Start-ups in der Medizin

Erfolgreiche Gründer fallen nicht vom Himmel

1. Februar 2019, 16:00 Uhr | Melanie Ehrhardt
Die Start-ups des »Batch Zero«: FibriCheck (Belgien, Gewinner FXH Awards 2017), StethoMe (Polen, Gewinner FXH Awards 2017), Inveox (Deutschland), Medicus AI (Österreich, nicht abgebildet), SagivTech (Israel).
© Dominik Gierke

Von der Idee bis zum gewinnbringenden Unternehmen ist es ein langer Weg. Das gilt für alle Start-ups und insbesondere in der Medizin. Die Gründe dafür sind vielfältig, nicht selten scheitern die Unternehmen an sich selbst. Ein starker Partner kann helfen, ist jedoch keine Garantie.

Die bunt bemalten Container mit der Skulptur eines geflügelten Pferdes obendrauf bilden eine Art Stadttor. Dahinter öffnet sich ein Platz, gesäumt von weiteren Containern. Darin: Läden, Ateliers und Kneipen. Ist das noch München oder schon Berlin? Der unfertige Charme des Werksviertel im Osten mag so gar nicht zum Rest der Landeshauptstadt passen. Doch genau das macht das ehemalige Gelände der Kulturfabrik zum perfekten Ort, um abzuschalten und kreativ zu werden. Denn was hier in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs entstand, ist Teil eines viel größeren Plans: Bayern will Vorreiter in Sachen Digital Health werden. Der digitale Wandel in der Gesundheitsversorgung biete Chancen, speziell für den Freistaat, heißt es im Ministerium. Bayern verfüge in der Digitalisierung von Medizin und Gesundheit in wichtigen Themenfeldern bereits über eine hohe Kompetenz, sowohl in der Forschung wie auch in der Wirtschaft. Geizig ist die Landesregierung dabei nicht, denn am Geld soll das Zukunftsprojekt des Wirtschaftsministers nicht scheitern. Drei Milliarden Euro sollen für den »Masterplan Bayern Digital II« bis 2022 zur Verfügung stehen. 185 Millionen davon sind für digitale Medizin und Pflege vorgesehen. Weitere Förderungen gibt es in Zusammenarbeit mit dem Medical Valley in Erlangen, wo Medizintechnik und Start-ups seit Jahrzehnten zusammenfinden.

Zum bayerischen Masterplan gehört deswegen auch die Kooperation von Staat, Start-ups und etablierten Unternehmen wie Roche. Gemeinsam mit dem Pharmariesen unterstützt das Wirtschaftsministerium das digitale Gründerzentrum im Münchner Werk1. Im neuen Kreativ-Viertel auf dem ehemaligen Kunstpark-Gelände am Münchner Ostbahnhof soll dieser Austausch zwischen Industrie und digitalen Ideen von jungen Gründern beschleunigt werden. Der Staat steuert Zuschüsse von bis zu 50 Prozent für die Kosten von Personal, Infrastruktur und Kommunikation bei. Und Anfang des Jahres startete Roche seinen ersten Digital Health Accelerator. Insgesamt fünf Start-ups nahmen am sogenannten »Batch Zero« teil: FibriCheck, Inveox, SagivTech und Medicus.ai (Kasten). Während der ersten Phase wurden die jungen Unternehmen im Rahmen von konkreten Pilotprojekten und maßgeschneiderten Programmen von Roche Mentoren sowie Experten der beiden Partner – Werk1 und Plug and Play – begleitet und mit Business Know-how unterstützt. Außerdem konnten die Start-ups kostenfrei die Räumlichkeiten und die Infrastruktur im Werk1 nutzen. Innerhalb dieses Zeitraums erhielten die Start-ups Sachleistungen im Wert von 50.000 Euro (zuzüglich Mentoring), jedoch keine direkte finanzielle Unterstützung und gaben auch keine Anteile an die Förderer des Digital Health Accelerator ab.

Mit einem Demo Day endete im Juni 2018 nach fünf Monaten die Pilotphase des ersten Digital Health Accelerators erfolgreich. »Wir empfanden das als eine sehr bereichernde Zeit. Die zahlreichen Expert Sessions gaben uns Gelegenheit, unsere Ideen und Konzepte mit renommierten Branchen-Profis zu challengen sowie auch wertvolles Feedback und Best Practice Tipps einzuholen«, sagt Maria Driesel, CEO von Inveox. Das Start-up aus Garching bei München hat ein Automatisierungssystem für die Histopathologie entwickelt; will Laboren so helfen, Gewebeproben effizienter und fehlerfrei zu untersuchen. Dazu gehört auch eine Automatisierungsplattform samt Web-App. Zufrieden sind auch die Gründer von Medicus.ai. Obwohl Start-up schon fast untertrieben ist. Mittlerweile 50 Mitarbeiter arbeiten weltweit an der Plattform, die Laborberichte für den Patienten verständlich machen soll. Das Unternehmen aus Österreich wurde schon von mehreren Programmen anderer Firmen angesprochen, hatte sich bis zum Accelerator von Roche aber meist dagegen entschieden. »Der Accelerator zielt klar darauf ab, Kooperationsmöglichkeiten mit externen Unternehmen auf den Weg zu bringen. Das haben wir bisher in keinem anderen Programm mit derartigem Fokus erlebt«, sagt Verena Kretschmann, Head of European Operations.


  1. Erfolgreiche Gründer fallen nicht vom Himmel
  2. Erschwerter Markteintritt

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