Diagnostiksoftware

Psychoprogramm

1. Dezember 2015, 13:35 Uhr | Marcel Consée

Es gilt, Diagnostik und Behandlungsempfehlungen bei psychischen Problemen zu verbessern. Dazu könnten sich sogenannte »e-Mental-Health-Instrumente« eignen.

Die Kosten für die psychologische Gesundheitsfürsorge in den Niederlanden sind in den vergangenen 10 Jahren um über 140% gestiegen (Niederländisches Gesundheitsministerium, 2012). Regierung und Kostenträger versuchten händeringend, diese stark steigenden Kosten einzudämmen, es mussten dringend Reformen gefunden werden. Ein Problem, welches sich auch in Deutschland bemerkbar macht. Es ist schon lange keine Geheimnis mehr, dass die Wartelisten der Psychotherapeuten überlaufen und psychisch Kranke im Regelfall mehrere Monate auf einen Behandlungsplatz warten müssen, Reformen lassen seit Jahren vergeblich auf sich warten.

Eine vielversprechende Lösung in den Niederlanden war der Einsatz von E-Health-Instrumenten, der Nutzung von digitalen Anwendungen in der Gesundheitsfürsorge um die Qualität der Diagnosen und Behandlungen zu verbessern, und gleichzeitig die Kosten dafür zu senken. Dies umfasst neben digitalen Tests, die für Diagnostik und Routine Outcome Monitoring (ROM), der routinemäßigen Erfassung des Behandlungseffekts, eingesetzt werden können auch Psycho-Edukation, diverse Übungen aus verschiedenen Therapieformen und Selbsthilfemodule, um Behandlungen zielgerichtet und wirtschaftlich verbessern zu können.

Eine der Reformen war der Einsatz standardisierter Testverfahren und eines Triage-Systems, um die Qualität der Psychodiagnostik zu verbessern. Standardisierte Testverfahren geben Diagnostikern eine zusätzliche, recht objektive Entscheidungshilfe und erlauben Aussprachen relativ zur Allgemeinbevölkerung bzw. relativ zu sehr großen Stichproben aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen, anstatt lediglich zur persönlichen Erfahrung des jeweiligen Diagnostikers.

Natürlich sind klinische Psychologen in der Diagnostik unerlässlich, Diagnosen dürfen niemals auf einem einfachen Testergebnis beruhen. Es wird immer angeraten, mehrere Tests anzuwenden und diese mit der Meinung des Psychologen zu verbinden. Jedoch sind auch diagnostische Tests unerlässlich. Das Thema der klinischen gegen die statistische Vorhersage ist in der Psychologie sehr alt und bekannt. Mehr als 60 Jahre Forschung in diesem Gebiet zeigten recht konsistent, dass auf Statistiken beruhende Verfahren akkuratere (fast immer akkuratere, manchmal ungefähr gleich akkurat, nur sehr selten jedoch minder akkurate) diagnostische Aussprachen machen als klinische Professionelle. Testdiagnostik ist effektiv, hinzu kommt, dass Testdiagnostik auch sehr wirtschaftlich und gleichzeitig bequem sein kann, wenn sie mit Hilfe von Plattformen wie TelePsy von überall aus ohne Beisein eines Psychologen abgewickelt werden kann. Sowohl Patienten, als auch klinische Angestellte akzeptierten solch einen Ansatz.

Der Einsatz von validen, standardisierten Testverfahren in Kombination mit einem Triage-System (Behandlungseinteilung nach Schweregrad) sorgt dafür, dass Patienten schneller und akkurater an die für sie am besten geeignete Behandlung kommen. Depressionen und verwandte Störungen nach Schweregrad einzuteilen, relativ zu sehr großen Stichproben, macht es ebenfalls leichter, die Patienten der passenden Behandlungsform zuzuweisen. Patienten mit leichten oder moderaten Depressionen müssen nicht zwangsweise stationär aufgenommen werden, was für immense Kosten sorgen kann. Bei sehr leichten Fällen diverser Störungen kann oft auch durch Aufklärung (Psycho-Edukation) und bestimmte Übungen, die die Patienten selber machen können, geholfen werden.

Dies muss nicht in einem klinischen Kontext geschehen, es ist dank moderner IT-Technik auch von zu Hause aus oder Unterwegs möglich. Diese Form der Behandlung sorgt natürlich auch dafür, dass Therapeuten weniger Zeit für diese sehr leichten Fälle aufwenden müssen und mehr Zeit für schwerere Fälle haben. Es können also mehr Patienten auf eine wirtschaftlichere Weise behandelt werden. Online-Psycho-Edukation erwies sich nicht nur bei weniger schweren Problemen als wirksam, sondern ist auch ein effektiver und wirtschaftlicher Zusatz in der Behandlung von bipolaren- und psychotischen Störungen.

