Welt-Parkinson-Tag

Hirnschrittmacher hält impulsives Verhalten im Zaum

10. April 2018, 8:30 Uhr | DGN/DPG
Emotionales Ungleichgewicht: Parkinson-Patienten leiden häufig an emotionalen Schwankungen und Störungen der Impulskontrolle, was unter anderem zu Süchten führen kann.
© Pixabay

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) lindert bei Parkinson-Patienten nicht nur Störungen der Bewegung, sondern stabilisiert auch die Stimmung. Eine aktuelle Studie widerlegt die Befürchtung, dass das operative Verfahren emotionale Schwankungen und Störungen der Impulskontrolle verstärken könnte.

Im Gegenteil: Die Auswertung der EARLYSTIM-Studie zeigt, dass Fluktuationen unter der Stimulationsbehandlung sogar abnehmen. »Die THS bessert die Befindlichkeit deutlich und in einem Maße, wie es mit Medikamenten alleine nicht erreicht wird«, so Prof. Dr. Günter Deuschl von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Nach Schätzungen leben bis zu 420.000 Parkinson-Patienten in Deutschland, erinnert Deuschl anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April. »Die Studie liefert gute Argumente, die THS auch für ausgewählte Patienten mit neuropsychiatrischen Fluktuationen oder Impulskontrollstörungen zu empfehlen«, so Prof. Rüdiger Hilker-Roggendorf, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Vest (Recklinghausen) und Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG).

Die Parkinson-Krankheit ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, bei der unter anderem Zellen in der sogenannten schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Gehirn absterben. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der zum Beispiel für die Steuerung der Motorik wichtig ist. Fehlt Dopamin, treten die typischen motorischen Symptome auf wie Verlangsamung der Bewegungsgeschwindigkeit, kleinschrittiger Gang, Sprachstörungen, Zittern und Steifigkeit in Armen und Beinen. Die Tiefe Hirnstimulation (THS) – manchmal auch als »Hirnschrittmacher« bezeichnet – kann helfen, wenn die Bewegungsstörungen durch Medikamente nicht mehr ausreichend kontrolliert werden können. In einer Operation werden dann Mikroelektroden ins Gehirn implantiert, die mit schwachen Stromstößen bestimmte Hirnregionen hemmen. Weltweit wurden bereits mehr als 150.000 Patienten mit dieser Methode erfolgreich behandelt.

»Die Studie beantwortet wichtige Fragen zur Therapie von Parkinson-Patienten, welche unter einer instabilen Krankheitsausprägung mit Stimmungsschwankungen und Verhaltensstörungen leiden«, so Hilker-Roggendorf. Durch Medikamente ausgelöste Impulskontrollstörungen könnten sich unter THS verbessern, Apathie und Depression nehmen unter THS nicht zu. Die Methode könne bei geeigneten Patienten bereits im mittleren Krankheitsstadium mit guter Wirksamkeit und ausreichender Sicherheit eingesetzt werden. (me)


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