Nobelpreis für Medizin

Neandertaler-Gen beeinflusst COVID-Verläufe

4. Oktober 2022, 10:53 Uhr | Ute Häußler
Pääbos bahnbrechendes Werk bietet eine Grundlage für die Erklärung dessen, was uns zu einzigartigen Menschen macht.
© Karolinska Institut

Der schwedische Forscher Svante Pääbo hat den Nobelpreis für Medizin 2022 erhalten. Er sequenzierte das Neandertaler-Genom und stellt heute eine Verbindung zu schweren COVID-Verläufen her.

Die Frage nach dem menschlichen Ursprung treibt Wissenschaftler seit Jahrhunderten um: Woher kommen wir, und wie sind wir mit denen verwandt, die vor uns kamen? Was unterscheidet uns, den Homo sapiens, von anderen Homininen?

Für seine Forschung an Neandertalern, die vor rund 30 Jahren aus rein historischer Neugierde begann, erhielt der schwedische Forscher Svante Pääbo nun den Nobelreis für Medizin 2022. Der am Leipzger Max-Planck-Institut arbeitende Wissenschaftler hat laut Begründung des Nobelpreis-Komitees »mit seinen bahnbrechenden Forschungen etwas scheinbar Unmögliches geschafft«. Pääbo wurde für seine Sequenzierung des Neandertaler-Genoms ausgezeichnet. Außerdem entdeckte er einen bisher unbekannten Homininen, Denisova.

Verbindung zu heutigem Menschen und COVID-19

Wichtig ist, dass Pääbo auch herausfand, dass ein Gentransfer von diesen inzwischen ausgestorbenen Homininen auf den heutigen Menschen stattfand. Dieser uralte Genfluss ist physiologisch relevant, da er zum Beispiel die Reaktion unseres Immunsystems auf Infektionen beeinflusst. »Wir haben herausgefunden, dass der größte Risikofaktor bei der Corona-Pandemie schwer zu erkranken oder an einer Infektion sogar zu sterben, vom Neandertaler auf den modernen Menschen übergegangen ist,« sagte Svante Pääbo auf einer Pressekonferenz anläßlich seiner Auszeichnung.

Derzeit untersuchen er und andere Kollegen daher intensiv die funktionellen Unterschiede der Neandertaler-Gene hinsichtlich der Reaktion auf COVID-19 und vergleichen diese mit dem Genom des deutlich besser gegen die Krankheit geschützten heutigen Menschens. Pääbo erhofft sich eine bessere Behandlung gegen die Pandemie.

10 Millionen schwedische Kronen

Der jährlich vergebene Nobelpreis für Medizin ist eine der renommiertesten Auszeichnungen für medizinische Wissenschaft weltweit. Er ist mit 10 Millionen schwedischen Kronen dotiert, umgerechnet entspricht dies ca. 920 Tausend Euro. Mit der diesjährigen Auszeichung kann sich auch der Wissenschaftsstandort DEutschland über eine Würdigung und positive Aufmerksamkeit freuen.


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