sollen alle Augenärzte, ob ambulant oder klinisch tätig, pseudonymisierte Informationen zu Behandlungen und Verläufen eingeben. »So können Forscher beispielsweise analysieren, welche Linsen-Implantate bei Grauer-Star-Operationen besonders zuverlässig sind oder welche Injektionsschemata die Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration begünstigen«, erläutert DOG-Präsidentin Prof. Dr. med. Nicole Eter. Davon könnten die Patienten profitieren, deren Behandlungsqualität und -sicherheit erhöht würde.

Darüber hinaus setzen die DOG-Experten auf neue Erkenntnisse durch die Anwendung von Algorithmen, also die Auswertung großer Datenmengen mittels Künstlicher Intelligenz (KI).»Deep Leaning hilft, auffällige Merkmale für Krankheitsverläufe zu entdecken«, sagt Eter. So sei es beispielsweise gelungen, aus Bildern der Netzhaut Allgemeinerkrankungen wie Bluthochdruck herauszulesen. »Indem wir derartige Biomarker identifizieren, verbessern wir Früherkennung und Prävention.«

Die elektronische Vernetzung würde zudem Doppeluntersuchungen und unnötig häufige Arzt-Patienten-Kontakte vermeiden helfen. Auch könnten Patienten-Apps, die im Heimgebrauch zur Kontrolldiagnostik angewandt werden und die Ergebnisse an den Behandler übermitteln, lange Wege zu spezialisierten Zentren ersparen. Erste Erprobungen mit einer Sehtest-App oder einer Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star finden bereits statt. »Ob Diagnostik per App oder Algorithmus: Das alles sind Systeme, die den Arzt zwar unterstützen,« betont Eter, »ihm die kritische Auswertung aber in keinem Fall abnehmen oder eine empathische Arzt-Patientenbeziehung ersetzen können.« Digitale Anwendungen würden Medizinern vielmehr Freiräume eröffnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Im Rahmen der DOG stehen aber auch andere wichtige Themen auf dem Programm. Dazu zählen etwa Fahrassistenzsysteme im Straßenverkehr, Biomaterialien in der Augenheilkunde, neue Möglichkeiten in der Bildgebung, Fortschritte bei individuellen Kunstlinsen oder die minimalinvasive Augenchirurgie.

(me)

Die DOG 2018 findet vom 27. bis 30. September 2018 in Bonn statt.

 

 


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