Das vernetzte Krankenaus

Die Zukunft ist oft nur einen Mausklick entfernt

17. Dezember 2019, 14:00 Uhr | Uwe Dietrich
Noch dient das Tablet in den meisten Fällen nur als Anzeige, dabei könnten Ärzte viel mehr damit machen.
© Imprivata

Fachbeitrag | Vom althergebrachten Klemmbrett bis zur heutigen IT-Infrastruktur wurde bereits ein weiter Weg zurückgelegt. Die Möglichkeiten eines vernetzten Krankenhauses bieten aber noch viele Gelegenheiten, den Alltag von Ärzten zu verbessern und dem Patientenwohl zu dienen.

Es ist 10.30 Uhr und Dr. Alexander Meier aus einem Krankenhaus in der näheren Zukunft beginnt den Rundgang über die Station. Mithilfe neuester Technologien benötigt er weder Akten noch müssen ihn Assistenzärzte in physischer Form begleiten. Sein faltbares Tablet und die AR-Brille, mit der Informationen virtuell im Sichtfeld des Nutzers dargestellt werden, reichen völlig aus. Durch Annähern mit der individuellen Transponderkarte öffnet sich die Tür zu seinem ersten Patienten automatisch, die Informationen der Patientenakte erscheinen virtuell in seinem Sichtfeld und werden zur Bearbeitung auf seinem Tablet angezeigt. Assistenzärzte aus aller Welt kann Dr. Meier bei der Visite per Livestream jederzeit um Unterstützung bitten.

Eine Vorstellung, die sich heute noch nach Zukunftsmusik anhört, aber in weiten Teilen mit der entsprechenden Ausstattung bereits umsetzbar wäre. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt die IT-Infrastruktur näher an der im Beispiel beschriebenen vollvernetzten Umgebung, als an der komplett analogen Krankenhauswelt, in der Aktenschränke und Papierchaos an der Tagesordnung waren. Wie alle anderen Branchen profitiert die Medizin ähnlich stark von der Digitalisierung, es liegt aber oft noch ein weiter Weg vor den Zuständigen, um das volle Potential ausschöpfen zu können.

Die Technologie ist in weiten Teilen bereits vorhanden

Zugegeben, Dr. Meier hätte bei seiner Visite in einem modernen Krankenhaus von heute wohl keine AR-Brille und nur in den seltensten Fällen ein Tablet dabei, er ist aber zumindest schon in Teilen vernetzt und digital. Dokumentationsarbeiten, Schichtpläne und Medikamentenverschreibungen werden bereits weitestgehend über Computer und virtuelle Interfaces erledigt; analoge Verfahren finden sich in Deutschland wohl nur noch in archaischen Einrichtungen. Die elektronische Patientenakte hat sich hier ebenso durchgesetzt wie die digitale Übermittlung von Labortestergebnissen.

Im Gegensatz zur IT-Infrastruktur, über die jeder Bundesbürger im privaten Haushalt verfügt – angefangen bei den aktuellsten Smartphones und Mobile Devices über Smarthome-Geräte bis zu einer kompletten Vernetzung der Haushaltsgeräte – hinken medizinische Institutionen allerdings oftmals noch hinterher. Neue Technologien werden nur langsam und zögerlich implementiert. Hier ist zugunsten des medizinischen Fachpersonals aktives Handeln notwendig, um immer auf dem technisch aktuellsten Stand zu bleiben. Letztendlich handelt es sich bei moderner Technologie nämlich nicht um Spielereien für Mediziner, sondern sie sorgen durch die Erleichterung der täglichen Arbeit vor allem für eine bessere Patientenversorgung.

