Kardiologie

Kompetenz fürs Herz

10. Juli 2012, 10:06 Uhr | Marcel Consée
Hybrid-OP
Der High-Tech-Hybrid-Operationssaal
© Universitätsklinikum Tübingen

Mit der Neueröffnung des hochmodernen Hybrid-Implantations- und Operationsraumes (Hybrid-OP/-Labor) konzentriert das Deutsche Herzkompetenz-Zentrum in Tübingen (DHZ)moderne Technik und umfangreiche Ressourcen an einem Standort.

Mit der Bündelung der Kompetenzen von vier universitären Kliniken und Instituten mit über 30 Herzspezialisten der verschiedensten Fachrichtungen an einem Standort verfügt das Deutsche Herzkompetenz-Zentrum über gute Voraussetzungen für eine angemessene Betreuung und Versorgung im Bereich der Herzchirurgie, Kardiologie und Kinderkardiologie.

»Vom Ungeborenen bis zu den Senioren im hohen Alter sind wir hier im Herzkompetenz Zentrum in der Lage unsere Patienten mit modernster Technik und innovativen Behandlungsmethoden der Herzmedizin zu versorgen, umgesetzt von einem Team aus Herzspezialisten mit außergewöhnlichem Fachwissen in den jeweiligen Fach- und Forschungsbereichen. Und das in speziellen Fällen gemeinsam in nur einem Operationssaal mit allen Möglichkeiten der interventionellen Kardiologie und moderner Bildgebung: dem Hybrid-OP. Ohne große Transportwege. Ohne große Zeitverluste«, beschreibt Prof. Christian Schlensak, Ärztlicher Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, die Vorteile des Herzkompetenz Zentrums, das ab diesem Wochenende offiziell seine Arbeit in Tübingen aufnimmt. Gleichzeitig stehen den Experten neben dem neuen Hybrid-OP die klassischen OP-Säle der Herzchirurgie und die vier Herzkatheterlabore ebenfalls zur Verfügung.

Deutsches Herzkompetenz-Zentrum
Prof. Dr. Christian Schlensak, Prof. Dr. Reinhard Kandolf, Prof. Dr. Meinrad Gawaz und Prof. Dr. Michael Hofbeck
© Universitätsklinikum Tübingen

Das Deutsche Herzkompetenz Zentrum in Tübingen bietet ein umfangreiches Leistungsspektrum der Herzmedizin gebündelt an einem Standort. Angeschlossen an einen nationalen und internationalen Forschungsbereich sowie die Universität reicht das Spektrum von der Kinder-Elektrophysiologie über die verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz bis hin zu den modernsten herzchirurgischen und minimal invasiven interventionellen kardiologischen Verfahren. Sogar ein Schockprogramm, das die Behandlung der terminalen Herzinsuffizienz bereits in externen Kliniken aufnimmt, zählt zum Leistungsangebot. Dadurch soll eine hohe Versorgungsqualität gewährleistet sein.

Besonders bei Schwerkranken oder Notfällen, bei denen es kurzfristig zu Problemen oder Komplikationen kommen kann, ermöglicht die Behandlung und Versorgung durch die verschiedenen Spezialdisziplinen an einem Standort die optimale und unmittelbare Versorgung der Patienten vor Ort auch in kritischen Fällen, ohne weitere Transportwege. Oft sind Minuten entscheidend, die bei einer nötigen Verlegung des Kranken verloren gehen würden und für den Ausgang einer Behandlung den Ausschlag geben.

Hybrid-OP
Der High-Tech-Hybrid-Operationssaal
© Universitätsklinikum Tübingen

Aktuelles Kernstück des Deutschen Herzkompetenz-Zentrums ist der neue, hochmoderne Hybrid-Implantations- und Operationsraum mit High-Tech-Möglichkeiten zur Anwendung der interventionellen Kardiologie und Herzchirurgie. Zu den neuen Behandlungsmöglichkeiten auf der Basis minimal-invasiver  Eingriffe gehören zum Beispiel der kathethergestützte Aortenklappenersatz sowie die Etablierung immer kleinerer Herzunterstützungssysteme beim akuten kardiogenen Schock oder bei der präterminalen Herzinsuffizienz.

Im Deutschen Herzkompetenz-Zentrum in Tübingen ist zudem die Herzpathologie unter Prof. Dr. Reinhard Kandolf, dem international bekannten und renommierten Diagnostiker, integriert und führt dazu, dass in Tübingen schnelle Entscheidungen schon während der OP oder bei der Behandlung von Patienten mit Herzmuskelentzündung möglich sind, die erfolgreich Leben retten können. Bis zu 3000 Anfragen pro Jahr treffen bereits jetzt bei Prof. Kandolf europaweit von anderen Herzzentren ein, die auf die modernsten Analyseverfahren und Diagnostikmethoden des Tübinger Universitätsklinikums zurückgreifen. Die Patienten des Deutschen Herzkompetenz-Zentrums profitieren unmittelbar von dieser Fachkompetenz vor Ort. Ebenso von der universitären Forschung und Lehre, die immer wieder modernste Untersuchungs- und Behandlungsmethoden generieren, die zum Wohle des Patienten eingesetzt werden können.

Zum Deutschen Herzkompetenz-Zentrum gehören die Abteilung Innere Medizin III, Kardiologie und Kreislauferkrankungen, unter Leitung von Prof. Dr. Meinrad Gawaz, die Abteilung Kinderheilkunde II, Kinderkardiologie, Pulmologie und Intensivmedizin, die von Prof. Dr. Michael Hofbeck geleitet wird, die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Christian Schlensak sowie die Abteilung für Molekulare Pathologie von Prof. Dr. Reinhard Kandolf.

Eine bedeutende Kompetenz des neuen Zentrums ist die Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern (EMAH).  Die drei Kliniken  haben die Zertifizierung als überregionales EMAH-Zentrum erhalten, eine besondere Zusatzqualifikation, die für umfassende Kenntnisse in angeborenen ebenso wie in erworbenen Herzfehlern steht.

Bei Kindern stellt insbesondere die medizinische Versorgung schon vor der Geburt bis hin zur Behandlung von Säuglingen eine Besonderheit dar. Durch die enge strukturelle Zusammenarbeit der beteiligten Kliniken und Institute können Säuglinge und Kleinkinder ganzheitlich mit modernster Technik therapiert werden. Das kinderkardiologische Zentrum ist vor allem spezialisiert auf die Diagnostik und Heilung angeborener Herzfehler. Das Zentrum beteiligt sich an multizentrischen Studien, wie dem Nationalen Register für angeborene Herzfehler sowie der Studie zur Prävalenz angeborener Herzfehler (PAN-Studie). Da die umfassende Versorgung  der Patienten im Vordergrund steht, ist auch für Übernachtungsmöglichkeiten von Eltern und Angehörigen im neugebauten Ronald Mc Donald Elternhaus gesorgt.

Angestrebt wird der Aufbau und weitere Ausbau gemeinsamer Strukturen und Prozesse der vier angeschlossenen Kliniken und Institute des Deutschen Herzkompetenz-Zentrums bis zum Jahresende 2012. Bis 2015 ist geplant in einem gemeinsamen Neubau auch die Örtlichkeiten komplett in einem Gebäude zu bündeln und eine optimale Nutzung von Ressourcen und Kompetenzen vor Ort zu ermöglichen.


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