Herzinsuffizienz

Kunstherz Aeson erstmals implantiert

1. September 2021, 11:00 Uhr | Universitätsklinikums Schleswig-Holstein
Das neue Kunstherz, das die Größe eines menschlichen Herzens hat, wurde erstmalig in Deutschland erfolgreich in Kiel implantiert.
© Carmat

Letzte Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinsuffizienz im Endstadium

Einem Team der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, (Direktor: Prof. Dr. Jochen Cremer) unter der Leitung von Prof. Dr. Assad Haneya gelang es deutschlandweit erstmals erfolgreich ein neues Kunstherz zu implantieren. Anders als bisherige Systeme, die primär der Unterstützung der linken Herzkammer dienen, erlaubt das neue Kunstherz die Stabilisierung bei Versagen beider Herzkammern.

»Das System stellt eine entscheidende Weiterentwicklung in der Therapie der dauerhaften Herzunterstützungssysteme dar«, sagt Haneya, stellvertretender Klinikdirektor und Ärztlicher Leiter des Bereiches Transplantation und mechanische Unterstützungssysteme. Der Patient litt an einer schweren Schwäche beider Herzkammern, weshalb er auch für eine Herztransplantation gelistet wurde. Sein Zustand hat sich in den vergangenen Wochen aber dramatisch verschlechtert. »Da wir trotz der eingeleiteten intensivmedizinischen Maßnahmen keine Stabilisierung erreichen konnten, entschieden wir im Heart-Team gemeinsam mit dem Patienten, die Implantation durchzuführen«, so Haneya. Die neunstündige Operation des bereits am Herzen voroperierten Patienten verlief erfolgreich und der Patient befindet sich auf dem Weg der Besserung.

»Sofort nach Aktivierung des Systems hat sich der Kreislauf unseres Patienten deutlich stabilisiert«, sagt Dr. Bernd Panholzer, Leiter der herzchirurgischen Intensivstation der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. Das Kunstherz laufe stabil. Das System erzeugt – wie ein echtes Herz auch – einen pulsierenden Blutfluss und passt sich den Bedürfnissen des Patienten durch einen Selbstregulationsmechanismus an. »Wir können sogar auf die Gabe hochdosierter Blutverdünnung verzichten und sind überzeugt, auch weiteren Patientinnen und Patienten zu guter Lebensqualität verhelfen zu können.«

Kunstherz als letzte Behandlungsoption

Die Herzinsuffizienz ist die krankhafte Unfähigkeit des Herzens, dem Körper ausreichend Blut für die Sauerstoffversorgung der Organe und Zellen zur Verfügung zu stellen. Sie zählt zu den Volkskrankheiten und ist eine der häufigsten Todesursachen der westlichen Welt. Je nach Ursache stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten – sowohl der Grunderkrankung als auch der Herzinsuffizienz in ihrer Ausprägung – zur Verfügung.

»In der Regel gelingt es, die Patientinnen und Patienten mit Medikamenten oder sogenannten interventionellen Verfahren, wie der Versorgung mit Herzschrittmachern oder Defibrillatoren, von ihren Symptomen zu befreien oder diese zu lindern. In schweren Fällen können wir durch die Implantation von Herzunterstützungssystemen, als letzte Behandlungsoption neben der Herztransplantation, die Prognose der Patientinnen und Patienten entscheidend verbessern«, erklärt Dr. Alexander Reinecke, Leiter der Ambulanz für Terminale Herzinsuffizienz, Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin des UKSH, Campus Kiel (kommissarischer Direktor: Prof. Dr. Derk. Frank). (me)


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