Künstliche Intelligenz

Die Menschen wollen KI

28. September 2020, 11:03 Uhr | Bitkom
Jeder Zweite erwartet, dass KI die Gesellschaft spürbar verändert
© Pixabay

Vor allem in der Forschung, Medizin und Pflege

Immer mehr Menschen entdecken die Chancen Künstlicher Intelligenz (KI) und wünschen sich ihren Einsatz in fast allen Lebensbereichen. Eine Mehrheit rechnet damit, dass KI die Gesellschaft bereits in den kommenden fünf Jahren spürbar verändern wird, und fordert, dass die Technologie stärker kontrolliert wird.

Das ist das Ergebnis einer telefonischen Befragung von 1.004 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom e.V., Berlin. Demnach sagen nur noch 5 Prozent, dass sie noch nie etwas von KI gehört oder gelesen haben. Vor zwei Jahren waren es noch 12 Prozent, vor drei Jahren sogar 22 Prozent. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) ist überzeugt, mindestens gut erklären zu können, was KI bedeutet (2018: 40 Prozent). Zugleich sagen inzwischen mehr als zwei Drittel (68 Prozent), dass sie KI vor allem als Chance sehen. Vor drei Jahren war es mit 48 Prozent erst eine Minderheit, 2018 lag der Anteil bei 62 Prozent.

Mehr KI in Pflege, Verwaltung und Medizin 

In fast allen Lebensbereichen wünscht sich eine Mehrheit den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. An der Spitze steht die Pflege (75 Prozent), etwa um den Gesundheitszustand älterer Menschen zu überwachen. Dahinter folgen Ämter und Behörden (73 Prozent), die Medizin (67 Prozent), der Sicherheitsbereich (66 Prozent) sowie der Sport (61 Prozent), etwa bei Schiedsrichterentscheidungen. Ebenfalls eine Mehrheit wünscht sich den KI-Einsatz beim Transport (58 Prozent), in der Bildung (55 Prozent), in Personalabteilungen oder im Kundenservice (je 54 Prozent) sowie im Verkehr (52 Prozent), etwa mit autonomen Fahrzeugen. Keine Mehrheit findet KI hingegen für politische Entscheidungen (50 Prozent), im Militär (48 Prozent) sowie in der Betreuung von Kleinkindern (38 Prozent).

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KI wird die medizinische Forschung voranbringen

60 Prozent gehen davon aus, dass KI in den kommenden zehn Jahren für Fortschritte in der medizinischen Forschung sorgen wird. Fast jeder Zweite (46 Prozent) erwartet von KI Verhaltenshinweise, um Krankheiten zu vermeiden. 42 Prozent glauben, dass KI individuelle Therapien bei Krankheiten empfehlen wird und 40 Prozent, dass KI Ärzte bei Routineaufgaben unterstützen wird, etwa bei der Analyse von Röntgenbildern.

Jeder Dritte (33 Prozent) geht davon aus, dass KI Körperdaten überwacht und frühzeitig vor Krankheiten oder einem drohenden Herzinfarkt warnt. Zugleich rechnet nur jeder Fünfte (20 Prozent) damit, dass der KI-Einsatz in der Medizin in den kommenden zehn Jahren die Lebenserwartung erhöht, und nur sogar nur 13 Prozent sagen, dass KI bessere Diagnosen stellt als Ärzte. Gerade einmal 8 Prozent erwarten, dass KI-Diagnosen ohne menschliches Zutun den Arztbesuch ersetzen und 6 Prozent, dass heute noch als unheilbare geltende Krankheiten geheilt werden. 

Deutsche Führungsrolle bei KI

Das zunehmende Wissen über KI dürfte auch damit zusammenhängen, dass bereits heute eine große Mehrheit im Alltag KI-Anwendungen nutzt. An der Spitze stehen dabei Textvorschläge beim Nachrichtenschreiben (68 Prozent), Routenvorschläge bei der Navigation (62 Prozent) und Sprachassistenten auf dem Smartphone (60 Prozent). Aber auch Titelempfehlungen beim Streaming (44 Prozent), automatische Übersetzungen (42 Prozent), Fahrassistenzsysteme im Auto (39 Prozent) oder Kaufempfehlungen in Online-Shops (34 Prozent) werden bereits häufig bewusst eingesetzt. Jeder Fünfte (20 Prozent) verwendet die Gesichtserkennung zur Entsperrung des Smartphones, jeder Achte (12 Prozent) die Gesichtserkennung für Fotos, um Personen leichter zu finden.

Die Bürger sehen eine herausragende Bedeutung von KI für Wirtschaft und Wohlstand. So gehen zwei Drittel (66 Prozent) davon aus, dass KI die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken wird. Und drei Viertel (75 Prozent) fordern, dass Deutschland bei der Entwicklung und der Vermarktung von KI-Anwendungen eine weltweite Führungsrolle einnehmen soll. Zugleich wünscht sich eine große Mehrheit (85 Prozent) eine sichere KI und verlangt, dass die Systeme in Deutschland besonders gründlich geprüft und erst nach Zulassung in Geräten genutzt werden können. Nur eine Minderheit von 44 Prozent möchte in Deutschland bestimmte KI-Anwendungen verbieten.

Datenverfügbarkeit als Leitbild 

Bei der Frage, ob der KI-Einsatz vorankommt und ob Deutschland eine weltweite Führungsrolle bei Künstlicher Intelligenz einnehmen kann, kommt nach Ansicht des Bitkom dem Umgang mit Daten eine entscheidende Bedeutung zu. »Datenverfügbarkeit und Datensouveränität müssen als Leitbild die Datensparsamkeit ersetzen«, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Man müsse in Deutschland und Europa Regeln schaffen, die datenbasierte Innovationen wie KI im Interesse der Bürger, der Unternehmen und der Verwaltung erleichtern.

Zugleich zeugten Forderungen nach einer eigenständigen KI-Regulierung von einem falschen Bild von Künstlicher Intelligenz. »KI ist eine Technologie und wir sollten wie bisher auch möglichst technologieneutrale Gesetze machen. Regulierung sollte immer eine Anwendung und ihre Auswirkungen betreffen, nicht die Technologie als solche«, betonte Berg. In den Fällen, wo KI-Anwendungen in Hochrisikobereichen zum Einsatz kommen, müsse konsequent an bestehende Regulierung und die bestehenden institutionellen Strukturen des jeweiligen Sektors angeknüpft werden. »Wir brauchen keinen Algorithmen-Tüv und zum Beispiel auch keine gesonderte KI-Finanzaufsicht, sondern die Finanzaufsicht muss KI-Anwendungen mit in den Blick nehmen.« (me)


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