Auch 50 Jahre nach der Mondlandung haben die Bilder nichts von ihrer Faszination verloren. Dass sich dieses Ereignis so stark im Gedächtnis vieler Menschen verankert hat, liegt vor allem an den einzigartigen Fotos der Apollo-Missionen.
Die Mondlandung war das erste große globale Medienereignis. Bei einer weltweiten Einschaltquote von 50 Prozent verfolgten laut Medienberichten mehr als 500 Millionen Menschen das Ereignis live vor dem Fernseher. Viele wissen heute noch genau, wo sie damals waren. Zeitungen und Magazine erstellten Sonderausgaben und druckten anlässlich dieser Fotos sogar erstmalig in Farbe. Diese haben mit den ersten Fotos aus den Filmaufnahmen vom Mond nicht nur unter Sammlern bis heute Kultstatus.
Die Geschichte der Fotografie im Weltraum nahm mit den Apollo-Vorgänger-Missionen Mercury (1962) und Gemini (1964) erste Fahrt auf. Immer mehr Objektive wurden im Erdorbit eingesetzt. Zugleich verfeinerte man in den Laboren die Technik weiter und stattete die Optiken so aus, dass sie den Herausforderungen im All gewachsen waren.
Ein Objektiv speziell für den Mond
Im Oktober 1968 wird ein Objektiv für die erste Mondlandung bei Zeiss in Auftrag gegeben. Bis zum Praxiseinsatz bei Apollo 11 vergehen nur neun Monate. »Das war eine enorm kurze Entwicklungszeit«, resümiert Dr. Vladan Blahnik, Forschung und Entwicklung bei Zeiss. Wurden beim Vorgängermodell Biogon 4.5/38 die Optikdaten noch äußerst zeitaufwändig per Hand ausgerechnet, liegen die mathematischen Ergebnisse für das Mondobjektiv mithilfe eines Großrechners in nur wenigen Wochen vor. Dr. Erhard Glatzel (1925-2002), leitender Mathematiker im Bereich Fotografie bei Zeiss, erhält dafür und für die Entwicklung weiterer Weltraum-Spezialobjektive den Apollo Achievement Award.
Das Mondobjektiv musste diverse Anforderungen erfüllen, um einerseits in einer handlichen Kamera zu funktionieren, aber auch der wissenschaftlichen Zielvorgabe gerecht zu werden, das Mondlandegebiet präzise zu kartographieren. »Man entschied sich für eine Kamera mit einer Reseauplatte, die ein Messkreuzgitter auf dem Bild erzeugt, sodass die Entfernungen einzelner Positionen berechnet werden können«, erklärt Blahnik. Durch den symmetrischen Aufbau des Objektivs seien die Verzeichnung und alle anderen Bildfehler exzellent korrigiert. Gerade Linien bleiben gerade. Die Bilder sind detailreich und scharf bis in die Ecken.
Auswirkungen der Forschung bis heute
Außer dem Biogon für den Einsatz auf der Mondoberfläche hat das Unternehmen in den 1960er Jahren noch weitere Spezialobjektive für den Weltraum entwickelt: Objektive, die auch für UV-Lichtwellen durchlässig sind, oder extrem lichtstarke Objektive, wie das Zeiss Planar 0.7/50. Von den Erkenntnissen dieser Entwicklungen profitierten die Ingenieure noch heute, zum Beispiel bei der Entwicklung von professionellen lichtstarken Filmobjektiven, von Luftbildobjektiven für die Vermessung der Erdoberfläche oder von Lithographie-Objektiven zur Herstellung von Mikrochips.
Das Objektiv war ein kleiner, aber wichtiger Baustein bei der Mondmission von Apollo 11. Die Kameras mit den Objektiven sind übrigens immer noch auf dem Mond, denn man wollte jedes Gramm beim Rückflug zu Gunsten von Mondgesteinsproben sparen. Nur das wertvolle Filmmaterial trat mit den Astronauten die Rückreise zur Erde an. (me)