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Risikofreude liegt auch in den Genen

22. Januar 2019, 14:00 Uhr | Universität Zürich
Keine reine Kopfsache: Ob jemand einen Fallschirmsprung wagt, hängt auch von den Genen ab.
© Pixabay

Wissenschaftler der UZH haben zusammen mit einer internationalen Forschungsgruppe genetischen Varianten identifiziert, die mit Risikobereitschaft verbunden sind. Es handelt sich dabei um eine der ersten Untersuchungen, die Genvarianten mit Verhaltensweisen verknüpft.

Vergleicht man die DNA von zwei Menschen, sind über 99 Prozent des genetischen Materials identisch, während weniger als 1 Prozent variiert. Die Bereiche, die sich unterscheiden, werden als genetische Varianten bezeichnet und geben den Ausschlag für verschiedene individuelle Merkmale der jeweiligen Person, etwa die Augenfarbe, die Körpergrösse oder die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten. Einige dieser Genvarianten beeinflussen gewisse individuelle Merkmale direkt, die grosse Mehrheit führt jedoch bloss zu einer Veranlagung, die ein Merkmal mehr oder weniger wahrscheinlich macht.

Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern, darunter Pietro Biroli, Christian Zünd und Ernst Fehr vom Institut für Volkswirtschaftslehre der UZH, identifizierte 124 bisher unbekannte Genvarianten in 99 Bereichen des menschlichen Genoms, die mit der Risikobereitschaft einer Person und ihrem Risikoverhalten verbunden sind. Um die ausschlaggebenden genetischen Varianten zu bestimmen, berücksichtigten die Forschenden einerseits die selbst-rapportierte grundsätzliche Risikobereitschaft von knapp einer Million Studienteilnehmern und andererseits deren Risikoverhalten (unter anderem Rauchen, Trinken, zu schnelles Autofahren, wechselnde Sexualpartner).

»Mit unserer Studie konnten wir die genetische Architektur der Risikobereitschaft bestimmen und ermitteln, an welchen Stellen sich die Neigung zu riskantem Verhalten in unserem Genom befindet«, erklärt UZH-Professor und Studienleiter. Das bedeute allerdings nicht, dass wir auf Basis der DNA einer Person sagen können, welches Risiko sie in einer bestimmten Situation eingehen wird. Denn während der Zusammenhang zwischen Genvarianten und konkretem Merkmal etwa bei der Augenfarbe sehr direkt ist, würde er im Falle der Risikobereitschaft auch von Umweltfaktoren beeinflusst.

Fortschritte in der Genforschung

Die Studie des Forschungskonsortiums ist eine der bisher grössten genetischen Studien: Sie enthält Informationen von über einer Million Individuen und ist eine der ersten Untersuchungen, die genetische Varianten mit Verhaltensweisen verknüpft, die für die sozialwissenschaftliche Forschung relevant sind. Im Vergleich zu früheren kleineren Studien in der Genetik sind die Ergebnisse stabil – wie ihre Bestätigung durch genetisches Material ausserhalb der Stichprobe zeigte. Laut Pietro Biroli bietet die aktuelle Untersuchung »eine gute Grundlage, um in weiteren Studien das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen genetischen Varianten und Verhaltensweisen zu verbessern.« (me)


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