Digitale Gesundheitsanwendung

»Invirto« von Sympatient als DiGA zugelassen

7. Dezember 2020, 8:24 Uhr | Sympatient
Zur Invirto-Therapie gehören neben App auch Kopfhörer und eine VR-Brille.
© Sympatient

Digitale Psychotherapie behandelt Angststörungen mithilfe von VR

»Invirto« ist vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) offiziell als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zugelassen. Mit der von der Sympatient GmbH, Hamburg, entwickelten digitalen Psychotherapie bei Agoraphobie (Platzangst), Panikstörung und sozialer Phobie können Patienten ihre Therapie zuhause absolvieren. Mit Virtual-Reality-Umgebungen lernen sie, mit ihrer Angst umzugehen und diese zu überwinden. So ermögliche Invirto als erste DiGA eine vollständige Expositionstherapie (Konfrontationstherapie). Ärzte und Psychotherapeuten begleiten die digitale Behandlung und können jetzt die Anwendung nach ausführlicher Diagnostik auf Kassenrezept verordnen.

Digitale Psychotherapie für Zuhause

Jedes Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise über fünf Millionen Menschen an Panikstörungen, also Angstanfällen, die scheinbar aus heiterem Himmel kommen, Agoraphobie, also der Angst, an öffentlichen Orten die Kontrolle zu verlieren, und sozialer Phobie, der Angst davor, stark im Mittelpunkt zu stehen. Viele Patienten fühlen sich in ihrer Situation allein gelassen, auch weil sie oft lange auf klassische Therapieplätze warten müssen – in der aktuellen Corona-Pandemie hat sich dies noch verschärft.

Hier setzt Invirto an. Das Behandlungskonzept ermöglicht den Patienten einen schnellen Zugang zu einer hochwertigen Psychotherapie. Diese basiert auf dem von der Behandlungsleitlinie empfohlenen Goldstandard der kognitiven Verhaltenstherapie in Kombination mit Expositionsübungen. Das heißt, der Patient setzt sich gezielt mit den Situationen auseinander, die die Angst auslösen, um dieses Gefühl neu zu bewerten. In realitätsnahen Virtual Reality-Simulationen stellen sich die Erkrankten alltäglichen Situationen wie beispielsweise Aufzugfahrten oder einem Supermarktbesuch.

Die dafür notwendige VR-Brille und Kopfhörer bekommen sie zu Beginn der Therapie mit nach Hause. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen vollständig. Patienten behalten die Hardware nach der Therapie, um die Erfolge festigen zu können. Ausgebildete Psychotherapeuten begleiten die Behandlung, führen eine Diagnostik durch und bereiten die Expositionen mit Patienten vor und nach. Sie erhalten dafür von Sympatient eine kostenfreie Weiterbildung und Materialien. Hinzu kommen spielerische Elemente wie ein »Angstmonster«, das die Angst visuell verkörpert und damit für die Patienten greifbar macht. 

Evidenz wird am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein erhoben

Invirto ist vorläufig ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Seit Anfang 2020 untersucht das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck und Kiel (UKSH) die Wirksamkeit der digitalen Psychotherapie in einer wissenschaftlichen Studie. Dazu werden Wirkung   auf die Angststörung, Funktionsniveau im Alltag, Lebensqualität und Akzeptanz von mehr als 200 Teilnehmern systematisch erhoben. Auch während der vorläufigen Zulassung als DiGA und in der Studie werden Patienten immer von Ärzten oder Psychotherapeuten begleitet. (me)


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