Routine Outcome Monitoring (ROM), die routinemäßige Erfassung von Behandlungseffekten, trägt ebenfalls zum Behandlungserfolg bei. ROM versetzt Behandelnde beispielweise in die Lage, bei akuten Problemen frühzeitig eingreifen zu können oder frühzeitig zu erkennen, dass eine Behandlung nicht anschlägt und gewechselt werden muss. Bei einer abgeschlossenen Behandlung lässt sich mit ROM der Behandlungserfolg feststellen, ähnlich einer wissenschaftlichen Studie können Anfangs-, Zwischen- und Endmessungen miteinander verglichen werden. Kostenträgern und Geschäftsführern größerer Einrichtungen bietet ROM somit die Möglichkeit der Qualitätssicherung der Behandlungen und Leistungssicherung/-überprüfung der Therapeuten.

Im Hinblick auf diese vielversprechenden Ansätze und notwendigen Reformen begann TelePsy 2010 in enger Zusammenarbeit mit diversen Hausärzten, Psychotherapeuten, Psychiatern und Einrichtungen wie den Krankenversicherern CZ und VGZ, sowie der Universität Maastricht, mit der Entwicklung einer Internetplattform um Instrumente anzubieten, welche die Qualität der Gesundheitsfürsorge verbessern und gleichzeitig Kosten einsparen. 2011 ging TelePsy an den Markt, 2012 waren bereits über 150 Hausärzte und Psychologen bei TelePsy angemeldet. Heute ist TelePsy mit einem Kundestamm von über 1.000 Hausärzten, über 1.000 psychotherapeutischen Praxen und über 100 größeren Einrichtungen, wie Kliniken, medizinische- und psychotherapeutische Zentren, einer der größten Anbieter im Bereich Diagnostik, Routine Outcome Monitoring (ROM) und E-Health in den Niederlanden.  
Das Angebot von TelePsy entwickelte sich mit dem Unternehmen. Die Anfänge lagen 2010 in der Entwicklung eines eigenen Screeninginstruments, dem Telescreen. Dieses Online-Testverfahren fragt auf eine adaptive Weise alle DSM-Problematiken ab, wenn also bei einer eher allgemeinen Frage ein Verdacht besteht, fragt das Programm dort genauer nach, ähnlich wie bei klinischen Interviews.

Die Internetplattform, welche zum Einsatz des Telescreens entwickelt wurde, zeigte viel Potential. Daraufhin wurden weitere Testverfahren eingebaut, sodass TelePsy für fast alle Krankheitsbilder und Therapieschulen Tests für Diagnostik und ROM im Angebot hat. Auch beschäftigt TelePsy inzwischen mehrere Psychologen, die mit Hilfe der Testverfahren psychodiagnostische Unterstützung anbieten, vor allem für Hausärzte. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Entwicklern von Praxissoftware wurden Schnittstellen in die TelePsy-Plattform eingebaut, sodass diese direkt von der Praxissoftware aus genutzt werden kann und kein gesondertes Einloggen und Dergleichen mehr nötig ist. Ärzte und Psychologen können sich über eine Funktion der Plattform gegenseitig finden und Patienten direkt aneinander verweisen. Die neueste Entwicklung im Angebot von TelePsy ist eine eigenständige E-Health/E-Therapy-Plattform.

Seit 2015 sind auch Psycho-Edukation, diverse Tagebuch-Funktionen, Selbsthilfemodule, Übungen aus den gängigsten Therapieschulen und eine Messaging-Funktion verfügbar. Mit diesem umfassenden Angebot fungiert TelePsy als eine Plattform, die neueste Forschungsergebnisse und klinische Praxis auf eine komfortable und ökonomische Weise miteinander verbindet.

Die Plattform ist vor kurzer Zeit auch in Deutschland erschienen um die bestehenden Probleme des psychologischen Gesundheitswesens genauso erfolgreich anzugehen, wie in den Niederlanden. Beginnend mit dem Angebot der Tests für Diagnostik und ROM wächst die Plattform nun Stück für Stück. Die Datensicherheitsvorkehrungen erfüllen die höchsten europäischen Standards. TelePsy ist nach ISO 27001 zertifiziert, verfügt über eine CE-Kennzeichnung für medizinische Software und lässt regelmäßig Sicherheitstests durchführen.


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