Start-Up des Monats »Lifeaz«

Das Herz zuhause retten

1. Dezember 2022, 9:56 Uhr | Ute Häußler
© Lifeaz

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups trauen sich was. Dieses Monat stellen wir »Lifeaz« vor. Das französische Startup hat unter dem Motto »Jeder kann Leben retten« einen Defibrillator für Privatpersonen entwickelt.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Bei einem Herzstillstand sind die ersten 4 Minuten entscheidend, um Hilfe zu leisten und das Leben des Patienten zu retten. Rettungskräfte brauchen meist 8 Minuten zum Ort des Geschehens. Da die meisten Herzstillstände zu Hause passieren, haben wir den ersten Defibrillator entwickelt, der genau dafür ausgelegt ist. Er ist sehr einfach zu bedienen, vernetzt, tragbar und ermöglicht es jedem, seine Angehörigen, Kollegen oder Nachbarn zu retten. Wir statten auch viele Unternehmen aus. 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? 

In Deutschland sterben jedes Jahr 65.000 Menschen vorzeitig an einem Herzstillstand, die meisten davon zu Hause oder am Arbeitsplatz. 40 Prozent der Betroffenen sind noch nicht mal in Rente. Leider überlebt nur eine von zehn Personen, da oft kein Defibrillator in der Nähe ist oder niemand weiß, wie man damit umgeht. Doch es geht besser: In Städten wie Seattle in den USA oder Piacenza in Italien überlebt die Hälfte der Betroffenen, weil fast die gesamte Bevölkerung in lebensrettenden Maßnahmen geschult ist und es überall Defibrillatoren gibt, genau wie Feuerlöscher. Deshalb wollten wir einen Defibrillator bauen, der einfach und von absolut jedem bedient werden kann. Dazu führen wir sowohl online wie auch vor Ort Schulungen an, nach einem Kauf kümmern wir uns um die Überwachung und Wartung der Geräte.

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Der kleine und einfach zu bedienende Defibrillator 'für jedermann' kann gekauft oder gemietet werden und ist somit auch für Firmen eine gute Investition.
© Lifeaz

Was war euer größter Erfolg? 

Bei der Entwicklung unseres Defibrillators »Clark« haben wir uns mit den besten Experten aus der Kardiologie und der Ersten Hilfe umgeben. Wir sind stolz darauf, dass der mobile Ersthelfer in Europa erdacht und gebaut wird und nach fünf Jahren Forschung und Entwicklung die medizinische Zertifizierung für Europa vom TÜV Süd erhalten hat.

Damit kommen wir unserem Ziel näher: Dass sich Angehörige bei einem Herzstillstand in ihrer Umgebung nicht mehr hilflos fühlen und vor den Rettungskräften eingreifen können. Bis heute haben sich in Frankreich und Deutschland mehr als 7.000 Familien und Unternehmen für einen Lifeaz-Defibrillator entschieden. Das mag auf den ersten Blick noch nicht viel erscheinen, aber allein 2022 konnten so bereits 16 Leben gerettet werden.

Und der größte Rückschlag? 

Auch wir sind von der Komponentenkrise in der Elektronikindustrie betroffen. Wir waren gezwungen, unsere Produktion weit im Voraus zu planen und die Lieferung von Bauteilen ständig im Blick zu behalten. Nicht einfach, aber unser erfahrenes und engagiertes Produktionsteam arbeitet Hand in Hand mit unserem europäischen Werk – so ist es uns gelungen, nie in einen  Lieferengpass zu rutschen, während einige unserer Konkurrenten seit Monaten nicht mehr liefern können. 

Wo seht ihr euch in fünf Jahren? 

In fünf Jahren wollen wir zum europäischen Marktführer für Produkte werden, mit denen jeder Leben retten kann.

Wie sieht für euch die Medizin der Zukunft aus? 

Die Medizin der Zukunft sollte für alle zugänglich sein. Mit der entsprechenden Technologie muss diese - in Ergänzung zu professionellen medizinischen Dienstleistungen - auch von Prvatpersonen bedient werden können. (uh)

 

Fakten zum Start-Up
Anzahl der Kunden > 7.000
Gründung 2015
Mitarbeiter 45
Finanzierung Fundraising über 10 Mio. Euro
Webseite de.lifeaz.co

 

 

 


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