Smart Watch für Diabetiker

Apple will Blutzucker über Uhr messen

27. Februar 2023, 15:59 Uhr | Ute Häußler
Die Apple Watch soll bald den Blutzucker mittels Lasersensorik messen - ganz ohne Pieks.
© unsplash

Ohne einen Tropfen Blut und ganz ohne Piecks – Apple will einen Meilenstein bei der nicht-invasiven und kontinuierlichen Blutzuckermessung erreicht haben.

Eine der nächsten Generationen der smarten Apple Watch könnte für Diabetiker den Alltag deutlich vereinfachen. Bisher war das Projekt »E5« ein großes Geheimnis – die Moonshot-Initiative soll noch auf Steve Jobs zurückgehen – doch laut dem Nachrichtendienst Bloomberg befindet sich der Kalifornische Technologie-Konzern nun auf der Zielgeraden zur Marktreife.

Die nächste Apple Watch soll den Glukosegehalt im Körper messen können, ohne Blut zu entnehmen. Das wäre sowohl für Diabetiker wie auch für Apple ein Durchbruch. Bisher gibt es zwar viele Verfahren zur Blutzuckermessung, doch sowohl der klassische Pieks, smarte Glukose-Pflaster oder auch Mini-Implantate verlangen immer einen Stich in die Haut bzw. direkten Blutkontakt und müssen regelmäßig getauscht werden. Die dauerhaften Prozedere schränken den Alltag viele Diabetiker immens ein.

Die quasi berührungsfreie Blutzucker-Messung am Handgelenk könnte für Apple eine Revolution im Gesundheitsmarkt bedeuten. In Deutschland ist jeder 15. Mensch von Diabetes betroffen, in den USA sogar einer von zehn. Zwar arbeitet auch die MedTech-Industrie an neuen Blutzucker-Messmethoden, doch die in einem Consumer-Produkt integrierte Methode könnte spezielle Medizintechnik-Produkte überflüssig machen. Millionen Diabetiker auf der Welt würden so zu potenziellen Apple-Kunden.

Mit Silizium-Photonik zum Blutzucker

Zwar wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis die Technologie in die Praxis kommt, doch Apples Ansatz ist bereits bekannt. Der Tech-Riese setzt auf Silizium-Photonik und das Messverfahren der optischen Absorptionsspektroskopie. Laser senden dazu Licht mit spezifischen Wellenlängen in den Bereich der Haut, in dem sich die sogenannte Zwischenzellflüssigkeit befindet. Diese Substanz tritt aus den Kapillaren aus und kann von Glukose aufgenommen werden. Über die Rückreflektion des Lichts soll die Glukosekonzentration messbar sein, ein Algorithmus bestimmt anschließend den individuellen Blutzuckerspiegel und zeigt ihn auf der Uhr an.

Apple hat seine Glukose-Technologie in den letzten zehn Jahren an Hunderten von Menschen getestet. In Humanstudien wurde dazu das System bei Menschen eingesetzt, die nicht wissen, ob sie Diabetiker sind, sowie bei Menschen mit Prädiabetes und Typ-2-Diabetes, die Ergebnisse wurden dann mit Standardtests verglichen. Ziel von Apple soll auch die präventive Diabetesbehandlung sein, um Menschen durch eine Ernährungsumstellung dazu zu bringen, Diabetes Typ 2 gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Konzern hat dazu bereits mit der FDA Gespräche geführt.

Die Apple Watch als »Medizinprodukt«

Die Apple Watch hat sich in den letzten Jahren bereits von einer reinen Smart Watch zu einem Gesundheitswerkzeug entwickelt. Das erste Modell von 2015 konnte zwar schon die Herzfrequenz messen, war aber noch rein auf Fitness ausgelegt. Seit 2018 können präzise Elektrokardiogramme (EKGs) am Handgelenk generiert werden, zudem sind die Körpertemperatur und der Sauerstoffgehalt im Blut messbar. Für die Glukosemessung hat Apple bereits bei seinem Halbleiter-Zulieferer TSMC den Hauptchip für die Funktion in Auftrag gegeben.

Laut Bloomberg arbeiten Hunderte von Apple-Ingenieuren an dem Projekt der Exploration Design Group. Die Initiative war bisher unbekannt und ist mit X, der Moonshot-Division von Google vergleichbar. Apples System soll nach über 12 Jahren Entwicklung ins Proof-of-Concept-Stadium überführt werden, derzeit hat das designierte Messprodukt allerdings noch die Größe eines iPhones und wird am Oberarm befestigt – der Weg in die Apple Watch könnte noch lang sein.

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