3 Fragen an ODU

Stecker für medizinische Hochspannung

5. Oktober 2022, 9:32 Uhr | Ute Häußler
© ODU

Nicht nur für Ablationskatheder: Im Interview spricht Sebastian Dormeier, Produktmanager Circular Connectors bei ODU über den schmalen Grat zwischen minimalem Bauraum und maximaler Leistungsübertragung in der Medizintechnik.

Medizinelektronische Geräte sollen immer kleiner und leichter werden. Die elektrische Leistung soll allerdings in ähnlichem Maße ansteigen, wie die Komponenten kleiner werden müssen. Das erfordert für die Entwickler neben der Einhaltung der MedTech-Normen auch ein durchdachtes Konstruktionskonzept für alle Geräte. Plus das Knowhow, minimalen Bauraum mit maximaler Leistungsübertragung zu kombinieren, ohne dass die Sicherheit für den Anwender darunter leidet. Wir sprechen mit Sebastian Dormeier vom Steckverbinderhersteller ODU über die Herausforderungen.

Herr Dormeier, inwieweit ist die Miniaturisierung ein Thema für ihre Medizintechnik-Kunden?

Gerade die Kombination aus minimalem Bauraum und maximaler Leistungsübertragung wird immer wichtiger für unsere Kunden und ist in den meisten Fällen ein Must-have - unabhängig von der Branche, aber natürlich auch und gerade in der Medizintechnik. Ein gutes Beispiel bieten Stecker für Hochspannungsanwendungen, wie sie etwa zur Behandlung von Herzrythmusstörungen zum Einsatz kommen.

Welche Eigenschaften bringen diese HV-Steckverbindungen mit?

Für Kunststoffrundsteckverbinder haben wir z.B. einen neuen Kontakteinsatz entwickelt, welcher hochspannungstauglich ist und eine zuverlässige Übertragung von bis zu 1.000 Volt AC und 16 Ampere gewährleistet; wohlgemerkt bei einem maximalen Stecker-Durchmesser von 20 mm. Das Kontakt-Pin-Layout ist so konzipiert, dass Hot-Plugging generell bereits im Vorfeld vermieden wird. Dies wird durch nacheilende Signalkontakte, die den vollständigen Steckzustand erkennen, realisiert. Die Strom- und Spannungsübertragung schaltet sofort ab, sobald unter Last ge- oder entsteckt werden soll. Diese langfristige Funktions- und Betriebssicherheit ist vor allem bei höheren Spannungen und Strömen für unsere Medizintechnik-Kunden und auch die Anwender selbst sehr wichtig. Den Steckverbinder bieten wir auf Wunsch in orange an, um auf die hohen Spannungen hinzuweisen.

Wie wird die MedTech-Konformität der Stecker erreicht?

Die Hochspannungs-Steckverbinder werden für die Funktionsisolierung nach DIN EN IEC 60664-1 ausgelegt. Für den Einsatz in der Medizintechnik sind die Stecker zudem nach der IEC 60601-1 auslegt. Dafür haben wir die Luft- und Kriechstrecken zwischen den spannungsführenden Kontakten im Inneren zu den berührbaren Gehäuse-Teilen erhöht, z.B. durch das Einbringen von Isolierdomen um die Kontakte herum.

Je höher die Luft- und Kriechstrecken sind, umso höhere Schutzlevel werden erreicht. In unserem Fall die maximalen 2 MOPP, was so viel bedeutet wie: Two Means of Patient Protection bei medizinischen Geräten, die am 230V AC Stromnetz betrieben werden. Da unsere Bauteile diese zwei Schutzlevel aufweisen und auch entsprechende Kabel dazu ausgewählt wurden, muss der Medizingerätehersteller keine zusätzliche Integration im Netzteil vornehmen und spart dadurch Zeit, Aufwand und natürlich auch Kosten.

Dieser Steckverbinder wird zum Beispiel für Ablationskatheter in der Kardiologie eingesetzt, da hier zum einen die IEC 60601-1 eingehalten werden muss, aber auch höhere Ströme für wenige Sekunden fließen können. (uh)

 


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu ODU GmbH & Co. KG