Aerosol Deposition

Herstellung antiseptischer Beschichtungen

8. März 2022, 12:34 Uhr | Heraeus
Beschichtungsmethode Aerosol Deposition wird industriell einsetzbar (Archiv)
© Heraeus

EOS Biomaterials Incorporated setzt auf eine F&E Anlage von Heraeus

In der Medizintechnik gibt es zahlreiche Anwendungsfelder für antiseptische Beschichtungen. So können sie beispielsweise auf Implantaten oder medizinischen Instrumenten aufgebracht werden. Sie werden meist aus einer aktiven metallischen Komponente – zum Beispiel Silber – und einem Trägermaterial wie Keramik hergestellt.

Umso größer die aktive Oberfläche, desto höher ist die antiseptische Wirkung. Das richtige Materialverhältnis aus aktiver Komponente und Trägermaterial entscheidet jedoch nicht nur darüber, ob die Beschichtungen die gewünschte antiseptische Wirkung erzielt.

Die Aerosol Deposition ist ein Verfahren zur Herstellung von Beschichtungen. Materialpartikel werden mithilfe eines Trägergases auf eine Geschwindigkeit von mehreren 100 Metern pro Sekunde beschleunigt. Diese treffen dann auf einen Untergrund, das so genannte Substrat, und bilden dort einen geschlossenen Film.

Warum Aerosol Deposition?

Schematische Darstellung der Aerosol Deposition
Schematische Darstellung der Aerosol Deposition
© Heraeus

Um neue Beschichtungen schnell zu entwickeln, sollte die eingesetzte Methode möglichst flexibel und einfach in der Handhabung sein. Die meisten Beschichtungsmethoden benötigen jedoch hohe Temperaturen und werden im Hochvakuum durchgeführt. Aerosol Deposition hingegen wird bei Raumtemperatur durchgeführt und benötigt lediglich Grobvakuum. Auch werden keine gesundheitsgefährdenden Materialien eingesetzt, was die Handhabung erleichtert.

Die hochleistungs-Beschichtungen dürfen sich nicht von ihrer Unterlage ablösen. Die besonders gute Haftung wiederum ist eine der hervorstechenden Eigenschaften von Schichten, die mit Aerosol Deposition hergestellt werden. Diese ist darauf zurückzuführen, dass das Substrat und die Schicht an der Stelle, an welcher sie aufeinandertreffen, eine chemische Verbindung eingehen.

Bei anderen Beschichtungsmethoden müssen die eingesetzten Materialien erhitzt oder verdampft werden. Durch diese Temperaturen kann es zu Veränderungen des Materials und somit der Materialeigenschaften kommen. Im Gegensatz dazu erfolgt die Aerosol Deposition bei Raumtemperatur. Bei der Abscheidung auf dem Substrat kommt es weder zu einer chemischen Reaktion noch zu einer Phasenumwandlung. So bleiben in der Beschichtung die Eigenschaften des Ausgangsmaterial weitestgehend erhalten.

Und dies ist nicht die einzige Herausforderung, die bei der Aerosol Deposition erst gar nicht aufkommt. Wenn wie in diesem Fall mehrere Materialien kombiniert werden, erhöht dies die Komplexität des Beschichtungsprozesses. Die Bestandteile – in diesem Fall Metall und Keramik – sind oft sehr unterschiedlich in ihren Eigenschaften. Aufgrund zum Beispiel unterschiedlicher Schmelzpunkte lassen sie sich mit herkömmlichen Methoden nicht oder nur sehr aufwändig gleichzeitig aufbringen. Die Aerosol Deposition ermöglicht Beschichtungen mit beliebigem Material und auch Materialkombinationen. Die einzige Voraussetzung ist, dass sie in Pulverform vorliegen.

Eine Heraeus-Anlage in Taiwan

Die Anlage ermöglicht Beschichtungen auf Flächen von bis zu 300x50 mm2 und axialsymmetrischen Bauteilen.
Die Anlage ermöglicht Beschichtungen auf Flächen von bis zu 300x50 mm2 und axialsymmetrischen Bauteilen.
© Heraeus

EOS Biomaterials Incorporated setzt auf eine F&E Anlage von Heraeus zur Entwicklung von Beschichtungen für den Medizinmarkt. Die Technologie des Unternehmens kann sowohl für chirurgische Implantate als auch zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Ihre patentierten Beschichtungen haben eine antiseptische sowie antibiotische Wirkung und ermöglichen eine langsame Freisetzung von Antibiotika.

Die Pulverformulierungen, die hierfür zum Einsatz kommen, lassen sich mit der Aerosol-Deposition-Methode aufgetragen. »Mit einer eigenen Anlage zur Aerosol Deposition sind wir künftig in der Lage, in noch kürzeren Zyklen neue Materialien und Materialkombinationen zu testen und zu optimieren«, sagt Herr Lee, Vorsitzender von EOS Biomaterials Incorporated.

Die Anlage wird in Deutschland gebaut und an EOS Biomaterials in New Taipei City geliefert. Sie ermöglicht Beschichtungen auf Flächen von bis zu 300x50mm2 und axialsymmetrischen Bauteilen. »Die Robustheit der Anlage und des Verfahrens macht die Aerosolbeschichtung zur idealen Wahl für die Entwicklungsziele von EOS Biomaterials«, sagt Ilka Luck, Leiterin von Heraeus High Performance Coatings. (me)


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