Klinikum testet HyperArc-Technik

Sicher, kurz, hochdosiert und punktgenau

24. Juli 2018, 17:00 Uhr | Klinikum Darmstadt
Am Klinikum Darmstadt wird erstmals in Deutschland eine schonendere Strahlentherapie-Technik eingesetzt.
© Klinikum/mas

Als erste Klinik in Europa wurde jetzt im Klinikum Darmstadt eine Brustkrebspatientin mit neun Hirnmetastasen mit neuer HyperArc-Technik unter permanenter Oberflächenüberwachung bestrahlt. Statt – wie bisher – 2,5 Stunden benötigten die Ärzte für den Eingriff nur acht Minuten.

Strahlentherapie (auch als Radiotherapie bekannt) hat zwei gleichermaßen wichtige Ziele: Das Wachstum des Tumors zu kontrollieren und dabei das umliegende normale, gesunde Gewebe so wenig wie möglich zu belasten. Sie wird entweder als kurative Behandlung verwendet, allein oder in Verbindung mit Chirurgie und/oder Systemtherapien, oder palliativ zur Symptomlinderung. Die Strahlentherapie verwendet hochenergetische Strahlung, in der Regel Röntgenstrahlen, um Krebszellen zu schädigen und Tumoren in der Brust, der Prostata, in Kopf und Hals, in der Lunge und überall dort im Körper zu behandeln, wo eine Strahlenbehandlung angezeigt ist.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden zahlreiche Fortschritte in der Strahlentherapie gemacht. Verbesserungen der Bildgebungsmodalitäten und die Entwicklung leistungsstarker Hard- und Software ermöglichten die Einführung der bildgesteuerten Strahlentherapie (IGRT), der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT), der volumenmodulierten Rotationsbestrahlung (VMAT/RapidArc) und der stereotaktischen Strahlentherapie (SBRT), bis hin zur Radiochirurgie.

Im vergangenen Jahr hat das Klinikum Darmstadt 4,5 Millionen Euro in zwei neue Linearbeschleuniger der Firma Varian investiert, die dem Institut für Radioonkologie und Strahlentherapie seit Anfang Dezember 2017 im Untergeschoss des Neubaus zur Verfügung stehen. »Durch die Kombination modernster Beschleunigertechnik, der Echtzeit-Patientenüberwachung und die Optimierung bei Patientenaufnahme, Patientenidentifikation und Personenschutz können wir den uns anvertrauten Patienten jetzt alle Behandlungsoptionen einer modernen Strahlentherapie und vielleicht ein bisschen darüber hinaus anbieten. Und das alles unter den aktuell höchsten Sicherheitsstandards«, sagt Prof. Dr. Christian Weiß.

Zusammenspiel verschiedener Techniken

Die radiochirurgische Bestrahlung von neun Hirnmetastasen einer Brustkrebspatientin am 15. Juni 2018 dauerte nur acht Minuten: Damit hatte das Institut für Radioonkologie und Strahlentherapie als erste Klinik in Europa eine Patientin mit Hirnmetastasen mit der neuen HyperArc-Technik (von Varian Medical Systems) und gleichzeitiger permanenter Oberflächenüberwachung (SGRT von VisionRT) bestrahlt. Mit dieser Zielgenauigkeit und gleichzeitiger Höhe der Dosis ist die Behandlungsdauer damit deutlich kürzer als mit bisherigen radiochirurgischen Verfahren. Dies bedeute für die betroffenen Patientinnen und Patienten auch ein klares Mehr an Komfort.

Diese neue Behandlungsmöglichkeit hat auch unsere Erwartungen mehr als übertroffen, normalerweise hätte dieser Eingriff je nach eingesetzter Technik bis zu 2.5 Stunden gedauert, verbunden mit einem enormen Einsatz an Personal, Ressourcen und Durchhaltevermögen der Patientin«, so Weiß. Kirsten Hierholz, Leitende Medizinphysikerin am Institut, bestätigt: »Mit der neuen HyperArc Technik werden schon im Rahmen der Bestrahlungsplanung mögliche Kollisionen zwischen Tisch und Maschine ausgeschlossen, die Dosis an den Risikoorganen weiter reduziert und ein sehr steiler Dosisabfall erzeugt«. Mit dem vereinfachten Behandlungsablauf mit wenigen Klicks und der automatischen Tischbewegung erziele man eine sehr hohe Qualität bei einer extrem geringen Gesamtbehandlungszeit. (me)

 


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