Bisher lag der Fokus von Dunkermotoren eher bei der Auswahl des Antriebes in Bezug auf die Applikation. Im Rahmen eines Kundenprojekts war jedoch mehr gefordert. Durch die stärkere Einbindung in das Gesamtsystem hat sich das Unternehmen zu einem Systemlieferanten gewandelt.
Freitag 19:35 Uhr, Universitätsklinik Unfallstation: Verkehrsunfall mit einem Verletzen. Nach der Fahrt mit dem Rettungswagen, geht es direkt in den Operationssaal. Glück im Unglück heißt es für den Patienten, der anstatt mit lebensgefährlichen Verletzungen nur mit ein paar komplizierten Knochenbrüchen eingeliefert wird. Aufgrund seines Body-Mass-Indexes über 30 wird der Patient in die Adipositaschirurgie verlagert. Diese ist auf die Behandlung von übergewichtigen Patienten ausgerichtet. Um den erhöhten Anforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden, sind die Operationssäle speziell ausgestattet. Besonderen Wert wird auf die Robustheit der Geräte und die Entlastung des Personals bei manuellen Tätigkeiten gelegt. Hier bietet die Firma Getinge anforderungsgerechte Lösungen an. 175 Jahre Erfahrung in der OP-Tisch-Entwicklung spiegeln sich in diesen Produkten wider. Eines dieser neu-entwickelten Produkte ist der OP-Tisch Maquet Meera.
Mit einem maximalen Patientengewicht von 250 kg und einer Gesamtbelastbarkeit von 454 kg bietet der OP-Tisch sowohl Stabilität als auch Mobilität. Der Hersteller setzt bei der Umsetzung der Mobilität auf einen integrierten Fahrantrieb. Zum Verfahren des Tisches wird dieser elektrisch angehoben. Die vier Doppel-Lenkrollen erlauben dem OP-Tisch höchste Mobilität in jede Richtung. In Kombination mit dem Sensor Drive lässt sich der Tisch mit integriertem Fahrantrieb präzise und stufenlos verfahren – vorwärts und rückwärts. In den engen Fluren und Gängen eines Operationstrakts bietet der OP-Tisch dem Anwender einen ergonomischen und sicheren Patiententransport. Sensor Drive schafft Sicherheit im Operationssaal und entlastet das Klinikpersonal, da der Tisch nicht mehr händisch verfahren werden muss. Durch das Einfahren der Lenkrollen setzt die elektrische Feststellung den OP-Tischfuß komplett auf dem Boden auf.
Konstruktionshoheit bleibt beim Kunden
Zentraler Bestandteil des Sensor Drives ist ein Antrieb von Dunkermotoren. Als Hersteller elektrischer Antriebstechnik zeichnet sich das Unternehmen durch sein modulares Baukastensystem aus. In einem Lastenheft definiert der Kunde dabei die Anforderungen bezüglich Bauraum, Geschwindigkeit und Drehmoment für die Applikation. Mit dem Baukastensystem hat Dunkermotoren dann die Möglichkeit, bei der Auswahl des richtigen Motors, Getriebes, Gebers und Bremse eine kundenspezifische und wirtschaftlich attraktive Antriebslösung umzusetzen.
Bei Getinge und dem mobilen Fahrantrieb geht Dunkermotoren nun einen Schritt weiter und wird hier zum Systemlieferant, der den kompletten Fahrantrieb gemeinsam mit dem Medizintechnikunternehmen optimiert und weiterentwickelt hat. Neben der Antriebskombinatorik des bürstenbehafteten Gleichstrommotors GR 63 und dem Schneckengetriebe SG 80 als Basis umfasst der Lieferumfang des Komplettsystems auch die Montage der Rolle, Federn, Zylinder und weiteren mechanischen Bauteilen. Die Konstruktionshoheit der gesamten Baugruppe liegt dennoch beim Kunden.
Die Herausforderung bei diesem Fahrantriebsprojekt bestand darin, den erhöhten Anforderungen des Medizinmarktes gerecht zu werden. Nur mit einer partnerschaftlichen und firmenübergreifenden Zusammenarbeit in Bezug auf Qualifizierung und Validierung innerhalb der verschiedenen Verantwortungsbereiche lässt sich ein solches Projekt realisieren. Die im Medizinmarkt spürbare Anforderung nach Lieferantenoptimierung kann mit der Ausweitung zum Systemlieferanten umgesetzt werden. Die Motivation hierbei liegt für Getinge in der Reduzierung der Lieferantenbasis und der Verkürzung der Supply Chain. Dadurch verringert sich der Aufwand hinsichtlich des Lieferantenmanagements beim OEM deutlich.
Dunkermotoren als Systemlieferant |
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Im Bereich Medizintechnik hat sich Dunkermotoren in zahlreichen Anwendungsfeldern etabliert. Mit seinem bestehenden Produktportfolio aus bürstenlosen und bürstenbehafteten Gleichstromantrieben, AC-Motoren sowie Linearsystemen kombinierbar mit Getrieben, Bremsen und Gebern bietet der Antriebshersteller kundenspezifische Lösungen. Neben OP-Tischen gehören MRT/CT-Anwendungen, Laboranwendungen, Pumpen, Röntgenanwendungen und Reha-Geräte zu den Hauptapplikationen. Die Entwicklung zum Systemlieferanten bringt für das Unternehmen ganz neue Erfahrungen und Erkenntnisse in der Praxis mit sich. Bis dato hatte der Antriebshersteller lediglich einen Einblick in die technischen Anforderungen der Applikation. Durch die Erweiterung des Lieferumfangs kann er nun schon zu einem frühen Zeitpunkt das Design und die Auswahl des Antriebs in das Gesamtsystem einbringen. Zusätzlich kann die Schnittstelle zwischen Antrieb und der Anwendung optimiert werden. Ein weiterer positiver Aspekt ist eine direkte Kommunikation der einzelnen Fachbereiche zwischen Kunde und Lieferant. Dadurch kann die Entwicklungszeit von Neuprojekten reduziert und Produktoptimierungen schneller realisiert werden. Erste positive Erfahrungen mit der Umsetzung eines Projektes als Systemlieferant konnten mit dem OP-Tisch Maquet Meera gesammelt werden. Weitere Projekte werden derzeit mit namhaften Kunden in der Medizintechnik realisiert.
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Zuerst gesehen |
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Dieser Beitrag stammt aus der Medizin+elektronik Nr. 2 vom 26.03.2019. |