Insulinpumpen auf dem Vormarsch

Immer mehr Diabetiker nutzen elektronische Therapiegeräte

7. Oktober 2019, 15:30 Uhr | Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Insbesondere bei Kindern hat sich die Insulinpumpe als Therapie bewährt.
© Ypsomed

Studie | Immer mehr Menschen mit Diabetes Typ 1 nutzen eine Insulinpumpe. Insbesondere bei Kindern unter 15 Jahren ist sie inzwischen eine Standardtherapie. Auch Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) haben eine breite Akzeptanz gefunden.

Aktuelle Diabetestechnologien sind inzwischen ein fester Bestandteil in der Behandlung des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. So veranschaulicht eine aktuell veröffentlichte Studie in Diabetes Care, dass 1995 gerade einmal ein Prozent der Diabetespatienten die Insulinpumpe nutzte – heute sind es inzwischen über die Hälfte aller Patienten. »Die deutlichste Zunahme ist bei Kleinkindern unter sechs Jahren zu verzeichnen, über 90 Prozent dieser Altersgruppe erhalten heute eine Insulinpumpentherapie«, sagt DDG Vizepräsident Professor Dr. med. Andreas Neu.

In der Beobachtungsstudie an 96.547 Patienten mit Diabetes Typ 1 über einen Zeitraum von 1995 bis 2017 zeigen die Autoren, dass auch Glukosesensoren in der Therapie erheblich an Bedeutung gewannen. Hierbei befindet sich ein Sensor mit einer winzigen Elektrode im Unterhautfettgewebe, der regelmäßig den Glukosewert ermittelt. »Besonders bei Kleinkindern unter sechs Jahren wird der Glukosesensor immer häufiger eingesetzt«, führt Studienautorin Dr. med. Louisa van Boom, Oberärztin am Clementine Kinderhospital Frankfurt, aus. Das erspare ihnen den unleidigen Pieks in den Finger und erleichtere Eltern den Alltag.

Insulinpumpe: Das Blut unter Kontrolle

In Deutschland nutzt mittlerweile über die Hälfte aller jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Insulinpumpe. Ein Grund ist vor allem die komfortable Therapie. Die wichtigste Voraussetzung dafür: Sicherheit – von der Nadel bis zum Antrieb. mehr

 

Insulindosis schnell anpassen

Auch Therapieerfolg und Sicherheit haben zugenommen: »Wir konnten aufzeigen, dass sich der HbA1c-Wert bei Pumpenträgern gegenüber Patienten mit Pen-Therapie verbessert hat«, so van den Boom. Zudem habe sich die Anzahl der Patienten mit schweren Unterzuckerungen und Koma durch die neuen Technologien deutlich verringert.

Die besondere Erfolgsgeschichte der CGM-Systeme bei Kindern sieht Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie der DDG (AGPD) in der Therapieerleichterung und Verbesserung der Lebensqualität. Denn bei Kindern muss jederzeit mit erheblichen Blutzuckerschwankungen gerechnet werden. »Unregelmäßige Bewegung und Nahrungsaufnahme sowie Wachstumsschübe wirken sich erheblich auf den Zuckerstoffwechsel aus«, so Kapellen. Die Insulindosis müsse daher besonders häufig und schnell angepasst werden, um gefährliche Unterzuckerungen zu verhindern.

DDG kritisiert lange Genehmigungsverfahren

»Doch die CGM-Systeme werden Patienten meist nur nach einem langen Genehmigungsverfahren unter zusätzlicher Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) zugesprochen«, kritisiert Kapellen. Dies sei unnötig, da die Leitlinien der DDG, der ergänzende Begutachtungsleitfaden zur Bewilligung einer Insulinpumpe des MDK sowie der Beschluss des G-BA zum rtCGM eindeutig für eine Erstattung sprechen. »Eine verzögerte Bewilligung der kontinuierlichen Glukosemessung belastet die betroffenen Familien nur unnötig«, ergänzt Neu. (me)

 

Schlageworte: Diabetes, Insulinpumpe, Glukosemessung

Genannte Firmen: Deutsche Diabetes Gesellschaft


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