Wearables

T-Shirt überwacht Gesundheit

3. Dezember 2015, 12:06 Uhr | Marcel Consée
Das »FitnessSHIRT« des Fraunhofer IIS misst Puls, Atmungsaktivität und Bewegungsintensität.
© Fraunhofer IIS/Kurt Fuchs

Beim Sport nicht mehr zu schwitzen – das schafft zwar selbst das FitnessSHIRT nicht, es erfasst jedoch die relevanten Vitalparameter ohne lästige Brustgurte.

»Mit der Sensorelektronik, die wir in das FitnessSHIRT integriert haben, lassen sich erstmals Puls, Atmungsaktivität und Bewegungsintensität gleichzeitig messen, auswerten und klar und übersichtlich auf einer App darstellen«, erklärt Christian Hofmann, Gruppenleiter Medizinische Sensorsysteme am Fraunhofer IIS.

Um die physiologischen Körpersignale komfortabel, mobil und kontinuierlich zu erfassen, sind in das T-Shirt-Gewebe spezielle leitfähige Materialien eingearbeitet. Textile Elektroden, die am Körper anliegen, ohne ihn wie ein Mieder einzuschnüren, erfassen die elektrische Aktivität des Herzmuskels (EKG). Ein dehnbares Messband am Oberkörper nimmt die Bewegungen des Brustkorbs beim Atmen auf. Zusätzlich werden Kenngrößen rund um das Thema Bewegung registriert, wie Körperhaltung oder Dauer und Intensität von Aktivitäten.

Das technische Herzstück des FitnessSHIRTS ist ein kleines Gehäuse, in dem sich die Sensorelektronik samt Sturzsensor und die Energieversorgung befinden. Dieses wird mit Hilfe von Druckknöpfen am T-Shirt befestigt. Nimmt man das Gehäuse ab, kann das Oberteil in die Waschmaschine wandern.

Die kombinierte Auswertung hat wesentliche Vorteile, sagt Christian Hofmann: »Aus den erfassten und gespeicherten Rohdaten, also dem EKG, kann man die Herzfrequenz, die Herzratenvariabilität sowie Ein- und Ausatemzeiten der Atmung ableiten.«

Die Herzratenvariabilität (HRV) ist eine genauere Auswertung der EKG-Signale und ermöglicht es einerseits, die Anpassung an und die Erholung nach körperlicher Belastung tiefer auszuwerten, andererseits stellt sie Grundlage für die Bewertung von Stress- und Entspannungszuständen dar. Die Daten des FitnessSHIRT werden via Funktechnologie drahtlos auf Smartphone oder Smartwatch übertragen. »Auch im mobilen Einsatz in Bewegung liefert das Sensormodul korrekte und zuverlässige Werte, weil Störsignale ausgefiltert werden.«

Mit dem FitnessSHIRT erschließen sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Im Rahmen der Leistungsdiagnostik unterstützt es Freizeit- und Leistungssportler darin, richtig, effizient und optimal zu trainieren und sich vor Überlastungen zu schützen. In der Betreuung von Reha- und Risikopatienten trägt das FitnessSHIRT dazu bei, dass die Grenzen körperlicher Belastungen nicht überschritten werden. Das »HeartBike«, ein »intelligentes« Pedelec von HeartGo, empfängt vom FitnessSHIRT die Herzfrequenz des Radfahrers und regelt die Unterstützung des elektrischen Hilfsantriebs so, dass zum einen ein ausreichender Trainingsanreiz vorgegeben, eine körperliche Überlastung aber vermieden wird. Trainingsfortschritte werden dabei analysiert und dokumentiert und eventuell kritische Ereignisse für eine Nachbetrachtung gespeichert. Auch im Pflegebereich, im klassischen Patientenmonitoring und im Stress- und Entspannungsmanagement ist das intelligente Kleidungsstück geeignet, positive Gesundheitseffekte zu erzielen und Grundlagen für eine gesunde Lebensweise zu liefern. Nicht zuletzt dient es der Erhöhung der Sicherheit von Einsatzkräften in Gefahrensituationen, weil Vitalfunktionen überwacht werden.

Ambiotex hat das FitnessSHIRT bereits lizenziert und plant die Markteinführung für Anfang 2016.


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