Parkinson

Neue Studie zur tiefen Hirnstimulation

5. Juni 2020, 9:24 Uhr | Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
Die Messung beruht bei den meisten Geräten auf dem Prinzip der Infrarotspektroskopie.
© Pixabay

Aktuelle Studie zur tiefen Hirnstimulation bei Parkinson-Erkrankung als Meilenstein der Therapie

Die tiefe Hirnstimulation („deep brain stimulation“/DBS) mit stereotaktischer Implantation von Elektroden stellt seit Jahren eine etablierte Behandlung der Parkinson-Erkrankung dar, da sie die motorischen Symptome der Erkrankung verbessern kann. Stimuliert wird dabei ein Kerngebiet im Zwischenhirn. 

Mehrere Studien haben bereits einen Effekt der tiefen Hirnstimulation bei Parkinson-Patienten nachgewiesen, verglichen wurde das interventionelle Verfahren allerdings immer mit der bestmöglichen medikamentösen Therapie, so dass Placeboeffekte nie eingeschätzt werden konnten. Eine aktuelle Studie verglich nun erstmals die tiefe Hirnstimulation mit einer Schein-Stimulation. Im Ergebnis profitierten die Patienten klar von der »echten« Therapie, sie hatten mehr tägliche symptomfreie Zeit und eine deutlich höhere Lebensqualität.

Lebensqualität steigt mit THS

Die Studie wurde an 23 Behandlungszentren der USA durchgeführt und schloss im Zeitraum 2013-2017 insgesamt 313 Parkinson-Patienten zwischen 22 und 75 Jahren ein, deren Erkrankungsdauer mindestens fünf Jahre betrug und die seit mindestens 28 Tagen eine stabile medikamentöse Parkinsontherapie erhielten. Eingesetzt wurde die neuere MICC-Technologie (multiple independent contact current-controlled), mit der die Stromstöße kontrollierter appliziert werden können als mit der herkömmlichen Methode.

Allen Teilnehmern wurden beidseitig DBS-Elektroden implantiert. Es wurden zwei Gruppen computergestützt randomisiert. Die elektrische Stimulation erfolgte über drei Monate entweder aktiv mit therapeutischer Dosierung der Stromdosis (Verumgruppe) oder mit einer subtherapeutischen Stimulationsdosis (Sham-/Kontrollgruppe). Nur der Programmierer wusste, mit welcher Stärke ein Patient stimuliert wurde. Das primäre Outcome war der Unterschied der täglichen Symptomkontrolle ohne störende Dyskinesien zwischen den Gruppen (mittlere Veränderung vom Ausgangsbefund bis nach drei Monaten, ohne dass eine Dosisanhebung der Medikamente notwendig wurde. Nach den drei Monaten begann die fünfjährige Studienphase, in der alle Patienten eine Stimulation im therapeutischen Bereich erhalten.

Die nun vorliegende Zwischenanalyse basiert auf den ersten 160 randomisierten Patienten nach insgesamt einem Jahr. 121/160 Patienten (76%) waren in der aktiven- und 39/160 (24%) in der Kontrollgruppe (Verhältnis 3:1). Nach der dreimonatigen Verblindungsphase war der Unterschied hinsichtlich der Symptomkontrolle signifikant: Er betrug in der Verumgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe mehr als drei Stunden täglich (p<0,0001). »Dieser Unterschied ist für die Lebensqualität der Betroffenen sehr bedeutsam. Es macht viel aus, ob ich pro Tag drei ‚gute‘ Stunden ohne ausgeprägte Parkinsonsymptome mehr oder weniger habe«, sagt Prof. Dr. Günther Deuschl, Seniorprofessor an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel. Die Wirksamkeit des Verfahrens sei also als sehr hoch einzustufen. (me)


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