Umsatz & Prognosen für Fresenius Medical Care ++ Dräger ++ Siemens Healthineers ++ Neuer Corona-Impfstoff von Biontech ++ Schott Pharma will an die Börse
77,9 Millionen Euro Verlust musste der Lübecker Medizintechnikspezialist Dräger im ersten Halbjahr 2022 verbuchen - und bleibt für das Gesamtjahr trotzdem optimistisch. »Für das zweite Halbjahr geht Dräger von einer deutlichen Erholung der Geschäftsentwicklung aus und bestätigt daher die Prognose für 2022,« teilte das Unternehmen mit.
Gründe für die Talfahrt gegenüber dem Rekordjahr 2021 sind unter anderen die höheren Kosten für elektronische Bauteile und Logistik. Zudem nimmt nach Abschwächung der Pandemie und mit den milderen Corona-Verläufen die Nachfrage nach Produkten wie Beatmungsgeräten und Atemschutzmasken ab. Der Umsatz wird daher im zweiten Halbjahr weiter um bis zu 9 % sinken, insgesamt soll aber ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von bis zu 4 % vom Umsatz erreicht werden - vorbehaltlich der instabilen wirtschaftlichen Bedingungen und einer Entspannung der Lieferketten.
Die Zuversicht rührt aus gut gefüllten Auftragsbüchern - die allerdings nicht optimal erfüllt werden können: die begrenzte Verfügbarkeit von Vorprodukten und der Lockdown in China hemmen derzeit noch die Realisierung von Umsätzen aus dem um 8,9 % gestiegenen Auftragseingang. Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 16 % nachgegeben, konnt aber im letzten Monat fast 7 % wieder aufholen - sie lag gestern zu Handelsschluss bei 44,50 Euro.
Auch Fresenius erwartet wegen Problemen bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) schlechtere Geschäfte. FMC leidet unter einem verschärften Personalmangel in den USA, dazu kämen steigende Löhne und Materialkosten sowie Störungen in der Lieferkette. Wegen der Probleme bei FMC erwartet Fresenius nun für 2022 nur noch eine Umsatzsteigerung im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Der Dax-Konzern wird sein mittelfristiges Gewinnziel nicht mehr erreichen zu können, auch FMC zog die Ziele bis 2025 zurück. Die Aktie gab um 13 % innerhalb eines Handelstages nach und lag gestern bei 38,05 Euro.
Fresenius ist Deutschlands größter Krankenhausbetreiber und kämpft seit längerem mit einem schwächeren Wachstum und den Folgen der Corona-Krise. Die Pandemie belastet vor allem FMC, da viele Nierenpatienten an Corona-Infektionen sterben. Die Aktien beider Konzerne brachen ein. Über fünf Jahre hat Fresenius rund zwei Drittel des Börsenwerts verloren. Mehrfach gab es Gewinnwarnungen. Vorstandschef Sturm hat Sparprogramme auf den Weg gebracht und zeigt sich auch offen für einen Konzernumbau. Die neue FMC-Chefin Carla Kriwet soll früher als geplant am 1. Oktober starten,
Der Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer haben eine Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen Impfstoffkandidaten gestartet. Das mögliche Vakzin basiert auf derselben mRNA-Technologie wie der bisherige Impfstoff und wird nun in einer klinischen Phase-2-Studie an rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den USA untersucht, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Für diesen »Impfstoffkandidaten der nächsten Generation« sei das Spike-Protein mit dem Ziel angepasst worden, den Umfang der Immunantwort zu erhöhen, um den Schutz vor Covid-19 zu vergrößern.
»Dies ist der erste einer Reihe von Impfstoffkandidaten mit einem angepassten Design«, erklärten die Unternehmen. Die beiden Partner sprachen von einer langfristigen und wissenschaftsbasierten Impfstoffstrategie, um so »potenziell robustere, länger anhaltende und breitere Immunantworten« gegen Corona-Infektionen hervorzurufen. Die Aktie stieg im letzten Monat um rund 19 %, schloss gestern aber bei 158,55 Euro unter der 20-Tage-Linie.
SCHOTT hat sein Pharmageschäft rechtlich verselbständigt, um seine Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben. Die Sparte für pharmazeutische Verpackungen wächst seit Jahren stärker als der Markt und soll als Schott Pharma AG & Co. KGaA möglicherweise auch über einen Börsengang finanziert werden und damit schneller profitabel wachsen. »Pharma soll auch in Zukunft ein integraler Bestandteil von SCHOTT bleiben. Wir verschaffen uns allerdings mehr Spielraum für unser organisches und anorganisches Wachstum, sowie für weitere Investitionen in unser Konzernziel Klimaneutralität 2030«, so CEO Dr. Frank Heinricht.
Das Portfolio von Schott Pharma reicht von Fläschchen über Glas- und Polymerspritzen bis hin zu Karpulen und Ampullen. Rund 13 Milliarden davon produziert das Unternehmen jedes Jahr. Rechnerisch erhalten jede Minute über 25.000 Menschen weltweit eine Injektion mit einem Medikament, das in eines der Produkte von Schott Pharma abgefüllt wurde.
Höhere Kosten in der Beschaffung und der Logistik sowie die Lockdowns in China haben zu einem Gewinnrückgang bei dem Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers im dritten Quartal geführt. Dazu lieferte das bislang florierende Geschäft mit Antigen-Schnelltests zur Erkennung von Covid-19 erwartungsgemäß geringere Beiträge. Das bereinigte operative Ergebnis sank in den Monaten April bis Juni um knapp ein Fünftel auf 765 Millionen Euro. Nach Steuern verblieben 364 Millionen Euro und damit acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Der Umsatz stieg um 3,7 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte, sanken die Erlöse um 5,7 Prozent. Dies lag an den geringeren Verkäufen von Schnelltests, die im vergangenen Jahr noch geboomt hatten. Die Jahresprognose bekräftigte Siemens Healthineers.