Start-Up des Monats »Tantum Sana«

Der schlaue Tablettenautomat

1. Februar 2023, 12:53 Uhr | Ute Häußler
Das digitale Medikamentenmanagement- und Ausgabesystem Maja Sana.
© Tantum Sana

Junge Gründer, große Ideen – Start-ups trauen sich was. Diesen Monat stellen wir »Tantum Sana« vor. Das Unternehmen aus Hessen hat einen Automaten für die korrekte Einnahme von Medikamenten zuhause entwickelt.

Bitte beschreibt eure Mission in einem Satz.

Mit unserem schlauen Tablettenautomaten unterstützen wir Patienten, möglichst lange selbstbestimmt zuhause zu leben und gesund zu bleiben.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Rezepte, Medikamente, Einnahmepläne und die rechtzeitige Einnahme sind für viele Patienten schwierig zu handhaben. Unser Gerät, das digitale Medikamentenmanagement- und Ausgabesystem Maja Sana, macht die pünktliche und genaue Einnahme zum Kinderspiel.

Der Patient bringt zunächst alle seine Rezepte zu einer Apotheke, die einen Plan für ihn erstellt. Alle Medikamente der nächsten sieben bis 14 Tage kommen als personalisierter Schlauchblister in den Tablettenautomaten. Der Dispenser gibt dann zuhause automatisiert zum richtigen Zeitpunkt die richtige Tablette und Dosis aus – Updates oder Änderungen kommen per Cloud. Der intelligente Tablettenspender ist mit einem Knopfdruck zu bedienen, er erinnert akustisch und optisch an die Einnahme. Wird die Entnahme vergessen, wird via App ein Angehöriger oder der Pflegedienst informiert. Neue Medikamente – abgefüllt in einem Schlauchblister – bekommt der Patient entweder in der Apotheke oder per Post oder Fahrdienst geliefert. Das Einlegen in den Tablettenautomaten ist kinderleicht.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Seit gut 30 Jahren entwickeln und vertreiben wird IT-basierte Methadon-Dokumentations- und Dosiersysteme für die Drogenmedizin. Als unsere Eltern zunehmend Betreuung brauchten, haben wir uns mit dem Thema Polymedikation beschäftigt und gesehen, dass dies ein weltweit gravierendes Problem ist. Allein in Deutschland nehmen fast acht Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind, fünf und mehr Medikamente ein – häufig sind es sogar mehr als zehn. Die Hälfte der Medikamente wird dabei falsch oder gar nicht eingenommen. Jährlich sterben aktuellen Studien zufolge bis zu 25.000 Menschen an Wechselwirkungen, jede dritte Krankenhauseinweisung eines Seniors oder einer Seniorin ist medikationsbedingt.

Zudem fehlen aktuell 200.000 Pflegekräfte, bald werden es 500.000 sein. Wer richtet also den 3,3 Millionen – in Kürze schon 6 Millionen – daheim lebenden Menschen mit Pflegegrad ihre Medikamente vor? Wer betreut sie und achtet darauf, dass die Medikamente korrekt und zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden? 77 Prozent der pflegenden Angehörigen fühlen sich stark belastet und überlastet, insbesondere bei der Medikation. Hierfür haben wir das digitale Medikamentenmanagement- und Ausgabesystem Maja Sana entwickelt, der Tablettenautomat lässt diesen Prozess logisch und automatisiert ablaufen.

Was war euer größter Erfolg?

Neben einer funktionierenden Technik hat uns vor allem die breite Akzeptanz des Themas und der Nutzen für alle Beteiligten beflügelt: ältere Menschen, Angehörige, Apotheken, Seniorenwohnheime, Krankenkassen, Politik, Pflegedienste.

Und der größte Rückschlag?

Die lange Entwicklungszeit einer zuverlässigen Technik des Dispensers war schwierig. Immer wieder gab es Probleme mit dem einwandfreien Transport des Blister-Schlauchs sowie dem exakten Abschneiden der Blister.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

2023 wollen wir den Tablettenautomaten in den Industrieländern weltweit etabliert haben. Maja Sana soll sich zum zentralen Gesundheits-Hub weiterentwickeln, welcher Vitaldaten von medizinischen Wearables über Bluetooth empfängt. Auch Videosprechstunden und intelligente Hilfesysteme wie Notruf sind dann im Tabletten­automaten integriert. Unsere Vision ist, dass Maja Sana mittels künstlicher Intelligenz Patientendaten auswertet und damit eine aktive Unterstützung für die Gesundheit der älteren Menschen leistet.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Dank der datenschutzkonformen Analyse medizinischer Daten wird die Medizin der Zukunft an vielen Stellen digital und intelligent werden. Die Technik ermöglicht es älteren Menschen, proaktiv auf ihre Gesundheit zu achten und mögliche Erkrankungen im Vorfeld zu erkennen. Tritt dennoch ein Notfall zuhause auf, kann direkt und schnell über Videosprechstunde sowie die Übertragung wichtiger medizinischer Werte reagiert werden. Das funktioniert selbst dann, wenn der ältere Mensch den Notfall nicht mehr selbst auslösen kann. Die Helfer werden automatisch aktiv. (uh)

 

Fakten zum Start-Up »Tantum Sana«
Anzahl der Kunden 25
Gründung 2021
Mitarbeiter 12
Finanzierung Öffentliche Gelder, eigene Mittel
Webseite www.majasana.de

 

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