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Gesundheitsversorgung per Mausklick

3. Mai 2021, 10:46 Uhr | Alessandro Mastellari (Avnet)
Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen geht es längst nicht mehr nur um die elektronische Patientenakte.
© wladimir1804/Fotolia

Wie das IoMT die Gesundheitsversorgung und Überwachung zuhause ermöglicht

Es gibt viele Herausforderungen, der wachsenden und alternden Bevölkerung einen breiteren Zugang zur Gesundheitsfürsorge zu ermöglichen. Zum Glück gibt es heute Technologie, die diese Herausforderungen bewältigen kann. Denn nicht alle medizintechnischen Geräte müssen von medizinischem Fachpersonal bedient werden. Da wir mit fortschrittlicher Technik zuhause immer vertrauter werden, akzeptieren wir auch zunehmend, wie dieselben Geräte uns dabei helfen, unser Wohlbefinden zu überwachen und zu erhalten. 

Das IoMT als Dreh- und Angelpunkt

Per Definition lässt sich das Internet der Dinge nicht abgrenzen. Es hat aber einen Reifegrad erreicht, der eine gewisse Partitionierung unterstützt.  Das industrielle Internet der Dinge (IIoT) ist ein Beispiel, ein anderes das Internet der medizintechnischen Dinge (IoMT). Der Begriff beschreibt einen seit einiger Zeit stattfindenden Wandel, der eine größere physische Distanz zwischen Gesundheitsdienstleistern und Patienten schafft und gleichzeitig, vielleicht ironischerweise, einen besseren Zugang zu der benötigten professionellen Versorgung ermöglicht. 

Das IoMT nutzt Techniken, die es schon seit vielen Jahren gibt, zum Beispiel Telefonkonferenzen und grundlegende Internetanbindung, und fügt ein Maß an Intelligenz hinzu, das zum Synonym für das IoT im Allgemeinen geworden ist. Seit jüngerer Zeit ist das IoMT einer der ersten vertikalen Sektoren, der Künstliche Intelligenz (KI) auf praktische Weise mit einbezieht, indem Expertensysteme (eine anerkannte Form der KI) zur Erweiterung der Fähigkeiten des Gesundheitsdienstleisters zum Einsatz kommen. 

Zusammen ermöglichen diese Techniken eine nahezu kontinuierliche Überwachung von Patienten in der komfortablen Umgebung ihres eigenen Zuhauses und sogar die Fernmedikation. Da das Gesundheitswesen weltweit dem Druck einer wachsenden und alternden Bevölkerung ausgesetzt ist, können wir davon ausgehen, dass diese Art von erschwinglicherer und skalierbarer Gesundheitsversorgung ein Teil unser allen Lebens wird.

Datenanbindung im Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen stützt sich auf zwei Dinge: Zugriff auf relevante Informationen und die Fähigkeit, diese Informationen zu synthetisieren. Professionelle Anbieter und zunehmend auch KI stellen die Synthese bereit, während im IoMT vernetzte Anwendungen die Informationen (Rohdaten) liefern. Diese Daten werden mithilfe intelligenter Sensoren erfasst, die betriebssicher (Safety) am Patienten befestigt sind und datensicher (Security) an das medizinische Fachpersonal weitergeleitet werden. 

Derzeit entstehen Standards, die Entwicklern in diesem Bereich helfen, intelligentere Geräte zu erstellen, die kompatibel zu einem breiteren medizinischen Rahmen sind. So ist FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources steht) eine Standard-API (Application Programming Interface) für den Austausch von Gesundheitsdaten. Sie wurde von der Health Level 7 International Organisation, einer vom ANSI (American National Standards Institute) akkreditierten SDO (Standards Developing Organization), erstellt. 

Fernüberwachung und nationales Gesundheitswesen 

Microsoft hat gezeigt, wie Entwickler mithilfe des FHIRStandards IoMT-Anwendungen für die Fernüberwachung ermöglichen und die Daten innerhalb einer Azure-CloudUmgebung austauschen können. Die Entwickler von Microsoft haben dazu einen Open-Source FHIRkompatiblen Server erstellt und Azure mit den Funktionen ausgestattet, die für die Kommunikation mit entfernten medizinischen Anwendungen erforderlich sind. 

Im Rahmen seines DPS (Dynamic Purchasing System) hat der britische National Health Service (NHS) bereits über 30 Hersteller als Anbieter von Online-Konsultationen zugelassen. Dazu zählt auch Medicspot, ein Unternehmen, das Internet-vernetzte medizinische Geräte für die Ferndiagnose verwendet. Die Medicspot-Station befindet sich in der Regel in Apotheken, sodass Patienten über einen Videolink private Konsultationen mit einem der Ärzte von Medicspot durchführen können. Die angeschlossenen Geräte an der Station umfassen ein Blutdruckmessgerät, ein Thermometer, ein Pulsoximeter, eine Nahaufnahmekamera und ein Stethoskop.

Unter der Aufsicht des beratenden Arztes führt der Patient die Untersuchung durch, indem er seinen Finger in das Oximeter legt oder das Stethoskop an die Brust hält. Sobald eine Ferndiagnose gestellt wurde, erhält der Patient ein Rezept, das er in der Apotheke eingetauscht werden kann. Das Unternehmen erklärt, dass seine Technologie es ihm ermöglicht, rund 70% mehr Erkrankungen zu behandeln als mit anderen Ferndiagnose-Diensten, beispielsweise einer reinen Videokonsultation mit einem Hausarzt. 


  1. Gesundheitsversorgung per Mausklick
  2. Wearables für die Diagnostik

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