Cyberkriminelle, die Gehirnimplantate auszunutzen und menschliche Erinnerungen stehlen, verändern oder kontrollieren. Ernsthafte Bedrohungen sind zwar noch Jahrzehnte entfernt, doch die grundlegende Technologie existiert mit Implantaten für die Deep Brain Stimulation bereits heute.
Dass diese Software und Hardware allerdings angreifbar sind, zeigt eine aktuelle Analyse von Kaspersky Lab und der University of Oxford Functional Neurosurgery Group [1]. Die Forscher kombinierten praktische und theoretische Analysen, um aktuelle Schwachstellen von implantierten Geräten für Tiefenhirnstimulation (Deep Brain Stimulation Devices) zu finden.
Implantable Pulse Generators (IPGs) senden elektrische Impulse in bestimmte Regionen des Gehirns, um Erkrankungen wie Parkinson, Essentieller Tremor, schwere Depression oder Zwangsneurosen zu behandeln. Die neueste Generation der Implantate wird mit Management-Software für Patienten und Ärzte geliefert, die auf Tablets und Smartphones installiert werden kann. Die Verbindung läuft über das Standard-Bluetooth-Protokoll.
Bei der Analyse fanden die Forscher bestehende als auch potenzielle Risikoszenarien, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten. Darunter:
Infografik: Das Geschäft mit Erinnerungen (© Kaspersky) |
»Aktuelle Schwachstellen sind von Bedeutung, weil die heutige Technologie die Grundlage für das ist, was in der Zukunft existieren wird«, so Dmitry Galov, Junior Security Researcher im Global Research and Analysis Team (GReAT) bei Kaspersky Lab. Auch wenn noch keine Angriffe auf Neurostimulatoren in der Praxis beobachtet wurden, gäbe es Schwachstellen, die leicht ausgenutzt werden können. »Wir müssen Gesundheitsexperten, die Cybersicherheitsindustrie und Hersteller zusammenbringen, um alle möglichen Schwachstellen zu finden und zu reduzieren – sowohl die, die wir heute kennen, als auch die, die in den kommenden Jahren entstehen werden.«
»Gehirnimplantate sind eine reelle und spannende Perspektive mit entscheidenden Vorteilen für die Gesundheit«, fügt Laurie Pycroft, Doktorand in der Functional Neurosurgery Group der University of Oxford hinzu. Die Aussicht, unser Gedächtnis mit Elektroden zu verändern und zu verbessern, klingt wie Fiktion, basiere aber auf solider Wissenschaft, deren Grundlagen wir heute schon kennen.
Erinnerungsprothesen sind nur noch eine Frage der Zeit.
[1] https://securelist.com/hackers-attacking-your-memories/88285
(me)