Corona 2020

Ein Lehrstück für die europäische Einheit

12. Mai 2020, 12:37 Uhr | Melanie Ehrhardt
Melanie Ehrhardt, Redakteurin medical design
© Weka

Editorial der medical design 3/2020*

Es sind besondere Zeiten, in denen neben Verständnis auch viel Geduld verlangt wird. Unser normales und vor allem freies Leben ist in einer Form eingeschränkt, die ich für meinen Teil nicht kenne. Auch wenn ich noch vor der Wende in Leipzig geboren wurde, durfte ich in einem Land aufwachsen, in dem weder Konsum noch die Reise- oder Bewegungsfreiheit je eingeschränkt waren. Auf dieses schwer erkämpfte Recht wies auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer ersten Fernsehansprache zu Corona noch einmal hin. Und ergänzte im gleichen Atemzug: Solche Einschränkungen seien nur in der absoluten Notwendigkeit zu rechtfertigen. »Sie sollten in einer Demokratie nie leichtfertig und nur temporär beschlossen werden – aber sie sind im Moment unverzichtbar, um Leben zu retten.«

Keine Frage, 24 Stunden in den eigenen vier Wänden sind eine Belastungsprobe. Auch ich arbeite lieber in der Redaktion als in meinem kleinen Homeoffice. Aber das sind Nichtigkeiten zu dem was andere leisten und die in diesen Tagen die Anerkennung erhalten, die sie eigentlich immer verdienen. Was am Ende von dem Beifall für Ärzte und Pfleger bleibt, das entscheiden wir. Kehren wir zurück zur Normalität und sehen es als selbstverständlich, dass sich Menschen im schlecht bezahlten Schichtdienst um uns kümmern? Oder lernen wir daraus und wissen deren Bemühen auch in Zukunft zu schätzen? Ich hoffe auf letzteres.

Natürlich zeigt eine Krise auch immer sehr schmerzlich auf, wo es im System grundsätzlich krankt. Zu wenig Personal, zu wenig Geräte und zu wenig Digitalisierung. Aber auch hier wurden wir Zeugen, wie aus einer Not eine Chance wächst. Diverse Telemedizin-Unternehmen bieten ihre Dienste zurzeit umsonst an. Konzerne wie Seat, Audi und Tesla haben ihr gewohntes Terrain verlassen und fertigen nun statt Autos Beatmungsgeräte. Eine solche Solidarität hilft nicht nur dem Gesundheitssystem, sie tut auch der Seele gut. Denn sie macht Mut und zeigt: Wenn es darauf ankommt, halten wir zusammen – über das eigene Gesundheitssystem hinaus. So haben unter anderem Kliniken in Deutschland Patienten aus Frankreich und Italien aufgenommen. Auch wenn die Grenzen in Europa gerade dicht sind, selten hat die Idee der Europäischen Union so gut funktioniert wie in diesen Tagen. 

Zum Abschluss dieses doch sehr persönlichen Editorials wünsche ich Ihnen nicht nur viel Spaß beim Lesen der Ausgabe, sondern vor allem noch etwas Durchhaltevermögen! Bleiben Sie gesund, geben Sie auf sich und Ihre Mitmenschen Acht. Und vor allem: Bleiben Sie positiv! Es wird eine Zeit nach Corona geben. Wie diese rein menschlich aussieht, das liegt – wie bereits erwähnt – zu großen Teilen in unserer Hand. 

Melanie Ehrhardt
Redakteurin medical design

*Dieser Text stammt aus der medical design 3/2020, die am 29. Aprl 2020 erschien.
 


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