Hier zählt jedes Mbit

Datentransfer in der Notfallmedizin

28. Februar 2020, 9:21 Uhr | Sascha Hollweg
MedicalPad dokumentiert seit fast 20 Jahren Krankentransport-, Rettungs- und Notarzteinsatzprotokolle in digitaler Form.
© Tech2go

Die sofortige Dokumentation ist insbesondere in der Notfallmedizin unerlässlich. Früher wurde dazu ein Papierformular ausgefüllt, was bei der Ankunft im Krankenhaus an die Notfallaufnahme übergeben wurde. Heutzutage erfolgen die gesamte Datenerfassung sowie der Transfer dieser Informationen digital.

In Deutschland soll bis 2021 die elektronische Patientenakte (ePA) einsatzfähig sein, die die gesamten Patientenunterlagen gesammelt digital verfügbar macht. Somit sind im Ernstfall wichtige Informationen schnell zugänglich oder Doppeluntersuchungen können vermieden werden. Im Bereich Rettungswesen werden jetzt schon digitale Technologien eingesetzt. Zum Beispiel ein Notfalldiagnose- und Therapieunterstützungssystem, das, besonders wichtig in lebensbedrohlichen Fällen, wertvolle Einsatzdaten sammelt und direkt an das zuständige Krankenhaus für die spätere Diagnose schickt. 

Technik bereits seit 20 Jahren vorhanden

Das Hamburger IT-Unternehmen Tech2go hat sich auf Software für das Rettungswesen spezialisiert hat und entwickelt bereits seit 1999 entsprechende Technologien. Bei diesen erfasst ein individualisierbares Komplettsystem die Patienteninformationen. Herzstück des Systems ist eine zentrale Server-Architektur, zu der sich ein Tablet, das sogenannte »MedicalPad«, im Krankenwagen verbindet.

Ebenfalls angeschlossen an die Server sind die Leitstellen, die die ersten Daten bei der Meldung eines Notfalls in das System einpflegen, und auch das Abrechnungssystem des Krankenhauses. So kann der Patient, falls er seine Versicherungskarte mit sich führt, sofort erfasst werden, damit im Krankenhaus keine Zeit mit administrativen Vorgängen verloren geht.

Das MedicalPad dient als Sammelstelle für die Datenerfassung. Die gesamte Prozesskette des Einsatzes, angefangen mit der Verständigung des Notdienstes, der Eingabe des Einsatzes, der Erfassung der logistischen Fahrzeug- und Abrechnungsinformationen, als auch der Aufnahme sämtlicher Behandlungsschritte, wird abgedeckt. Die Texteingabe erfolgt per Hand, Stift oder Tastatur. Handschriftliche Eingaben können über eine Schrifterkennung in digitalen Text umgewandelt werden. Sie hilft ferner dabei, die Daten vollständig zu halten. Auf fehlende Werte werden die Sanitäter durch das grafische Interface des Gerätes hingewiesen.

Datentransfer in sämtliche Richtungen

Zusätzlich dient das Tablet im Krankenwagen als zentraler Verknüpfungspunkt für eventuell angeschlossene medizinische Instrumente, die beispielsweise den Blutdruck oder den Herzrhythmus messen. Die Konnektivität der Messgeräte erfolgt über WLAN oder Bluetooth. Die Echtzeitsicherung und die schnelle Datenübertragung sorgen dafür, dass sämtliche Stellen über denselben Informationsstand verfügen. Dabei können auch Patientendaten, die beispielsweise im Krankenhaus bereits vorliegen, an die Sanitäter übertragen werden.

Durch die permanente Vernetzung ist auch die Leitstelle stets über den Status des Krankenwagens informiert und kann die Einsätze, unter anderem auf Basis von Statistiken, effizienter planen. Beispielsweise ist es möglich über das vernetzte System logistische Fahrzeugdaten sowie die demografische Entwicklung der Patienten auszuwerten und diese zusammen mit der Analyse medizinischer Algorithmen sowie Statistiken zur Unterstützung in die Rettungsdienst-Bedarfsplanung einfließen zu lassen. Zusätzlich zu der Anbindung medizinischer und kaufmännischer Systeme können über Zusatzmodule auch Dolmetscher-Dienste oder Reanimations-Register hinzugefügt werden.

Stabile Netzabdeckung zwingend erforderlich

Die stabile Netzanbindung für den Austausch der Einsatzdaten zwischen der Server-Architektur und den eingesetzten Tablet-Rechnern ist eine zentrale Herausforderung beim Einsatz der Tablets. Ein vernetztes System ist jedoch nur so gut, wie seine Konnektivität es zulässt. In infrastrukturschwachen Gebieten etwa können Funklöcher auftreten, die einen Datenaustausch unmöglich machen. Ebenso verhält es sich bei grenznahen beziehungsweise grenzüberschreitenden Einsätzen, wenn nur auf das Netz eines einzelnen Mobilfunkanbieters zugegriffen werden kann.

Gelöst wird dieses Dilemma zum Beispiel mit den Multi-Network-SIM-Karten (M2M-SIM-Karten) von A1 Digital. Diese wechseln automatisch bei schlechter oder fehlender Netzabdeckung in das jeweils bessere Mobilnetz. Möglich ist dies, weil die M2M-SIM-Karten europaweit ein Auslands-Roaming betreiben und so den besten Datenfluss auch bei grenznahen Einsätzen gewährleisten. Die Notfallversorgung hängt somit nicht mehr von der lokal vorhandenen Telekommunikationsinfrastruktur ab.

Sichere Datenübermittlung und zentrale Administration

Damit das mobile Endgerät reibungslos und sicher mit dem Server interagieren sowie Daten übertragen kann, wurde eine VPN-Verbindung mit statischen IP-Adressen etabliert. Die SIM-Karten werden dabei mittels einer zentralen Bulk-SIM-Management-Plattform administriert und bieten global eine zuverlässige sowie sichere Datenübertragung.

Zusätzlich kann der jeweilige Rettungsdienst den Datenverbrauch überwachen. Durch die zentrale Administration lassen sich Konfigurationen der Anbindung von bestehenden Endgeräten einfach ändern beziehungsweise neue rasch hinzufügen. Zudem schonen die an den Rettungsdienst angepassten Tarife sowie die schnelle Deaktivierung nicht genutzter SIM-Karten das Budget.

Fazit & Ausblick

Künftig werden digitale Applikationen im Gesundheitswesen immer mehr zum Einsatz kommen. Diese unterstützten, wie im Fall von MedicalPad, Rettungskräfte, wenn am Einsatzort Chaos und Hektik herrschen. In wenigen Sekunden müssen Entscheidungen fallen, von denen Menschenleben abhängen. Eine reibungslose Funktionalität aller technischen Abläufe muss daher gegeben sein.

Dazu zählt auch eine flexible und netzübergreifende Konnektivität. Denn auch sie bedeutet am Ende ein großes Plus an Sicherheit für den Patienten. Nur über funktionierende mobile Datenverbindungen kommen die Patienteninformationen jederzeit bei den Ärzten an, die unmittelbar bei der Aufnahme in die Notfallambulanz mit der Behandlung beginnen können.

Autor: Sascha Hollweg ist Business Development Specialist bei A1 Digital

Genannte Unternehmen: Tech2go, A1 Digital

Themen in diesem Artikel

Datentransfer im Rettungswesen, MedicalPad, M2M-SIM-Karten

 

 


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