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Automatisierung radiologischer Befunde

11. März 2021, 7:44 Uhr | Brainlab
Automatisierung radiologischer Befunde durch KI und Anatomical Mapping soll klinische Relevanz und Verfügbarkeit digital auswertbarer Daten über den gesamten Krankheitsverlauf transformieren
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Brainlab übernimmt Radiologie- Start-up Mint Medical

Wenn Krankenhäuser digitalisieren, geht ein besonderes Heilsversprechen von besserer Behandlung, mehr Effizienz und Kosteneinsparungen mit einher. Das betrifft insbesondere den OP, dem kritischsten und teuersten Bereich. Hier hat die Digitalisierung bereits massiv Einzug gehalten - auch dank Brainlab. Das Unternehmen aus München gehört seit 30 Jahren zu den Vorreitern in Sachen digitaler OP. 

Die Systeme von Brainlab reichen von der OP-Planung bis hin zur OP-Durchführung. Während des Eingriffes hilft dem Arzt beispielsweise eine Art »Navigationssystem«, die richtigen Schnitte zu setzen und dies möglichst minimal invasiv. Bei Mikroskop-gesteuerten Eingriffen helfen zudem Augmented-Reality-Bildinformationen. Die Mikroskopnavigation ermöglicht die Visualisierung geplanter chirurgischer Ziele und umliegender Gewebestrukturen als semitransparente Volumen in Kombination mit der Anatomie des Patienten.

Neue Tracking-Technologie für die Strahlentherapie

Brainlab-Produkte finden sich jedoch nicht nur im OP. Mit ExacTrac Dynamic hat das Unternehmen auch ein Produkt für die Strahlentherapie im Portfolio. Das CE-zertifizierte System kombiniert erstmals oberflächen- und röntgenbasierte Tracking-Methoden. 

Eine stereoskopische Hochleistungskamera erfasst 300.000 3D-Oberflächenpunkte, um die Patientenposition extern zu überwachen und Bewegungen während der Behandlung zu erkennen. Jeder Oberflächenpunkt der 3D-Kamera wird durch die Wärmesignatur der Thermalkamera zu einer Hybrid-Thermaloberfläche zusammengeführt. Dadurch entsteht eine weitere Dimension, in der sich die Position des Patienten mit hoher Genauigkeit und mit geringer Latenz stabil verfolgen lässt. Davon profitieren Patient und Arzt gleichermaßen. 

Brainlab übernimmt Start-up Mint Medical

Nachdem der OP und die Onkologie bestens mit Brainlab versorgt sind, folgt nun der nächste wichtige Bereich: die Radiologie. Wie schon bei fürheren Projekten holen sich die Münchner einen Partner ins Boot. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Brainlab das Start-up Mint Medical übernommen. Das Unternehmen aus Heidelberg entwickelt und vermarktet Softwarelösungen zur Auswertung von Gesundheitsdaten, aber es konzentriert sich auf die Radiologie. Mit der Akquisition unterstreicht Brainlab laut eigener Aussage seine Ambitionen im Bereich Digital Health, um die Diagnose, Behandlung, sowie die wissenschaftliche Erforschung von Krebs und anderen Krankheiten zu verbessern und um personalisierte Behandlungen zu ermöglichen.  

Mint Medical unterstützt und standardisiert den diagnostischen Prozess: Radiologen können während der Befundung medizinischer Bilder alle Beobachtungen und Diagnosen nachvollziehbar dokumentieren, die für eine therapeutische Entscheidungsfindung des Patienten relevant sind. Der technologiegestütze und kontextsensitive radiologische Befundungsprozess schließt die Lücke zwischen Bild und Befundbericht und schafft eine strukturierte und zugleich ganzheitliche Sicht auf die individuelle Patientensituation und Krankengeschichte. 

»Aktuell wird viel über die Standardisierung klinischer Daten durch Kodierungssysteme gesprochen, wenn es um die Transformation des Gesundheitswesens geht«, so Stefan Vilsmeier, President und CEO von Brainlab. Der Schlüssel zu dieser Standardisierung seien semantische Daten höchster Qualität. »Mint Medical setzt mit seinem strukturierten, softwaregesteuerten Prozess, der zugleich validierte und reproduzierbare Ergebnisse liefert, Maßstäbe«. Gemeinsam könne man einen entscheidenden Beitrag zu hochwertigen Daten leisten und so Ärzte bei der bestmöglichen Behandlung ihrer Patienten und der Erforschung neuer Arzneimittel effektiver unterstützen.

Durch die Zusammenarbeit haben die Kunden von Mint Medical in Zukunft die Möglichkeit, Daten über mehrere onkologische Abteilungen – von der klinischen Onkologie über die chirurgische Onkologie bis hin zur Strahlentherapie – miteinander zu verknüpfen. Die Integration von PROMs (Patient-Reported Outcomes Measures) des Brainlab-Unternehmens VisionTree wird den für die Analyse bestehenden Datenpool um weitere wertvolle Daten aus der Nachsorge ergänzen. 

Daten sorgen für Präsizion

Die Akquisition stärkt das Onkologie-Portfolio von Brainlab. Im Rahmen von Tumorboard-Konferenzen erhalten alle Teilnehmer Zugang zu einfach nachvollziehbaren Befundberichten der Radiologie anhand derer patientenindividuelle Therapieentscheidungen  schnell abgestimmt werden können. Bei der Planung von Behandlungen tragen die zusätzlich verfügbaren, quantitativen Daten zu mehr Päzision und Sicherheit bei. Auch Daten, die in der Patientennachsorge anhand einer systematischen Auswertung des Patientenfeedbacks ebenfalls strukturiert erhoben werden, stehen wiederum bei der Planung von Folgemaßnahmen zur Verfügung. Auch andere Bereiche, wie etwa die Wirbelsäulenchirurgie, sollen von dieser Technologie profitieren. 

Strukturierte radiologische Berichte ermöglichen einen softwaregesteuerten Vergleich und damit eine unabhängige Validierung durch mehrere Experten - beispielswesise im Rahmen einer klinischen Studie oder zur Qualitätssicherung. Gemeinsam wollen Brainlab und Mint Medical die technologische Infrastruktur für die Verwaltung klinischer Studien und großangelegter Register verbessern. (me)


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