Elektronische Patientenakte

Jens Spahn schießt gegen Industrie

11. Mai 2021, 14:30 Uhr | bvitg
Sebastian Zilch, Geschäftsführer des bvitg e.V.
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bvitg-Geschäftsführer Zilch weist Schuldzuschreibung zurück

Endspurt für die elektronische Patientenakte (ePA): Zum 30. Juni soll die ePA in den Arztpraxen einsatzfähig sein, sonst drohen Sanktionen. Doch beim Deutschen Ärztetag werden Zweifel geäußert, ob dieser Start gelingen kann. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gab dafür den PVS-Herstellern die Schuld und drohte mit gesetzlichen Schritten, um für mehr Geschwindigkeit zu sorgen.

»Diese Schuldzuschreibungen weisen wir klar zurück«, kontert Sebastian Zilch, Geschäftsführer des Bundesverbands Gesundheits-IT, dem Minister. Die Hersteller würden mit Hochdruck an der Umsetzung aller Digitalprojekte arbeiten, die in dieser Legislatur auf den Weg gebracht wurden. Bei der Umsetzung von Vorgaben in der Software sei nicht allein die Geschwindigkeit bei der Programmierung relevant; sondern vielmehr die Softwarespezifikationen, welche den Herstellern regelhaft mit großer Verzögerung angeboten werden oder sich kurz vor Schluss ändern.

»Das ganze System steht seit Monaten unter enormen Druck und die Kapazitätsgrenzen aller Institutionen sind erkennbar erreicht«, sol Zilch weiter. Viele der politisch gewollten Fristen würden sich nicht ohne Weiteres in die Versorgungsrealität übersetzen lassen. »Obwohl dies seit Langem bekannt ist, zeigt sich bisher keine Bereitschaft, gesetzlich eine Priorisierung vorzunehmen.«

Agiles Projektmanagement erforderlich

Mit dem Wunsch nach einer Priorisierung ist die Industrie nicht allein: So beklagte der Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt beim Deutschen Ärztetag, dass die vom Ministerium beschlossenen Fristen schon ohne Pandemie nicht zu halten gewesen wären und auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bezeichnete kürzlich bei ihrer Vertreterversammlung die Fristen zur Einführung weiterer digitaler Anwendungen als unrealistisch.

Bei der Auflösung dieser Konflikte sieht der bvitg Handlungsbedarf: »Was wir jetzt brauchen, ist eine klare Priorisierung der Vorhaben: Was soll mit Vorrang angegangen werden und was kann im Gegenzug zurückgestellt werden? Ganz klar zu bevorzugen sind alle Vorhaben, die unmittelbar der Bekämpfung der Corona-Pandemie gelten, etwa das digitale Impfzertifikat. Schließlich liegen diese im Hauptinteresse der Bevölkerung. Die Industrie steht für einen direkten Austausch gerne bereit«, ergänzt Zilch. (me)


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