Smart Packaging für die Medizintechnik

Die 7 wichtigsten Verpackungstrends 2022

6. September 2022, 11:13 Uhr | Ute Häußler
© Pixabay

Pandemie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit – die MedTech-Verpackungsbranche steht vor großen Herausforderungen udn braucht gleichzeitg eine hohe Sicherheit in Transport und Nachverfolgbarkeit. Die aktuellen Trends bieten eine große Chance für smarte Verpackungslösungen in der Medizintechnik.

Wir zeigen die sieben Top-Trends für Verpackungen 2022 und ihre Potenziale sowie Risiken für die Medizitechnik:

1) Nachhaltigkeit

Nicht nur Konsumenten wollen nachhaltigere Verpackungen. Auch Medizin-Unternehmen setzen verstärkt auf grünes Packaging, nicht zuletzt aufgrund drohender CO2-Steuern, strengeren Umweltauflagen und den dazugehörigen Strafzahlungen. Dazu gehören Rohstoffe aus zertifizierten Quellen, natürliche Ausgangsstoffe, biologisch-abbaubare, recycelte oder wiederverwendbare Materialien – bei gleichbleibender Produkt- und Fertigungssicherheit. Zusätzlich starten viele Hersteller und Zulieferer Initiativen für eine komplette Kreislaufwirtschaft, um verarbeitete Werkstoffe wiederverwenden zu können. Ein Beispiel ist die »New Plastics Economy«, die bis 2025 problematisches PVC, EPS oder PS durch recycelte oder kompostierbare Kunststoffe ersetzen will.

2) Digitalisierung

Noch steckt die Digitalisierung in der Verpackungsbranche in den Kinderschuhen, doch nicht zuletzt die industrielle Automatisierung und die Corona-Krise haben der digitalen Zukunft einen Schub gebracht. In der Medizintechnik ziehen digitale Tools nicht nur in die Herstellung, sondern auch in die Verpackung selbst ein. Sensoren messen die Temperatur für eine nachvollziehbare Kühlkette, Mikrochips in Tablettenblistern senden Einnahmen-Erinnerungen an Patienten-Apps – das Potenzial ist riesig und wird die Verpackungsbranche vor allem in der Medizintechnik deutlich verändern.

3) Rohstoff- und Bauteilemangel

Verpackungen bestehen zu 50 bis 70 % aus Rohstoffen. Holz, Papier, Gas – die Liste der derzeit knappen Güter lässt sich beliebig erweitern und sorgt neben den eigentlichen Lieferengpässen auch für eine hohe Volatilität bei den Rohstoffpreisen.  Kontinuität oder Planungssicherheit sind für Hersteller, Zulieferer und Kunden rar, das entstehende Risiko für Produktionsunterbrechungen oder wirtschaftliche Schieflagen ist riesig.

4) Green Investment

Nahezu jeder institutionelle Investor möchte derzeit vor seiner Investitions- oder Anlageentscheidung nachweisbare Maßnahmen zur Nachhaltigkeit sehen. Wer nicht nachhaltig arbeitet, wird externes Geld in Zukunft nur schwer bekommen. Eine neue Generation Anleger und damit auch Investoren wollen mess- bzw. kontrollierbare Nachhaltigkeitsinitiativen. Greenwashing gilt erst recht in der Medizintechnik nicht.

5) Neue Regularien

Hier kommt nicht nur die MDR oder UDI zum Tragen: Die MDR will die Qualität und Rückverfolgbarkeit von Medizinprodukten und damit auch ihrer Verpackungen steigern, ein wesentlicher Bestandteil ist eine dauerhaft lesbare Beschriftung von Medizinprodukten (Unique Device Identification, UDI). Der rückverfolgbare UDI-Code soll innerhalb der Lieferkette einen schnellen Rückruf ermöglichen, die Informationen werden in der Europäischen Datenbank für Medizinprodukte (EUDAMED) gespeichert. Zusätzlich müssen Unternehmen ab 250 Mitarbeiter bzw. 40 Millionen Euro Jahresumsatz ab 2024 verpflichtend ein Nachhaltigkeitsreporting erstellen.

6) Fälschungssicherheit

Bei Medikamenten kein neues Thema: Seit 2019 und der EU-Verordnung 2016/161 müssen Pharma- und Medizinunternehmen, Verpackungshersteller sowie Dienstleister eine größtmögliche Patientensicherheit über international anerkannte Lösungen sicherstellen. Ziel ist, alle Produktions-­, IT-­ und Logistikprozesse umzustellen und damit jedes Medikament entlang seiner Lieferkette exakt nachzuverfolgen. Viele Packaging-Spezialisten bieten bereits mit digitalen Eigenschaften ausgestattete Sicherheitslabel. Gängig sind mittlerweile Verschlüsse mit Void-Effekt, Schutztechnologien wie Bit- und KeySecure sowie die digitale Echtheitskontrolle und Track-und Trace via NFC-Chips und App. Die in der Pharmabranche bereits breiter eingesetzten Maßnahmen werden auch für Medizingeräte zunehmend wichtiger.

7) Globale Nachfrage und Marktkonsolidierung

Schwellenländer in Afrika, Südamerika und allen voran Asien mehren ihren Wohlstand und damit den Pro-Kopf-Verbrauch an Verpackungen, der Bedarf wird sich dem der Industrienationen annähern, was einem explosionsartigen Wachstum gleichkommt. In den aktuell von Rohstoff- und Bauteilemangel geprägten Zeit wird es eine große Herausforderung, den Bedarf zu stillen, dazu noch nachhaltig. Neue, ressourcensparende Verpackungsinnovationen sind gefragt. Gleichzeitig schreitet die Marktkonsolidierung in der Verpackungsbranche voran. Zuletzt wurden jährlich etwa 100 Packaging-Unternehmen mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 10 Milliarden Euro gekauft und übernommen. Insbesondere kleinere Firmen müssen eine Nische finden, um nicht zwangsläufig geschluckt zu werden.

 

Quelle: u.a. mit Material der Schreiner Group, B+P Consultants GmbH und ODU.


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