Gute Planung für bessere Produkte

Geräte einfacher implementieren und handhaben

13. Juni 2019, 11:26 Uhr | Synecco
Gute Planung, gutes Produkt: Usability Engineering sollte frühzeitig in die Entwicklung integriert werden.
© Synecco

Die Benutzerfreundlichkeit ist ein wichtiges Kriterium, um die Risiken von Fehlern bei der alltäglichen Anwendung zu minimieren. Um Qualität und Sicherheit für den Einsatz gewährleisten zu können, sollte das Usability Engineering schon früh im Entwicklungsprozess angestrebt werden.

Usability Engineering ist einer der Trends in der Medizintechnikbranche schlechthin. Wird ein neues Produkt entwickelt, stellen sich die Verantwortlichen vermehrt die Frage: Wie lässt sich das Gerät problemlos und einfach einsetzen und handhaben? Wie kann der Anwender bestmöglich unterstützt werden? Jedes neue Gerät, dass die Freigabe der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) erhalten soll, muss verlässliche, stabile und geprüfte Usability Engineering-Abläufe vorweisen. So manchen Anbieter stellt das vor große Herausforderungen, insbesondere dann, wenn die hierfür notwendige Expertise nicht im eigenen Unternehmen vorliegt.

Usability Engineering kann bei der Entwicklung neuer Produkte ein mühsamer und zeitaufwändiger Prozess sein. Deshalb lagert so manches Unternehmen diesen Bereich an Unternehmen aus, die über das notwendige Fachwissen verfügen, um die gewünschten Ergebnisse zu liefern. Synecco aus Irland ist nach ISO 13485 zertifiziert und bietet Unterstützung von der Ideenfindung bis zur Lieferung des Endprodukts. Teil des ganzheitlichen Produktentwicklungsangebots ist auch ein umfassender Usability- und Design-Engineering-Service.

Ein Projekt, das den Usability Engineering-Prozess in der Praxis veranschaulicht, ist ein Einführungssystem für periphere Stents. In einem ersten Schritt wurden Erkenntnisse aus der ethnographischen Forschung gesammelt und ausgewertet. Hierzu gehört beispielsweise das Risiko von Verletzungen durch die Verwendung von Einführungssystemen, die per Daumenrad bedient werden und viel Kraft erfordern. Danach wurden umfangreiche Tests mit einem repräsentativen Kreis von Nutzern durchgeführt, um sicherzustellen, dass das gewählte Design ergonomisch sowie intuitiv und einfach zu bedienen ist. Im Fokus standen hierbei die Kraftwerte und die Griffspanne. Auch wurde darauf geachtet, dass das System einfach zu montieren und zu entpacken ist und über den Produktlebenszyklus entsorgt werden kann. Eine zusätzliche Sicherheitsvorkehrung stellt zudem sicher, dass der Stent zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wird. Die vorgestellten Aktivitäten wurden in einer Gebrauchtauglichkeitsakte (»Usability Engineering-File«) dokumentiert, um die Gültigkeit des Designs gemäß IEC 62366 (»Application of usability engineering to medical devices«) nachzuweisen.

 

8 Tipps für mehr Anwenderfreundlichkeit

1. Das richtige Gerät entwickeln
Dieser Rat klingt banal, ist aber ungemein wichtig. Denn nur wer bereits zu Beginn eines Projekts die richtigen Fragen stellt, kann böse Überraschungen vermeiden, Geld und Zeit sparen.

2. Anwender frühzeitig identifizieren und verstehen
Nachdem festgelegt wurde, welchen Zweck das jeweilige Gerät erfüllt, geht es darum, umfassend zu eruieren, wie Anwender es tatsächlich nutzen. Ethnographische Untersuchungen können helfen, den Kontext und das Umfeld zu verstehen, in dem das Gerät seine Anwendung findet. Konkrete Beobachtungen liefern oft weitere wichtige Einblicke in das Thema Usability und gehen über die Ergebnisse von Marktstudien hinaus. Sinnvoll sind zudem persönliche Gespräche mit dem Anwender – ohne dass dieser in seiner Meinung und in seinem Feedback beeinflusst wird.

3. Den gesamten Produktlebenszyklus im Auge behalten
Wie ist das Gerät verpackt, wie wird es transportiert und wie gelagert? Wird die Person, die das Gerät installiert und auf den Einsatz vorbereitet dieselbe sein, die es dann auch nutzt? Benötigt das Gerät regelmäßige Wartung? Wer auch immer mit dem Gerät in Berührung kommt, ist ein Anwender. Deshalb sollten seine oder ihre Anforderungen und Bedürfnisse berücksichtigt werden.

4. Mögliche Usability-bezogene Risiken frühzeitig aufdecken und kontinuierlich kontrollieren
Der wichtigste Sinn und Zweck des Usability Engineerings ist es, Risiken im Laufe der Anwendung eines Geräts einzudämmen und die Gerätesicherheit zu stärken.

5. Ergonomie und anthropometrische Daten berücksichtigen
Das Designinterface sollte intuitiv sowie auf die Erwartungen der Anwender abgestimmt sein und Anwendungsfehlern vorbeugen. Es muss sichergestellt werden, dass sich das Gerät bequem halten und betätigen lässt. Zudem müssen relevante Daten hinsichtlich Anthropometrie und Stärke berücksichtigt und im Zusammenhang mit der Zielbenutzergruppe identifiziert werden.

6. Das Aussehen der Geräte berücksichtigen
Ein ansprechendes Design und eine ausgereifte Ästhetik des Geräts sind ebenfalls sehr wichtig, denn sie steigern die Attraktivität des Produkts und überzeugen so die Nutzer.

7. Durchführen von Usability-Tests und kontinuierliches Verbessern des Designinterfaces
Ganz egal wie gut das Entwicklungsteam auch ist: Sie werden es beim ersten Mal nicht hundertprozentig richtigmachen. Daher sollte man mit einem Prototyp des Designinterfaces arbeiten und dieses auch in Worst-Case-Szenarien mit echten Anwendern testen. Hierbei können mögliche Probleme mit der Designoberfläche identifiziert und gelöst werden. Dieser Vorgang sollte solange wiederholt werden, bis das Gerät sicher und einfach zu verwenden ist.

8. Usability-Prozesse umfassend dokumentieren
Um die FDA-Prüfung zu bestehen, müssen Usability Engineering-Prozesse in Übereinstimmung mit relevanten Standards und Richtlinien dokumentiert werden. Alles, von frühzeitigen Bewertungen vonseiten der Anwender bis zum abschließenden Human Factors-Validierungsbericht, muss festgehalten sein. Diese Dokumente werden dann zusammengeführt und enthalten alle wichtigen Informationen zum Thema Anwenderfreundlichkeit.


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