Digitalisierung in der Medizin

Start-ups werden zu Partnern der Ärzte

15. November 2017, 8:48 Uhr | Bitkom
Jeder Dritte (30 Prozent) kann sich sogar vorstellen, bei einem Start-up mitzuwirken, 14 Prozent würden eventuell investieren.
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Jeder fünfte Arzt kennt Start-ups, doch vernetzt sind nur die wenigstens. Das geht aus einer aktuellen Bitkom-Umfrage hervor. Um neue Digitital-Health-Entwicklungen nicht im Keim zu ersticken, müssten die Marktzugangsprozesse an deren Charakteristika und Entwicklungszyklen angepasst werden.

Start-ups wollen das Gesundheitswesen nach vorne bringen. Ganz gleich ob Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Diagnostik oder Big Data Analysen für individuelle Therapien, Virtual Reality am OP-Tisch der Neurochirurgen oder 3D-Druck von Implantaten: Mit neuen Technologien jenseits von Reagenzglas und Mikroskop digitalisieren junge Unternehmen derzeit die Medizin.

Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage haben Ärzte das große Potenzial von Start-ups inzwischen erkannt; Kontakt haben sie allerdings selten. Jedem fünften Arzt (21 Prozent) sind entsprechende Start-ups bekannt, mehr als jeder dritte Mediziner (36 Prozent) glaubt, dass diese zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen können. Ebenfalls jeder Dritte (30 Prozent) kann sich sogar vorstellen, bei einem Start-up mitzuwirken, 14 Prozent würden eventuell investieren.

Bessere Marktzugangsregeln für E-Health-Anwendungen

Doch lediglich 7 Prozent der rund 500 befragten Mediziner sind schon einmal von einem Start-up angesprochen worden. »Bei der Entwicklung professioneller Gesundheits-Anwendungen werden Health-Start-Ups eine zentrale Rolle spielen«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Kooperation von Start-ups und Medizinern helfe nicht nur den jungen Gründern, sondern komme ebenso Ärzten, Patienten und letztlich dem Medizin- und Technologiestandort Deutschland zugute. Kontakte knüpfen, ein Netzwerk aufbauen und Entscheider treffen – »das ist für Start-ups essentiell, um in der digitalen Medizin erfolgreich sein zu können und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.«

Der Digitalverband mahnt jedoch bessere Marktzugangsregeln für E-Health-Anwendungen an. Sie müssten einheitlich sein und die Dynamik der technischen Entwicklung widerspiegeln. »Die Marktzugangsprozesse müssen an die Entwicklungszyklen von Digital-Health-Anwendungen angepasst werden«, so Berg.

Ein Land, das wie Deutschland 13 Jahre für die Einführung einer schlichten elektronischen Gesundheitskarte brauche, verpasse seine digitalen Chancen – zu Lasten von Ärzten, Krankenkassen und vor allem den Patienten. Deshalb müssten unter anderem die Anforderungen an die Schritte, die ein digitales Medizinprodukt bis zu seiner Zertifizierung durchlaufen muss, neu formuliert werden. Auch müssten die zwar technologisch starken, in Fragen der Gesundheitsbürokratie aber unerfahrenen Start-ups im Prozess der Zertifizierung besser unterstützt werden.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und der Hartmannbund durchgeführt haben. Dabei wurden 477 Ärzte aller Funktionen und Fachrichtungen befragt, darunter Ärzte im Krankenhaus und niedergelassene Ärzte. (me)


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