Alzheimer

Diagnose bald per Bluttest?

21. September 2021, 10:30 Uhr | Alzheimer Forschung Initiative e.V.
DNA-Molekül im Reagenzglas eines Bluttests (Symbolbild)
© AdobeStock/Connect world

Mit ein paar Tropfen Blut Alzheimer früh erkennen

Die Zahl der Demenzkranken wird nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rasant steigen. Bis 2030 dürften rund 40 Prozent mehr Menschen weltweit mit Demenz leben als 2019, heißt es in dem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht. Die meisten Länder seien darauf nur ungenügend vorbereitet.

»Die Welt lässt Menschen mit Demenz im Stich«, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es müsse mehr getan werden, damit Betroffene die Unterstützung für ein Leben in Würde erhalten und Betreuerinnen und Betreuer nicht allein gelassen werden. »Menschen mit Demenz sowie ihre Familien und Betreuerinnen und Betreuer erleben Diskriminierung aufgrund des Alters, Stigma und soziale Ausgrenzung. Das darf in unseren Gesellschaften keinen Platz haben«, heißt es in dem Bericht.

Das Interesse an der Erforschung von Medikamenten gegen Demenz sei nach vielen enttäuschenden klinischen Studien gesunken, schreibt die WHO. Allerdings hätten die USA beispielsweise ihre jährlichen Investitionen in die Alzheimer-Forschung von 631 Millionen Dollar 2015 auf 2,8 Milliarden Dollar (rund 2,4 Mrd Euro) 2020 ausgeweitet.

Umso wichtiger ist eine frühe Diagnostik. Denn je früher Alzheimer erkannt wird, desto besser lässt sich der Krankheitsverlauf beeinflussen. Große Hoffnungen steckern Forscher und Forscherinnen weltweit in Bluttests, die die Krankheit  (im Idealfall) bereits im symptomlosen Zustand erkennt.

Erster Bluttest auf Alzheimer erhält Marktzulassung

Der erste Bluttest für eine frühe Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist bereits erhältlich. Der Test mit dem Namen Precivity AD-Bloodtest des US-amerikanischen Unternehmens C2N-Diagnostics hat sowohl eine Marktzulassung für die USA, als auch für die EU bekommen. In Europa wird er allerdings zunächst ausschließlich im Rahmen von wissenschaftlichen Studien eingesetzt.

Entwickelt haben ihn das Forscherduo Randall Batemann und David Holtzmann (Washington University School of Medicine). Bright Focus Foundation, eine Partnerorganisation  Alzheimer Forschung Initiative e.V. aus den USA, hat die Erforschung des Bluttests finanziell unterstützt.

Wie wird der Test durchgeführt?

Für den Test wird Blut entnommen und darin das Verhältnis der Amyloid-Beta-Varianten 40 zu 42 bestimmt. Amyloid-Beta ist ein giftiges Protein, dass sich bei der Alzheimer-Krankheit im Gehirn ablagert, aber eben auch im Blut nachweisbar ist.

Außerdem wird beim Test das Alter der getesteten Person und eine genetische Komponente (ApoE4) berücksichtigt. Die Genauigkeit des Tests liegt bei 86% im Vergleich mit der Positronen-Emissions-Tomografie (PET), die als besonders aussagekräftig gilt. Bei der PET-Untersuchung werden durch einen radioaktiven Marker die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn sichtbar gemacht.

Die Proteine, die mithilfe dieses Bluttests gemessen werden, befinden sich bereits in den Plaques. Deshalb ist der Test nur für Menschen geeignet, die bereits an Symptomen einer Alzheimer-Demenz leiden. Der Vorteil des Precivity AD-Bloodtest ist, dass er eben nur eine Blutentnahme – also einen minimal-invasiver Eingriff – erfordert. Doch die Methode der Massenspektrometrie zur Messung von Amyloid-Beta 40/42 bleibt sehr aufwändig. Zudem eignet sie sich nicht für eine Alzheimer-Prognose.

Bluttest der Uni Bochum kommt 2022

 Prof. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum arbeitet gemeinsam mit dem niederländischen Forscher Prof. Philip Scheltens an einem alternativen Bluttest. Bei diesem wird die Fehlfaltung von Amyloid-Beta bestimmt, die bereits zehn Jahre vor der eigentlichen Plaque-Bildung messbar ist. So kann der bereits patentierte Bluttest schon lange vor den ersten Symptomen genutzt werden. Dies wäre besonders dann nützlich, wenn ein Wirkstoff zur Behandlung der Krankheit verfügbar wäre. »Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass in den klinischen Studien heutzutage die Alzheimer-Medikamente zu spät gegeben werden«, sagt Gerwert.

Der Test von Gerwert erreicht bereits jetzt eine Genauigkeit von 90%. Zusätzlich soll neben der Fehlfaltung auch noch das Amyloid-Beta-Verhältnis 40/42 gemessen werden, wie bei dem jüngst zugelassenen Bluttest aus den USA. Dadurch steigt die Genauigkeit sogar auf 99%. Eine Zulassung für den Test wird Anfang des Jahres 2022 erwartet.

Mit Unterlagen von der dpa (me)


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