Deutscher Pflegetag 2019

Roboter sind nicht die Antwort auf den Pflegenotstand

6. März 2019, 14:00 Uhr | Christian Walter (Carefactory)
Christian Walter, Geschäftsführer Carefactory
© Healthcare Shapers

Viele Themen des kommenden Deutschen Pflegetags lesen sich wie Science-Fiction: Digitale Bildung, Smarte Pflege, Telenursing, Robo-Care. »Doch all diese digitalen Innovationen treffen auf eine harte Realität«, sagt Christian Walter, Geschäftsführer der Carefactory.

Zur Person
Christian Walter ist Geschäftsführer der Carefactory GmbH. Mit seinem Unternehmen  hilft er Bedarfe, Kosten und Lieferanten zum Beispiel für Lebensmittel, Pflegehilfsmittel, Sanitärartikel sowie für Strom und Gas transparent abzubilden und schafft so laut eigener Aussage die Voraussetzung für Kosteneinsparungen.

 

Im Alltag von Alten- und Pflegeheimen dominiert noch immer das Papier, Beschaffungsprozesse werden nach wie vor mit Katalogen, Formularen und dem Fax-Gerät abgewickelt. Digitale Innovationen, die in visionären Projekten zur Verbesserung der Pflege erprobt werden, sind wichtig mit Blick auf die Zukunft - die angespannte Situation der rund 14.000 Alten- und Pflegeheime, die die stationäre Pflege in Deutschland hauptsächlich schultern, entspannt sich damit vorerst nicht. Im Hier und Jetzt liegt der Hebel der Digitalisierung viel tiefer, dort wo Waren beschafft werden und deren Verbrauch analysiert und gesteuert werden kann.

Einkaufsvolumina lassen sich effizient bündeln, Lieferantenprofile strukturiert vergleichen und Projekte ausschreiben. Kurzfristig und mit überschaubarem Investitionsaufwand kann die Digitalisierung der Beschaffungs- und Abrechnungsprozesse in Pflegeheimen nicht nur Kosten einsparen. Werden die freigewordenen Ressourcen reinvestiert in Pflegekräfte und dienen nicht ausschließlich der Maximierung des Shareholder Values von privaten Heimbetreibern, gewinnt das Arbeitsumfeld, Pflegekräfte werden entlastet, die Versorgung der Heimbewohner verbessert.

Auch wenn sich digitale Prozessinnovationen häufig nicht so plakativ darstellen lassen, wie zum Beispiel Pflegeroboter am Krankenbett. Ihr Effekt auf die Versorgungssituation in der Fläche ist dafür umso größer, wie zahlreiche Beispiele von Alten- und Pflegeheimen mit gemeinnützigen Trägern zeigen. Sie reinvestieren die Einsparungen, um neue Pflegekräfte einzustellen und sie besser zu bezahlen.

Faktenbox Pflege

Nach der Pflegestatistik 2015, erschienen 2017:

  • In 2015 waren knapp 1,1 Millionen Personen in ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen beschäftigt. Das sind rund 74 Prozent mehr als 1999.
  • Die Zahl der Pflegefachkräfte in ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen nach SGB XI hat sich zwischen 1999 und 2015 um rund 77 Prozent erhöht
  • 310.539 Altenpfleger und Altenpflegehelfer gewährleisten in 13.300 ambulanten Pflegediensten und in 13.600 stationären Pflegeeinrichtungen eine qualitätsvolle Versorgung der Pflegebedürftigen

Pflegebedürftigkeit in Deutschland:

  • 3,1 Mio. Personen in Deutschland sind pflegebedürftig.
  • Rund zwei Drittel (62,3 %) der Pflegebedürftigen sind Frauen (1,9 Mio. Pflegebedürftige).
  • Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen (52,1 %) ist mindestens 80 Jahre alt (1,6 Mio. Pflegebedürftige).

Quelle: Digitale Beschaffungsprozesse in der Pflege (Healthcareshapers.de)

 


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet