MRT-Bilder zeigen:

So sieht Migräne im Gehirn aus

24. November 2022, 15:33 Uhr | Ute Häußler
(A) Zerebrale Mikroblutungen, die als runde, dunkle Läsionen (Pfeil) auf der SWI-Sequenz im linken Temporallappen bei einer Migräne mit Aura sichtbar sind. (B) Die Asymmetrie im Erscheinungsbild der kortikalen Gefäße ist auf der linken Seite (Pfeil) ipsilateral stärker ausgeprägt.
© RSNA and Wilson Xu

Eine Studie zeigt zum ersten Mal vergrößerte perivaskuläre Räume im Gehirn von Migränepatienten. Ein 7Tesla-Ultrahochfeld-MRT macht strukturelle mikrovaskuläre Veränderungen sichtbar.

»Bei Menschen mit chronischer Migräne und episodischer Migräne ohne Aura gibt es signifikante Veränderungen in den perivaskulären Räumen einer Hirnregion, die als Centrum semiovale bezeichnet wird", sagte Wilson Xu, Ko-Autor der Studie, welche auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America (RSNA) Ende November vorgestellt wird. »Diese Veränderungen wurden bisher noch nie beobachtet.«

Weltweit leiden bis zu 148 Millionen Menschen an chronischer Migräne. Die häufige, oft lähmende Erkrankung geht mit starken, wiederkehrenden Kopfschmerzen einher und kann auch zu Übelkeit, Schwäche und Lichtempfindlichkeit führen.

Wie entsteht Migräne?

Die kalifornischen Forscher verwendeten ein 7T-Ultrahochfeld-MRT, um strukturelle mikrovaskuläre Veränderungen bei verschiedenen Migränetypen zu vergleichen und so den Zusammenhang zwischen Migräne und vergrößerten perivaskulären Räumen zu untersuchen.  "Das 7Tesla-MRT ist in der Lage, Bilder des Gehirns mit viel höherer Auflösung und besserer Qualität als andere MRT-Typen zu erstellen. Es kann so viel kleinere Veränderungen im Hirngewebe nach einer Migräne zu zeigen.«

Perivaskuläre Räume sind flüssigkeitsgefüllte Räume, die Blutgefäße im Gehirn umgeben. Sie befinden sich vor allem in den Basalganglien und der weißen Substanz des Großhirns sowie entlang des Sehnervenkopfes. Die perivaskulären Räume werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter Anomalien der Blut-Hirn-Schranke und Entzündungen. Vergrößerte perivaskuläre Räume können ein Zeichen für eine zugrunde liegende Erkrankung der kleinen Gefäße sein.

Gehirn-Bilder zeigen Migräne-Symptome

Die Forscher berechneten vergrößerte perivaskuläre Räume im Centrum semiovale (zentraler Bereich der weißen Substanz) und in den Basalganglien des Gehirns. Hyperintensitäten der weißen Substanz - Läsionen, die im MRT »aufleuchten« - wurden anhand der Fazekas-Skala gemessen. Zerebrale Mikroblutungen wurden anhand der anatomischen Bewertungsskala für Mikroblutungen bewertet. Die Forscher erfassten auch klinische Daten wie Dauer und Schwere der Erkrankung, Symptome zum Zeitpunkt der Untersuchung, Vorhandensein einer Aura und Seite der Kopfschmerzen. Zu den Studienteilnehmern gehörten 10 Personen mit chronischer Migräne, 10 Personen mit episodischer Migräne ohne Aura und fünf altersgleiche gesunde Kontrollpersonen. Alle Patienten waren zwischen 25 und 60 Jahre alt.

Die statistische Analyse ergab, dass die Anzahl der vergrößerten perivaskulären Räume im Centrum semiovale bei Migränepatienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen signifikant höher war. Darüber hinaus korrelierte die Anzahl der vergrößerten perivaskulären Räume im Centrum semiovale mit dem Schweregrad der Hyperintensität der tiefen weißen Substanz bei Migränepatienten.

Müllabfuhr im Gehirn eventuell gestört

Die Forscher stellen die Hypothese auf, dass signifikante Unterschiede in den perivaskulären Räumen bei Migränepatienten im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen auf eine Störung des glymphatischen Systems im Gehirn hindeuten könnten. Das glymphatische System ist ein Abfallbeseitigungssystem, das perivaskuläre Kanäle nutzt, um lösliche Proteine und Stoffwechselprodukte aus dem zentralen Nervensystem zu entfernen.

Es ist jedoch nicht bekannt, ob solche Veränderungen die Entstehung von Migräne beeinflussen oder eine Folge der Migräne sind. »Die Ergebnisse unserer Studie könnten dazu beitragen, künftige Studien in größerem Maßstab anzuregen, um weiter zu untersuchen, wie Veränderungen in den mikroskopischen Gefäßen des Gehirns und der Blutversorgung zu den verschiedenen Migränetypen beitragen«, sagte Xu. Ziel der weiterführenden Forschung können neue, personalisierte Wege zur Diagnose und Behandlung von Migräne sein. (uh)

 


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