Endoskopie

»Ihre Treffsicherheit ist unerreichbar«

7. Januar 2021, 14:34 Uhr | Nach Unterlagen von obs/Medi-Globe Group
Flexibles Endoskop (Symbolbild)
© Medi-Globe

Ein Gespräch über die moderne Endoskopie

Aktualisiert: 07. Januar 2021, 14:54 Uhr

Die Endoskopie ist heute nicht nur eines der wichtigsten Diagnostik-Werkzeuge, sondern kommt auch zunehmend in der Behandlung unterschiedlichster Krankheiten zum Einsatz. In Kombination mit anderen Technologien wie dem Ultraschall sind sie zudem ein wichtiger Bestandteil in der Früherkennung von Karzinomen. Im Gespräch blicken die Professoren Georg Kähler, Leiter der Zentralen Interdisziplinären Endoskopie am Universitäts-Klinikum Mannheim, und Peter Vilmann, Leiter der Endoskopie am Universitäts-Klinikum Herlev in Kopenhagen, auf die innovative Geschichte der Endoskopie und ihre Bedeutung für die moderne Medizin.

Welche Innovation waren für Sie im Bereich der (flexiblen) Endoskopie bisher die wichtigsten? 

Kähler: Die enorme Verbesserung der optischen Qualität der Endoskope mit all den technischen Möglichkeiten der Bildbearbeitung. Die Resektionstechniken konnten so stark verbessert werden und stellen deshalb heute den Standard für alle endoskopisch zugänglichen Frühkarzinome und deren Vorstufen dar. Zudem hat die Endosonographie bedeutende medizinische Fortschritte gebracht. Heute dient sie zunehmend als Grundlage von Interventionen wie der Schaffung von Gallenwegszugängen, die durch ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie, Anm. d. Red.) nicht möglich sind.

Vilmann: Über die Jahre habe ich vor allem eine Revolution in der gastrointestinalen Endoskopie erlebt. Diese zeigt sich in vier Bereichen: der optimierten digitalisierten endoskopischen Bildgebung, der Kombination von Ultraschall mit Endoskopie, der Manövrierfähigkeit der Endoskope und dem mikrochirurgischen Zubehör, das zusammen mit den Endoskopen verwendet werden kann.

Inwiefern profitieren Ärzte und Patienten von Entwicklungen wie dem endoskopischen Ultraschall und der interventionellen Endoskopie?

Kähler: Früher wurden beispielsweise Patienten mit Magenkarzinomen explorativ laparotomiert. Das heißt, sie bekamen einen großen Bauchschnitt und dann wurde geprüft, ob der Tumor überhaupt entfernbar ist. Die Endosonographie (endoskopischer Ultraschall, Anm. d. Red.) kann heute die chirurgische Entfernbarkeit von Tumoren sicher vorhersagen. Auch bei der Entscheidung, ob eine Operation überhaupt, anstelle oder nach einer begleitenden Radio- und Chemotherapie sinnvoll ist, basiert wesentlich auf der Endosonographie. Auch für eines der drängendsten klinischen Probleme der klinischen Onkologie, dem Pancreaskarzinom, kommen wir bei der Früherkennung von Krebsvorstufen und Anfangsstadien nur mithilfe einer endoskopischen Ultraschalluntersuchung weiter. 

Und die flexible Endoskopie, inwiefern hilft diese Technik?

Kähler: Sie hat den grundlegenden Vorteil, dass sie natürliche Körperöffnungen sowie Wege nutzt und sie erlaubt im Gegensatz zu Schnittbild-Verfahren eine direkte Betrachtung mit Biopsie, sodass die Treffgenauigkeit in der Diagnostik unerreicht bleibt. Bei der Therapie hat sie – vorausgesetzt, sie kann das medizinische Ziel sicher erreichen – den großen Vorteil, dass sie keine zugangsbedingten Probleme auslöst. Damit ist sie auch älteren und multimorbiden Patienten zumutbar. Sie vermeidet weitgehend Folgekomplikationen und ist ambulant oder kurzstationär durchführbar.

Bei der Endosonographie wird der Schallkopf nah an die zu untersuchende Zielstruktur herangeführt, um die Darstellung zu verbessern. Welche Gewebestrukturen gewinnen vor allem von dieser Diagnostik?

Vilmann: Aufgrund der geringen Entfernung vom Schallkopf zu den umgebenden Organen ist die Endosonographie wohl die Bildmodalität mit der höchsten Auflösung. Das bedeutet, dass die gesamten Magen-Darm-Wandschichten im Ober- und Unterbauch detailliert sichtbar gemacht werden können, um submukosale Läsionen zu bewerten und bösartige Tumoren der GI-Wand lokal zu visualisieren. Darüber hinaus wird das gesamte Mediastinum entweder durch die Luftröhre oder die Speiseröhre sehr gut dargestellt. Daher ist der Endoskopische Ultraschall (EUS) oder der endobronchiale Ultraschall (EBUS) derzeit weltweit in die Diagnostik und Bewertung von Lungenkrebs integriert. Im Bauchraum werden der linke Leberlappen, die Nebenniere, die Bauchspeicheldrüse und die Gallenwege detailliert dargestellt. Daher sind die Diagnose und die Bewertung von Pankreasläsionen, Pankreatitis, Gallengangsstein-Erkrankungen, Gallengang-Läsionen, die Bewertung von Lymphknoten, die den GI-Trakt umgeben sowie fokale Leberläsionen Ziele für EUS. 

In der Chromoendoskopie werden verdächtige Gewebeareale mithilfe von Farbstoffen angefärbt, um die Sichtbarkeit für den untersuchenden Arzt zu verbessern. Bei welchen Patienten setzen Sie solche Verfahren ein?

Kähler: Die Chromoendoskopie ist mittlerweile nicht nur durch Aufsprühen oder Einspritzen von Farbstoffen sondern auch durch den Einsatz von gefiltertem Licht oder digitale Nachbearbeitung der endoskopischen Bilder durchführbar. Das wird routinemäßig bei allen Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, beim Plattenpithelkarzinom des Oesophagus und beim Barrett-Oesophagus eingesetzt. Auch bei anderen Untersuchungen kann eine in der Weißlicht-Endoskopie fragliche oder auffällige Struktur so besser charakterisiert werden. Das hilft, um gegebenenfalls die Histologie vorherzusagen und die Entscheidung über die adäquate Therapie zu treffen.

Wie hat sich das Verfahren im Laufe der Zeit verändert?

Vilmann: Früher wurden hauptsächlich farbige Farbstoffe gesprüht, um Schleimhautveränderungen entweder zur Charakterisierung von Polypen oder zum Nachweis von Vorstadien bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen zu bewerten. Aufgrund der verbesserten Bildtechnologie kann die Bewertung von Schleimhautveränderungen heute gleichzeitig per Software durchgeführt werden mit eigens zu diesem Zweck entwickelten Filtern. Neu hinzukommen sind Verfahren der Künstlichen Intelligenz in der Bildgebung, die sowohl zur verbesserten Polypendetektion als auch zur diagnostischen Bewertung verwendet wird. 

Über Medi-Globe

Die Medi-Globe GmbH, Rohrdorf, ist ein Tochterunternehmen der Medi-Globe Corporation und versorgt Krankenhäuser, Kliniken und Fachärzte mit Instrumenten für die flexible Endoskopie in mehr als 60 Ländern über qualifizierte Vertriebspartner und eigene Medi-Globe Niederlassungen in Deutschland, USA, Frankreich und Brasilien.

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