Gegen das Vergessen

Interaktiver Ball hilft Demenzpatienten

3. September 2018, 8:30 Uhr | Fraunhofer-inHaus-Zentrums/ichó
Steffen Preuß zeigt einen interaktiven Ball für Demenzkranke bei einer Pressekonferenz zur Messe Altenpflege 2018.
© Julian Stratenschulte/dpa

Leuchten, sprechen, vibrieren – all das und noch viel mehr kann der interaktive Therapieball »ichó« des gleichnamigen Duisburger Startups– und hilft damit demenzerkrankten Menschen. Jetzt ist das junge Unternehmen der erste Startup-Partner des Fraunhofer-inHaus-Zentrums in Duisburg.

Gedächtnisstörungen, Verlust der Leistungsfähigkeit und Veränderung der Persönlichkeit gepaart mit Angst, Unsicherheit sowie Orientierungslosigkeit sind die Folgen von Demenz,  einer der größten medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Allein in Deutschland sind rund 1,6 Millionen Menschen von der Krankheit betroffen. Auf Grund von persönlichen Erfahrungen mit Demenz im familiären Umfeld und unter dem Motto »Technik, gut verpackt« haben Steffen Preuß, Eleftherios Efthimiadis und Mario Kascholke den interaktiven Therapieball ichó entwickelt.

Ichó reagiert auf äußere Einflüsse, wie Druck, Annährung, Streicheln, Fangen, etc. Mit Fokus auf die Förderung von Motorik und Kognition des Nutzers reagiert der Ball mit farbigen Leuchten, Vibrationen, Klang oder Musik. »Die Nutzer werden aktiviert und es werden alle Sinne angesprochen – so erreichen wir die Menschen auf emotionaler Ebene, auf eine spielerische Art«, erklärt Geschäftsführer Steffen Preuß. Das Ziel sei es, sowohl Betroffenen als auch Angehörigen und Pflegekräften zu helfen und wieder einen Zugang zueinander zu ermöglichen.

Auf seinem weiteren Weg wird ichó systems, das gerade zu einem der innovativsten Startups Europas gekürt wurde, nun vom Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg unterstützt. Für Wolfgang Gröting, Leiter des inHaus-Zentrums, ist diese Partnerschaft ein logischer Schritt: »Als Innovations- und Kooperationsplattform liegt es auf der Hand, dass die Zusammenarbeit mit einem Startup ein absolutes Muss ist – vor allem, wenn es so gut zu unserem Kernthema Connected Healthcare passt, wie es bei ichó der Fall ist«.

Individuelle Therapie für jeden Patienten

Seit 2015 arbeiten die drei ichó-Gründer gemeinsam an Lösungsansätzen für Menschen mit Demenz und der Entwicklung ihres interaktiven Therapieballs. Die Arbeit am Prototyp ist mittlerweile fast abgeschlossen, Anfang 2019 soll die Kugel endgültig auf den Markt kommen.

Das Besondere ist laut Unternehmen die Möglichkeit der gezielten individuellen Förderung, da sich das System sehr schnell und einfach mobil anpassen lasse. Durch diese Stärke ließe sich für jeden Nutzer ein völliges, spielerisches und individuelles Therapieerlebnis schaffen, welches den biografischen Hintergrund mit einbezieht.

Zu Beginn kann man über die Plattform Anwendungen für die Kugel beziehen. Es werden eigens entwickelte Anwendungen angeboten, aber auch lizensierte Anwendungen von Drittanbietern und solche, die von der teilnehmenden Community erstellt wurden. Hierdurch entstehe  nicht nur ein reger Austausch und Abwechslung in den Einsatzmöglichkeiten, sondern diene auch der Evaluierung und des Qualitätsmanagement. So ließe sich später genau sagen, welche Anwendungen bei welchem Krankheitsbild und Stadium bestmöglichste Aktivierung und Förderung leistet. (me)

 


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