Nanomedizin

Krebs mit Nanopartikeln erkennen

17. August 2021, 10:30 Uhr | Klinikum Freising
Nanopartikel gelten als wichtige Hoffnungsträger für neuartige Behandlungsmethoden bei vielfältigen Erkrankungen.
© AdobeStock.com/Alexander

Klinikum Freising ist Vorreiter bei der Brustkrebs-Untersuchung

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen: In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 57.000 Frauen neu an Brustkrebs [1]. Heutzutage kann meist auf die komplette Abnahme der Brust verzichtet werden. Bei mehr als 70 Prozent der Patientinnen können die Chirurgen mittlerweile so operieren, dass die Brust erhalten bleibt. 

Bei der OP wird neben dem Tumor-Gewebe auch der sogenannte Wächter-Lymphknoten untersucht. Dieser ist der erste Lymphknoten, der im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit eines bösartigen Tumors liegt. Sollten sich Krebszellen vom ursprünglichen Herd gelöst haben, so wäre daher dieser Knoten am wahrscheinlichsten als erstes betroffen.

Auf der Suche nach dem Wächter-Lymphknoten

Diesen zu finden und zu analysieren, ist daher äußerst wichtig, um abzuklären, in welchem Stadium der Krebserkrankung sich die Patientin befindet, und ob der Tumor gestreut hat. Für die Suche nach dem Wächter-Lymphknoten injizieren Nuklearmediziner vor der OP standardmäßig eine leicht radioaktive Lösung (Tracer) in die Brust und Achselhöhle. Von dort wandert dann der Tracer zum Wächter-Lymphknoten und markiert ihn so für die Entnahme.

Eine schonende Alternative ist die Injektion magnetischer Nanopartikel (Magnetic-Particle-Imaging), wie sie seit kurzem die Gynäkologische Abteilung am Klinikum Freising als eine der ersten Kliniken in Deutschland vornimmt. Mithilfe einer speziellen Sonde lassen sich dann die Nanopartikel, und damit der Wächter-Lymphknoten, schnell und exakt finden. »Da sich der Wächter-Lymphknoten nach der Eingabe bräunlich verfärbt, ist er auch optisch gut zu entdecken«, erklärt Dr. Dario Vincenti, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Leiter des Brustzentrums des Klinikums Freising. Das Verfahren sei mindestens so zuverlässig wie die traditionelle Methode, aber die Patientinnen seien keiner radioaktiven Strahlenbelastung ausgesetzt. Auch gebe es nachweislich kein Risiko einer allergischen Reaktion.

Schonende Untersuchung für Brustkrebs-Patientinnen

»Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wird der Tumor rechtzeitig entdeckt und werden das befallene Gewebe und der befallene Lymphknoten gezielt und schnell entfernt, liegen heute die Heilungschancen bei über 90 Prozent«, so Vincenti. Das Klinikum Freising setzt daher auf effiziente und zugleich schonende Methoden, um die Risiken und die Belastung für die Patientinnen so gering wie möglich zu halten. »Ich bin sehr glücklich, dass wir nun unseren Patientinnen dieses neue Verfahren anbieten können, und damit diese, aber auch unser Personal vor unnötiger Strahlung bewahren zu können.«

Das Verfahren werde bereits weltweit praktiziert, hauptsächlich aber in den USA, berichtet Vincenti der Süddeutschen Zeitung [2]. Er habe bei einem Kongress von der neuen Methode erfahren - und sich kurz danach im Klinikum rechts der Isar in München das Verfahren, das dort bereits angewandt wurde, angeschaut. Dort gibt es auch entsprechende Workshops. Der Umstieg sei für erfahrene Operateure kein Problem. »Für die Patientinnen aber ist es nun wesentlich angenehmer, auch da sich die Untersuchung flexibler gestaltet. Bei der früheren Methode fand diese am Tag vor der OP statt, da die radioaktiven Partikel zerfallen. Die Nanopartikel dagegen können schon früher injiziert werden, sie sind bis zu drei Wochen im Lymphknoten nachweisbar und verlieren ihren Magnetismus nicht. Bislang sind am Freisinger Klinikum acht Frauen mit der neuen Methode behandelt worden.

Quellen

[1] Bundesministerium für Bildung und Forschung: Mit magnetischen Nanopartikeln dem Brustkrebs auf der Spur (Stand: 17. August 2021)

[2] Süddeutsche Zeitung: Vorreiter bei der Brustkrebs-Behandlung (Stand: 17. August 2021)

(me)


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