Vor Impfgipfel

BVMed fordert Einbindung der Medizintechnik

1. Februar 2021, 8:13 Uhr | BVMed
Dr. Marc-Pierre Möll, BVMed-Geschäftsführer
© BVMed/D. Ramazani

Medtech-Verband und Hersteller stehen zur aktiven Mitarbeit bereit

Weil die Kritik am schleppenden Impfstart, den Lieferschwierigkeiten einzelner Hersteller und den Problemen bei der Terminvergabe nicht abreißt, will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Montag mit den Ministerpräsidenten, Bundesministern und Vertretern der Pharmabranche über die Lage beraten. Zahlreiche Politiker und Verbandsvertreter haben mehr Klarheit über Zeitpläne, Prioritäten für Bevölkerungsgruppen und verfügbare Impfstoffe gefordert. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) plädierte in einem Brief an Merkel für einen nationalen Impfplan.

BVMed: »Medizinprodukte-Hersteller einbinden«

Der Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed), Berlin, begrüßt die Entscheidung für einen Impfgipfel. Eine erfolgreiche Impfkampagne sei aktuell das wichtigste Projekt, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Wichtig sei dabei eine bessere Koordination aller Beteiligten. »Dazu gehören auf Industrieseite auch unbedingt die Hersteller von Medizinprodukten wie Spritzen oder Kanülen«, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. »Der BVMed und die relevanten Hersteller stehen zur aktiven Mitarbeit bereit.«

Bei jeder Impfung sind Medizinprodukte unentbehrlich: ohne passende Spritzen oder Kanülen, ohne Kochsalz-Lösungen und andere Begleitprodukte keine Impfung. Der Bedarf an diesen Medizinprodukten steigt weltweit stark an. Die Vorbereitungen der Medizinprodukte-Hersteller auf die Corona-Impfkampagne laufen seit Monaten. Die Spritzenproduktion läuft auf Hochtouren. 

Keine Impfung ohne Spritzen

Probleme kann es jedoch bei der Verteilung der Produkte geben, beispielsweise durch unkoordinierte Mehrfachbestellungen. »Deshalb ist es wichtig, dass wir durch den Impfgipfel ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten auf Bundes- und Landesebene – unter Einbindung der Impfstoff- und Medizinprodukte-Hersteller – erreichen«, so der BVMed. Da jeder Impfstoff spezielle Spritzen und Verdünnungslösungen benötigt, ist es für die Hersteller wichtig zu wissen, wann und wo welcher Impfstoff in welchen Mengen verimpft werden soll. »Deshalb brauchen wir unbedingt die Einbindung der Medizintechnik-Branche beim Impfgipfel«, so Möll. 

Langfristig könne bei dem Verteilungsproblem eine digitale Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte helfen. Ziel muss es sein, mit smarten Lösungen und offenen Schnittstellen die Verteilung versorgungskritischer Medizinprodukte in Krisensituationen zu optimieren, so der deutsche Medizintechnik-Verband.

Biontech will bis zu 75 Millionen Impfdosen mehr an EU liefern

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte hingegen vor übertriebenen Erwartungen: »Wir können durch einen Gipfel alleine noch nicht mehr Impfstoffe produzieren«, sagte er am Sonntagabend in der Talkshow Die richtigen Fragen auf Bild live. Wichtig sei, dass man zunächst ein einheitliches Bild bekomme, wo die Schwierigkeiten lägen. Die Bundesregierung könne den Ländern auch nur die Lieferdaten und -mengen nennen, die sie von den Herstellern bekomme.

Der Impfstoffhersteller Biontech kann nach eigenen Angaben im zweiten Quartal möglicherweise bis zu 75 Millionen zusätzliche Dosen seines Vakzins an die Europäische Union ausliefern. Das teilte das Mainzer Unternehmen am Montagmorgen mit - wenige Stunden vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern. »Wir arbeiten weiterhin an der Erhöhung der Lieferungen ab der Woche vom 15. Februar, um die vertraglich festgelegte Lieferung der vollen Menge an Impfstoffdosen im ersten Quartal sicherzustelle«», wird Biontech-Finanzvorstand Sierk Poetting in einer Mitteilung zitiert. Außerdem könne das Mainzer Unternehmen im zweiten Quartal bis zu 75 Millionen Dosen mehr an die Europäische Union ausliefern. (dpa/me)


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