Green Hospitals

Viele Wege führen nach Rom

15. Februar 2022, 10:00 Uhr | Melanie Ehrhardt
Melanie Ehrhardt, Redakteurin medical design
© Weka

Das Editorial des medical design 1/2022

Liebe Leserinnen und Leser,

was tut man nicht alles, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Wir benutzen Zahnbürsten aus Bambus, fahren U- und S-Bahn, reduzieren und trennen Müll. Selbstverständlich gilt beim Essen: pflanzlich, saisonal sowie regional. Zugegeben, das wird die Eisbären und Schildkröten nicht retten, sind aber zumindest alles Schritte in die richtige Richtung und Balsam für das grüne Gewissen.

Doch selbst der größte Umweltfreund kann als Patient beziehungsweise Patientin im Krankenhaus landen. Und da wird schnell klar: Die mitgebrachte Bambuszahnbürste wird nicht reichen. Denn neben reichlich kleine Schritte bedarf es hier auch großer Sprünge. Ein Klinikbett beispielsweise verbraucht jährlich viermal so viel Energie wie ein Einfamilienhaus. Damit zählen Kliniken zu den größten Energieverbrauchern in Europa. In Deutschland gehören Krankenhäuser darüber hinaus zu den fünftgrößten Müllproduzenten; entsorgen jährlich 4,8 Millionen Tonnen Abfall. Rein rechnerisch sind das 26 kg Abfall pro Krankenhausbett pro Tag. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie dürften sich diese Zahlen noch einmal erhöht haben, genauso wie der Einsatz von Einwegprodukten, die ohnehin einen Großteil des Mülls in Kliniken ausmachen. Natürlich gibt es auch Mittel und Wege, diese wiederaufzubereiten. Doch die Mehrfachnutzung von Einmalprodukten, beispielsweise durch Sterilisation, liegt immer im Spannungsfeld zwischen Patientensicherheit und Kostendruck.

Und doch wird die Nachhaltigkeit auch für die Gesundheitswirtschaft und -politik zukünftig eines der zentralen Themen sein – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie sollten. Denn nur in einer intakten Umwelt können Menschen gesund leben. Das bezieht auch den Heilungsprozess im Falle eines Krankenhausaufenthaltes ein. 

Die gute Nachricht: Mithilfe digitaler, effizienter Prozesse kann ein Krankenhaus tatsächlich grüner und nachhaltiger werden, ohne Abstriche bei der Versorgung der Patienten zu machen. Und dabei sind es – wieder – die kleinen Schritte, die in der Summe das große Ganze ausmachen. Ein digital unterstütztes Einkaufsmanagement ermöglicht den passgenaueren Einsatz von Ressourcen. Der Verzicht auf papiergebundene Dokumentation durch die elektronische Patientenakte trägt zur ökologischen Nachhaltigkeit bei. Um das Potenzial einer ökologisch-nachhaltigen Abfallwirtschaft auszuschöpfen, können digital unterstützte Abfallmanagementsysteme eingesetzt werden. Das alles sind Investitionen, die nicht mit einmal getätigt werden müssen. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Das gleiche gilt für nachhaltige Krankenhäuser; ein funktionierendes Green Hospital entsteht nicht über Nacht. 

Viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe der medical design

Melanie Ehrhardt
Redakteurin medical design
 


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