Medica 2020

Radiobotics gewinnt Start-up Competition

2. Dezember 2020, 15:43 Uhr | Messe Düsseldorf
Die »Goldmedaille« bei der Medica Start-up Competition ging in diesem Jahr an Radiobotics aus Dänemark.
© Messe Düsseldorf

Unternehmen aus Dänemark überzeugt mit »RBknee«

Von der frühen Diagnose einer Arthritis über eine nachhaltige Energiequelle bis hin zum Wearable, das nicht-invasiv den Füllstand der Harnblase ermittelt: Die große Vielfalt der Digital-Health-Neuheiten spiegelte sich auch in diesem Jahr wider im Rahmen der Medica, die pandemiebedingt vom 16. – 19. November 2020 komplett im virtuellen Format als virtual.Medica stattfand. In gleich zwei Wettbewerben konnte sich die kreative Gründerszene messen und bot dabei ein Feuerwerk der Ideen: im Rahmen der 9. Medica Start-up Competition sowie des 12. Healthcare Innovation World Cup.

Sieger des Start-up-Wettbewerbs wurde Radiobotics aus Dänemark. Stine Mølgaard Sørensen, Mit-Gründerin von Radiobotics, stellte in der Pitch-Session »RBknee« vor. Es ist das erste CE-zertifizierte Produkt des jungen Unternehmens. Es erstellt automatisch Befunde, die für die röntgenologische Diagnose von Osteoarthritis am Knie relevant sind und gibt sie in einem Textbericht inclusive Schlussfolgerungen wieder. Zudem wird visuell dargestellt, was der Algorithmus erkannt hat.

Analyse und Befundung automatisieren

Sørensen hebt im Gespräch mit Medica.de hervor, dass das Unternehmen robuste und klinisch validierte Algorithmen für die Radiologie des Muskel-Skelett-Systems entwickele. Die Radiologie - und Röntgenbilder im Speziellen - seien aus ihrer Sicht besonders geeignet, per Algorithmus ausgewertet zu werden, da hier Bilder zweidimensional vorlägen und relativ einfach ausgewertet werden könnten. Die Software soll den Arzt von Routineuntersuchungen befreien und den Durchsatz erhöhen, indem sie die Analyse und Befundung von Routineröntgenbildern automatisiert und den Arbeitsablauf optimiert.

Radiobotics setzt vor allem auf den Einsatz bei Erkrankungen mit relativ niedrigem Risiko, aber hohen Einsatzraten. »Wir wollen etwas entwickeln, was wir genau jetzt einsetzen können«, schildert Sørensen. Dazu arbeitet die Software mit dem verbreiteten Bildarchivierungssystem PACS. Sørensen berichtet, dass Radiobotics mit der Berliner Charité kooperiere und so Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit deutschen Krankenhäusern sammele. Das Start-up hat seinen Hauptsitz in Kopenhagen und sieht im europäischen Markt großes Potential. Im nächsten halben Jahr ist der Schritt in die USA sowie nach Großbritannien geplant. Um gerüstet zu sein für die Internationalisierung, ist eine weitere Investitionsrunde vorgesehen.

Biobrennzelle für Einweg-Medizinprodukte

Mit BeFC belegte ein französisches Start-up den zweiten Platz. Darüber hinaus war es zugleich einer der drei gleichplatzierten Platz-1-Sieger beim Healthcare Innovation World Cup. Dabei ist das, was das Start-up anbietet, auf den ersten Blick nicht im Bereich Gesundheit angesiedelt. »Bei BeFC entwerfen und produzieren wir in erster Linie unsere innovative papierbasierte Biobrennstoffzelle, die als nachhaltige und umweltfreundliche Energielösung für Internet-of-things-Geräte und angeschlossene Applikationen mit geringem Stromverbrauch dienen soll«, sagen Jules Hammond, BeFC-Geschäftsführer, und Dr. Marie Berthuel, Senior Scientist & Communication Manager.

Der Sinn des Einsatzes dieses Produktes auf dem Gesundheitsmarkt erschließt sich bei näherer Betrachtung: Hier werden oft Einweg-Medizinprodukte verwendet, etwa um Kontaminationsrisiken zu verringern. Diese Geräte werden meist jedoch mit Knopf- oder Knopfzellenbatterien betrieben. Solche Miniaturbatterien sind in der Regel im Produkt versiegelt. Daher könne laut BeFC das Recycling komplex, zeitaufwendig und teuer sein. »BeFC löst dieses ökologische Dilemma, indem es eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Miniaturbatterien bietet«, schildern Hammond und Berthuel. Jetzt wolle sich das Unternehmen auf die industrielle Erprobung der Papier-Brennstoffzellen und die Veränderung der Produktion konzentrieren. »Wir möchten auch unser Team mit talentierten und erfahrenen Personen erweitern, um unser Wachstum zu unterstützen. Zudem hoffen wir, weiterhin mit innovativen Unternehmen zusammenzuarbeiten, um die nächste Generation umweltfreundlicher IoT-Geräte zu entwickeln – wie unser Slogan zusammenfasst: `Gemeinsam mit der Natur die Zukunft antreiben.«

Smartwatch misst Blutzucker

Das virtuelle Siegerpodest erklimmen konnte auch die ETH Zürich mit der Entwicklung von »MyLeg«. Dabei geht es darum, Beinamputierten das Gefühl beim Gehen wieder zurückzugeben. Denn fehlendes Gefühl und damit das fehlende Feedback der Füße können vielfach zu Stürzen führen. Ein neuartiges Zusatzgerät, das ergänzend zur kommerziell erhältlichen Prothese zum Einsatz kommt, verhindert dies. Es gibt Feedback über eine Einlegesohle mit Sensoren in Kombination mit einem tragbaren Stimulator, der in einen Gürtel eingebettet ist. Das Team der ETH Zürich konnte damit Platz 3 für sich verbuchen.

Nicht weniger interessant sind die beiden weiteren Sieger des Innovation World Cups 2020. inContAlert aus Deutschland hat eine gleichnamige Anwendung präsentiert, wobei es sich dabei um ein System handelt zur nicht-invasiven Messung der Füllmenge der Harnblase. Und ein riesiges Marktpotenzial könnte sich PKvitality erschließen mit der Anwendung »K'Watch«. Dieses System misst erstmals den Blutzucker über eine Smartwatch. (me)


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