Holomedizin

Quantensprung für Diagnostik und Chirurgie

1. Dezember 2021, 11:00 Uhr | Pius-Hospital
Mit Mixed-Reality-Brillen lassen sich Organ-Hologramme von allen Seiten betrachten, mit den Händen drehen, vergrößern oder verschieben.
© Pius-Hospital Oldenburg

Pius-Hospital Oldenburg wird zum Holomedizin-Zentrum

Eine Brille aufsetzen und zum Beispiel die Leber der Patientin, die gleich operiert werden soll, in 3D wie ein Hologram vor sich in der Luft schweben sehen: Das ist eine Anwendungsmöglichkeit der sogenannten Holomedizin. Was nach ferner Science Fiction klingt, ist in einigen OP-Sälen schon heute möglich.

Auf diesem Gebiet forscht auch die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. med. Dirk Weyhe, Direktor der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie. Aufgrund des großen Engagements auf diesem Forschungsfeld ist das Pius-Hospital zu einem von weltweit fünf zertifizierten Holomedizin-Zentren für Exzellenz (Holomedicine Centers of Excellence - HCoE) ernannt worden. Das Zertifikat erhielt das Krankenhaus am 27. November 2021 im Rahmen des Eröffnungsgipfels der Holomedicine Association 2021 in Singapur. 

Weyhe zählt zu einem internationalen Spezialistenteam, das die Möglichkeiten der Holomedizin-Technik in der klinischen Forschung einsetzt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zusammen mit den Partnern des Softwareentwicklers apoQlar weiterentwickelt. Als eines der 40 weltweiten Gründungsmitglieder der Holomedicine-Assoziation wird der Oldenburger Mediziner und Wissenschaftler auch daran beteiligt sein, zukünftig internationale multizentrische Studien im Bereich der Viszeralchirurgie weiter nach vorn zu bringen.

Anwendungsoptionen der Holomedizin

Die Holomedizin soll es künftig Spezialisten aus der ganzen Welt ermöglichen, zeitgleich in einem virtuellen Raum zusammenzukommen, um komplexe Eingriffe gemeinsam zu beraten und durchführen zu können. Für ihre aktuellen Forschungsarbeiten nutzen die Oldenburger Wissenschaftler, die von Microsoft entwickelte Mixed-Reality-Brille Hololens II. Diese Brille, mit einem integrierten Computer wandelt verschiedene radiologische Bilder, zum Beispiel von CT- oder MRT-Aufnahmen in dreidimensionale Hologramme um und kann beispielsweise Ultraschall-, Mikroskop- oder Endoskopieuntersuchungen in Echtzeit anderen abwesenden Ärzten auf der Brille anzeigen.

Die Anwendungsoptionen der Holomedizin könnten schon in wenigen Jahren in zahlreichen Bereichen des medizinischen Alltags zum Standard werden. Zumindest in entsprechend ausgestatteten Zentren reichen die Einsatzgebiete von der interdisziplinären Tumorkonferenz, über die OP-Planung bis hin zur OP-Unterstützung durch Experten zum Beispiel bei komplexen Operationen, erklärt Weyhe: »In der Tumorchirurgie ist schon jetzt klar, dass die Patienten erheblich von den neuen Möglichkeiten profitieren werden.« Im Verbund mit Roboter-gestützten Systemen und künstlicher Intelligenz könnten sich in Zukunft darüber hinaus weitere neue Möglichkeiten für die Optimierung operativer Verfahren ergeben.

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(me)


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