Medica Connected Healthcare Forum

Vom Pflaster bis zur Blutdruckmessung – alles wird »smart«

7. September 2018, 12:03 Uhr | Dr. Lutz Retzlaff
Eindrücke vom Medica Connected Healthcare Forum 2017
© Messe Düsseldorf

Auch in diesem Jahr begleitet das Connected healthcare Forum die Medica (12. - 15.11.2018) in Düsseldorf. Dabei wird ein Trend ganz deutlich: Egal ob Verband, Pflaster oder Psychotherapie – smart soll es sein. Und das gelingt nur mit der passenden Elektronik.

Können Prothesen intelligent sein? Ja, sie können. »Intelligente Prothesen sind Prothesen, die über Sensorik ihre Umgebung wahrnehmen und basierend auf dieser Wahrnehmung ihre Funktion sinnvoll an den Bedarf des Patienten anpassen können«, erläutert Prof. Arndt Schilling. Der Leiter Forschung und Entwicklung, der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen und Präsident der Deutschen Akademie für osteologische und rheumatologische Wissenschaften ist einer von mehr als hundert internationalen Sprechern beim Medica Connected Healthcare Forum (Halle 15).

Ein Schwerpunkt liegt am Montag unter anderem auf personalisierter Medizin zur Behandlung von chronischen Krankheiten und dem dazu passenden Gesundheitsmonitoring. So bietet zum Beispiel ResMed Anwendungen für die Schlafapnoe und auch die häusliche nicht-invasive Heimbeatmung (maschinelle Beatmung) an. Dank Einschlaf-Erkennung sorgen die Geräte nicht nur für eine Zufuhr von niedrigem Druck vor dem Einschlafen, um ihn nach dem Einschlafen auf den verordneten Wert zu erhöhen. Dank einer integrierten Funktechnologie werden auch Therapiedaten an den Betreuer gesendet. Es können Geräteeinstellungen geändert, die ordnungsgemäße Funktionsweise des Gerätes überprüft und Probleme beseitigt werden. Das soll helfen die Qualität der Therapie sicherzustellen. Andreas Grimm von ResMed wird insbesondere darauf eingehen, wie die Mobilität von Patienten mit Schlaf-Apnoe durch eine innovative CPAP-Beatmung verbessert werden kann.

Mit leichten elektrischen Impulsen gegen Depression

Ybrain setzt auf Neurostimulation, um Depressionen zu behandeln. Die angewandte transkranielle Gleichstromstimulation ist beispielsweise vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) anerkannt. Das koreanische Unternehmen hat dazu das Kopfband »Mindd« entwickelt. Das Gerät gibt leichte elektrische Impulse an den Frontallappen des Gehirns ab. Der Frontallappen wird dadurch quasi aus der depressiven Inaktivität geweckt. Denn Depressionen werden mit einer Inaktivität dieser Hirnregion in Verbindung gebracht. Das System arbeitet mit einer Smartphone-App zusammen, mit der sich auch die Intensität der Depression auf einer Skala bewerten lässt. Dadurch können Ärzte die Behandlungsfortschritte überwachen.

Blutdruck messen ohne Manschette

Sowohl für die Überwachung der Gesundheit, im Sportbereich, die Behandlung von Krankheiten, als auch für die Rehabilitation kann ein umfassendes Monitoring sinnvoll sein. ViCardio bietet das nach eigenen Angaben einzige als Wearable dauerhaft tragbare Blutdruck-Messgerät. Ein optischer Biosensor misst den Blutdruck. Selbst für die Blutdruckmessung pro Herzschlag wird noch nicht einmal die sonst übliche aufblasbare Manschette benötigt.

Biovotion offeriert indes ein »kleines Krankenhaus am Oberarm«. Diverse Parameter wie zum Beispiel Herzfrequenz, Sauerstoff im Blut, Stresslevel oder Schlafrhythmus werden hier gemessen und auf einer Plattform analysiert. Erfasst werden die Werte über das Armband »Everion« – an allen Tagen, rund um die Uhr.

Spiroergometrie (Lungenfunktion) und Stoffwechselanalyse in einer Lösung: Das geht mit dem Analysegerät und der dazugehörigen App von Dynostics und hilft beispielsweise, eine medizinische Trainingstherapie individuell zu gestalten oder eine Ernährungsempfehlung basierend auf professionell ermittelten Stoffwechselwerten zu geben. Manfred Günther von Dynostics wird die Bedeutung der Leistungs- und Stoffwechsel-Diagnostik erläutern.

Medizintechnik wandert in Pflaster

Ein weitentwickeltes Patch zur Unterstützung von Asthma-Patienten bietet Health Care Originals an. Das Wearable zeichnet die Symptome auf – von Husten über Atmungsmuster bis zum Herzschlag und mehr. Es ist ein Frühwarnsystem für asthmatische Anfälle und weichen die Werte von der Norm ab, so erhält der Träger frühzeitig Auskunft, um den Anfall vermeiden oder dessen Intensität verringern zu können. Zudem wird gegebenenfalls jemand benachrichtigt, wenn dies gewünscht ist. Auch die Nutzung des Inhalators wird erfasst.

Allerdings kann das ständige Tragen von Pflastern die Haut sehr beanspruchen. Covestro thematisiert deshalb im Rahmen des Forums, wie Pflaster mit der richtigen Wahl von Materialien und Produktionstechnologien so entwickelt werden können, dass diese zwar einerseits sicher am Körper fixiert halten, trotzdem aber hautfreundlich und mit voll-funktionsfähigen Sensoren ausgestattet sind. (me)


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