Benutzername, Passwort, Passwort wiederholen – dutzende Male, täglich

Besonders versinnbildlichen lässt sich der Vorteil neuer Technologien gegenüber den aktuellen Methoden am simplen Prozess, digitale Daten abrufen zu können. Tagtäglich müssen sich medizinische Fachangestellte in jeder Schicht bei jedem Arbeitsvorgang in unterschiedliche Programme einloggen. Die Digitalisierung hat hier eine eigene Hürde geschaffen, die nicht unbedingt zu einem reibungslosen Arbeitsablauf beiträgt. Durch Datenschutzbestimmungen müssen relevante Informationen vor dem Zugang unbefugter Dritter geschützt werden. Die DSGVO sieht zudem vor, dass jederzeit nachvollziehbar ist, wer welche Daten zu welchem Zeitpunkt und wieso abgerufen oder bearbeitet hat. Krankenpfleger und Ärzte müssen sich also authentifizieren, um in Programmen arbeiten oder sich wichtige Informationen beschaffen zu können.

Passwortmanagement und Authentifizierungslösungen sind daher sowohl in der Gegenwart wie auch in der Zukunft das Grundgerüst, das die Digitalisierung und die IT-Infrastruktur tragen können muss. Entsprechende Applikationen gibt es auf diesem Gebiet bereits heute und zahlreiche Anwendungen beweisen, dass die Technologie ausgereift und als Basis für künftige Neuheiten bereit ist. Mit modernen Single Sign-On-Lösungen ist eine Zeitersparnis von bis zu 45 Minuten pro Arbeitsschicht möglich. In Extremfällen wie beispielsweise in Notaufnahmen können dies sogar bis zu 90 Minuten sein.

Kern der Lösung ist dabei, dass sich Mediziner keine Passwörter oder andere Nutzerdaten mehr merken müssen. Stattdessen erfolgt die Authentifizierung direkt am Gerät mit einer Chipkarte oder einem sogenannten Soft Token in Form eines Smartphones. Solche alltäglichen Gegenstände führen Ärzte und das Pflegepersonal bereits heute immer mit sich. Eine Authentifizierung kann aber auch über den Fingerabdruck erfolgen und ist somit völlig ungebunden von einer physischen Komponente außerhalb biometrischer Merkmale. Durch einen zeitgebundenen automatischen Logout wird zudem die Sicherheit der Daten gewährleistet. Entfernt sich ein Mediziner von dem Gerät, kann seit neuestem auch durch den Abbruch der Bluetooth-Verbindung ein Logout erfolgen. Ebenso wird es bald möglich sein, dass sich durch die Rückkehr des Arztes und die Wiederherstellung der Verbindung automatisch ein neuer Login vollzieht.

Die Vernetzung hat gerade erst begonnen

Ganz ähnlich wie im Beispiel mit dem künftigen Arzt, ist aber auch bei dieser Lösung gewährleistet, dass die Arbeitssessions mobil bleiben. Dr. Meier aus dem Krankenhaus der Zukunft kann einfach an einer Arbeitsstation beginnen, die Medikation eines Patienten zu planen, sich zum Patienten begeben, um etwaige Rückfragen abzuklären und an einem PC in der Nähe des Patientenzimmers weiterarbeiten.

Wir werden in Zukunft aber auch weitere Möglichkeiten der Vernetzung erleben. Die Geräte, die wir bereits aus heutigen Krankenhäusern kennen, werden zunehmend miteinander vernetzt interagieren, ganz gleich, ob es sich um Geräte zur Vitalfunktionsüberwachung, Medikamentendosierung oder einfache Entertainmentsysteme für Patienten handelt. Entscheidend wird für die Nutzung dann die Rolle sein, die der Mensch einnimmt: Handelt es sich um einen Patienten, der über die Basisberechtigungen verfügt, oder um Dr. Meier, der Zugriff auf wichtige Daten benötigt?

Mit der Marktreife neuer Hardwarekomponenten lässt sich diese Technologie noch auf weitere Gebiete ausdehnen und an künftige Gegebenheiten anpassen. Fingerabdrucksensoren in Tablets, mobile medizinische Endgeräte oder vernetzte Bildschirme in Krankenhauszimmern lassen sich in Zukunft problemlos an die Softwarelösung anbinden. Zeit, die für Logins verschwendet wird, kann somit zur eigentlichen Pflege von Patienten genutzt werden.

 

Der Autor: Uwe Dietrich ist Vertriebsleiter Deutschland bei Imprivata

Schlagworte: IT-Infrastruktur, Digitalisierung, Krankenhaus


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