Ethische Moral aus dem Katalog?

NRW forscht an »TÜV-Siegel« für Künstliche Intelligenz

27. August 2019, 11:30 Uhr | Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie
Nordrhein-Westfalen will innerhalb der nächsten zwei Jahre zu den zehn stärksten europäischen Standorten für die Entwicklung und Anwendung Künstlicher Intelligenz gehören.
© Pixabay

Eine Art »TÜV-Siegel« für Künstliche Intelligenz (KI) mit ethischer Verantwortung - daran arbeitet ein interdisziplinäres Forscherteam in Nordrhein-Westfalen. Ziel sei der europaweit erste Prüfkatalog zur Zertifizierung von KI-Anwendungen.

Technische Zuverlässigkeit müsse gepaart werden mit Standards zum verantwortungsvollen Umgang, um Algorithmen zu hinterfragen und mit KI erzeugte Datenbestände nicht »wild auszuwerten«. Beispiel: Ein Algorithmus, der bei der Kreditvergabe Hautfarbe und Bonität als Entscheidungsgrundlage in Beziehung bringt. «Solche Algorithmen wollen wir nicht», sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Montag in Düsseldorf.

Das von den Universitäten Köln und Bonn gemeinsam mit anderen Partnern auf den Weg gebrachte Projekt ist Teil der vor einem halben Jahr gestarteten »Kompetenzplattform KI.NRW«. Die Initiative fördert Flaggschiff-Projekte und Experimente - unter anderem in der Medizintechnik und in der digitalen Landwirtschaft. Dank KI könnten etwa Röntgenbilder weltweit abgeglichen werden und im Agrarbereich Saatgut, Dünger oder Pestizide punktgenau eingesetzt werden, erläuterte der Minister.

NRW müsse seine erheblichen Kompetenzen in der Künstlichen Intelligenz besser vernetzen und weltweit sichtbarer machen. 2020 will die Landesregierung allein für den Technologietransfer zwischen Forschung und Industrie 30 Millionen Euro bereitstellen und bis zu 70 Millionen aus privaten Mitteln mobilisieren.

In zwei Jahren unter den Top Ten Europas bei KI

Das Geld soll aber nicht nur der Technik dienen, sondern auch dem Bundesland selbst. NRW  will in zwei Jahren zu den Top Ten Europas bei Künstlicher Intelligenz gehören. »Unsere neue Kompetenzplattform KI.NRW hat bereits ein halbes Jahr nach dem Start eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte vorzuweisen«, so Pinkwart. Er sei deshalb sicher, dass die Netzwerkplattform das ehrgeizige Ziel erreichen wird, einen der führenden Plätze in der ersten Liga Deutschlands und Europas beim Thema KI einzunehmen.

»Schon jetzt ist Nordrhein-Westfalen ein wichtiger europäischer Standort mit langjährigen Kompetenzen in der Erforschung und Entwicklung der Künstlichen Intelligenz – sowohl im wissenschaftliche-, als auch im Unternehmensumfeld«, betonte Prof. Dr. Stefan Wrobel, Institutsleiter des Fraunhofer IAIS, das KI.NRW leitet. Um diese Vorreiter-Position weiter auszubauen gelte es, die vielseitigen Kompetenzen zu bündeln, im Netzwerk zu etablieren und die KI-Highlights aus Nordrhein-Westfalen international sichtbar zu machen.

Denn beim Themenfeld KI werde es in den kommenden Jahren vor allem darum gehen, die Hotspots der Künstlichen Intelligenz miteinander zu verbinden, Kooperationsformen, Formate des Technologietransfers und der digitalen Bildung zu entwickeln, so der Minister weiter. Nur im Konzert möglichst vieler deutscher und europäischer Kompetenzen werde es gelingen, mit anderen großen Treibern wie USA oder China mitzuhalten. Gerade vor dem Hintergrund der mittelständisch geprägten Wirtschaft im Land sei ein effizienter Technologietransfer daher unverzichtbar.

Um den direkten Technologietransfer zwischen Forschung und Industrie zu fördern, initiiert KI.NRW mehrere Flaggschiffprojekte und baut Experimentalumgebungen auf, die Raum für explorative Analysen und Untersuchungen bieten: Konkret geplant sind bisher anwendungsbezogene Vorhaben in den Bereichen Mobilität, Produktion, Circular Economy, Medizintechnik und Digital Farming. In den Projekten arbeiten große Unternehmen, Mittelständler und Start-ups eng mit Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen. (dpa/me)


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