Recupera-Reha-Projekt abgeschlossen

Tragbares Exoskelett hilft Schlaganfallpatienten bei Bewegungen

20. Februar 2018, 8:30 Uhr | Recupera-Reha
Das robotische Teilsystem ermöglicht Anwendungen des Assistive Daily Living wie das Greifen und Heben von Objekten.
© A. Popp/DFKI

Der Einsatz von Robotern ist in der Medizin längst Alltag und auch für die Rehabilitation spielen sie eine immer größere Rolle. Im nun abgeschlossenen Projekt Recupera-Reha gelang es nun, ein mobiles Exoskelett für die rehabilitative Therapie von Schlaganfallpatienten zu entwickeln.

Über drei Jahre arbeitete ein interdisziplinäres Forscherteam am Robotics Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI)  an der Konzeption eines tragbaren Ganzkörper-Exoskeletts zur äußeren Unterstützung des menschlichen Bewegungsapparates. Darauf aufbauend entwickelte es ein in der medizinischen Rehabilitation mittelfristig einsetzbares robotisches Teilsystem. Als Anwendungsszenario wählten die Bremer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Therapie bei Schlaganfallpatienten. Hierbei konnten sie zeigen, dass Exoskelette zur Umsetzung klassischer Therapiemaßnahmen einsetzbar sind, indem diese z.B. Anwendungen des »Assistive Daily Living«, wie das Greifen und Heben von Objekten, ermöglichen.

»Nach einem Schlaganfall hilft physiologisches Training, das den Menschen an bestimmte Bewegungen wieder heranführt,« erklärt Neurobiologin und Projektleiterin Dr. Elsa Andrea Kirchner. Nur so könnten gesunde Bereiche des Gehirns die Funktionen der zerstörten Bereiche übernehmen. »Unsere Exoskelette ermöglichen Patienten intensives und nachhaltiges Training, wodurch sie verlorengegangene motorische Fähigkeiten wiedererlangen können.«

Neue mechatronische Ansätze

Das entwickelte Ganzkörper-Exoskelett erfasst kinematisch annähernd den gesamten Bewegungsraum des menschlichen Körpers. Die Oberkörperkonstruktion dient dabei der Rehabilitation, die von der flexiblen Beinkonstruktion getragen wird. Im Gegensatz dazu trägt sich das Teilsystem nicht selbst, sondern ist an einen Rollstuhl befestigt. Zum Aufbau der Exoskelette erarbeiteten die DFKI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Methoden im Leichtbau sowie in der Antriebstechnologie und Regelungstechnik.

Die mechatronischen Ansätze kombinierten sie mit einem neuen System zur Online-Auswertung von Elektroenzephalografie- und Elektromyografie-Signalen (EEG-/EMG-Signalen), wodurch eine Einschätzung des Zustands des Patienten sowie eine mehrstufige Unterstützung der Regelung möglich ist. Der Verbundpartner Rehaworks betrachtete im Rahmen des Projekts die Anforderungen an medizinische Geräte und evaluierte dahingehend kontinuierlich die Systeme.

Drei verschiedene Steuerungsmodi

Für das robotische Teilsystem untersuchten die Forscherinnen und Forscher verschiedene Ansätze der rehabilitativen Therapie, die sie im Rahmen einer Anwenderstudie mit Schlaganfallpatienten evaluierten. Der Patient im Exoskelett oder eine dritte Person können das System betätigen und zwischen drei verschiedenen Steuerungsmodi wählen: Im ersten Modus lässt sich durch die Bewegung eines Armes, der andere mitbewegen – dieser führt dann exakt die gleiche Bewegung aus, wie der vom Patienten bewegte Arm. Auf diese Weise ist das Exoskelett für eine Spiegeltherapie einsetzbar, die nicht nur visuelle, sondern auch propriozeptive Stimulation – d.h. die Stimulation der eigenen Körperwahrnehmung – bietet.

Der zweite Modus ermöglicht die Steuerung der Bewegung, die von einer dritten Person, z.B. dem Therapeuten, durch Führung eintrainiert wurde und so im Sinne einer repetitiven Therapie beliebig oft ausführbar ist. Im dritten Modus kann das Exoskelett auf Basis der Muskelaktivität des Patienten (die bei der Patientengruppe noch geringfügig vorhanden ist) gesteuert werden. Dies erfolgt durch die Messung der Elektromyografie-Signale (EMG-Signale), woraus das System die Bewegungsabsicht des Patienten ableiten und ihn in seinen Bewegungsabläufen intuitiv unterstützen kann. (me)

 


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