Smartglasses in der Medizin

Das Konsultationsverfahren der Zukunft

28. Juni 2018, 8:53 Uhr | ODG/Ried
Videobrille R7
© ODG

Die Bedeutung von telemedizinischen Methoden für die Behandlung von Patienten steigt kontinuierlich. Doch der Begriff umfasst mehr, als Konsultationssysteme zwischen Arzt und Patient. Systeme zum innerärztlichen Austausch werden in steigenden Umfang genutzt, dazu gehören zunehmend auch Smartglasses.

In OP-Sälen wird heutzutage immer mehr smarte Medientechnik eingesetzt, darunter beispielsweise hochauflösende Touch-Monitore. Sind diese mit dem Datenserver des Krankenhauses verbunden, können sie das medizinische Personal unterstützen, indem sie während eines Eingriffs ein Abrufen und Anlegen von Patientendaten ermöglichen. Zudem können mit den modernen Kommunikationssystemen nicht nur  Bilder – beispielsweise von einer Endoskopiekamera –  auf einen Screen im OP gelegt werden, sondern auch nach draußen, zum Beispiel auf den Monitor eines weit entfernten Spezialisten, der den Mediziner vor Ort bei einem komplizierten Eingriff mittels Sprachkommunikation unterstützt.

Allerdings sind oft mehrere Wiedergabegeräte im Raum vorhanden, die unter Umständen auch separat bedient werden müssen. Meist wird dies von einer OP-Schwester übernommen, die Bilder, Videos und die elektronische Patientenakte den Wünschen des Operateurs entsprechend auf die verschiedenen Monitore legt – ein zum Teil sehr umständliches Vorgehen.

Unterstützung durch mobilen Hightech-Computer

Durch den Einsatz von Datenbrillen können diese Prozesse effizienter gestaltet und der Chirurg noch intensiver unterstützt werden. Die Smartglasses sind dafür mit umfangreicher Hardware ausgestattet: Das Modell R7 von ODG beispielsweise verfügt über einen 2,7 GHz-Vierkernprozessor, 3 GB RAM und 64 GB Speicherplatz. Zwei Lithium-Ionen-Batterien mit je 650 mAh sind in den Bügeln der Brille verbaut; der bei machen Smart Glasses übliche schwere Akku am Gürtel sowie jegliche Verkabelung entfallen. In die magnetisch austauschbaren, selbsttönenden Brillengläser sind zwei stereoskopische, halbtransparente Displays mit 720 p und bis zu 80 fps integriert, die eine 60-prozentige See-Through-Übertragung erlauben.

Da der Überblendungsgrad der eingebauten Displays einstellbar ist, lassen sich eingespielte Kamerabilder gut erkennen, während der Brillenträger gleichzeitig seine physische Umgebung klar im Auge behält. Neben zwei digitalen Mikrofonen und einer Full-HD-Autofokus-Kamera ist die R7 unter anderem mit mehreren inertialen Messeinheiten versehen, die beispielsweise dafür sorgen, dass die Lage der Brille – und damit der genaue Blickwinkel – bestimmt werden kann. Die Kommunikation erfolgt über Bluetooth 4.1, WiFi-Dualband und die globalen Navigationssatellitensysteme GPS und GLONASS.

Zu diesen Features kommt softwareseitig das proprietäre Betriebssystem ReticleOS hinzu, das auf Android Marshmallow basiert. Es ist mit einer Vielzahl von Software Development Kits kompatibel und kann auf diese Weise mit unterschiedlichsten Apps erweitert werden. Ergänzend ist über Ried System Electronic beispielsweise eine Video-Conferencing-App erhältlich, mit der von einem PC auf das Bild der Brillenkamera zugegriffen werden kann. »Dem Träger der Smart Glasses können auch Nachrichten oder Dateien geschickt werden; beispielsweise die Patientenakte, Anweisungen oder Tutorials, die in die Displays der Brille eingeblendet werden«, so Geschäftsführer Christian Ried. Die Brille ist somit beispielsweise für medizinische Schulungen eingesetzbar. Ebenso sind Screenshots des aktuellen Kamerabilds möglich, in denen ein beratender Spezialist an seinem PC zur Unterstützung des Trägers der R7 etwas markieren kann.


  1. Das Konsultationsverfahren der Zukunft
  2. Projektion von Daten direkt ins Gesichtsfeld

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet