Neue Röntgentechnik

Hundertfach bessere Auflösung gegen Alzheimer

12. Juli 2022, 14:53 Uhr | Ute Häußler
© Leßmann / DPG

Die neuartigen Technologie „Extremely Brilliant Source“ macht Hoffnung auf eine bessere Früherkennung von Krebs und Alzheimer.

Für seine Forschungsarbeiten zu einer neuen Röntgentechnik, der sog. Hierarchical Phase-Contrast Tomography (HiP-CT), erhält PD Dr. Maximilian Ackermann den Rudolf-Virchow-Preis 2022 der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP). Der Wissenschaftler konnte mit dem revolutionären Verfahren des HiP-CT faszinierende dreidimensionale Einblicke in die menschliche Anatomie und COVID-19 geben.

Die an der Europäischen Sychrotronquelle in Grenoble entwickelte Technologie »Extremely Brilliant Source« ist die weltweit erste hochenergetische Synchrotronquelle der vierten Generation und aktuell die hellste Röntgenquelle der Welt. Sie liefert Aufnahmen des gesamten menschlichen Körpers mit einer Auflösung von weniger als zwei Mikrometern - eine mehr als hundertfach bessere Auflösung als die herkömmlich klinisch genutzte Computertomografie (CT).

3D-Verständnis für Tumore

Die Forschenden sind sicher, dass es die hohe Auflösung der neuen Bilddatensätze zukünftig möglich macht, die dreidimensionale Ausdehnung eines Tumors für die behandelnden Ärzte detaillierter abzubilden und im Nachgang einzelnen Tumorregionen einen molekularen Fingerabdruck zuzuordnen. Ein vertieftes, räumliches Verständnis der Gestalt und molekularen Merkmale des Tumors ist besonders für die anschließende Immun- oder Chemotherapie von großer Bedeutung. »Das Verfahren birgt die Möglichkeit, das Beste aus den beiden Fachdisziplinen der Pathologie und der Radiologie zu vereinen«, beschreibt Ackermann seine Hoffnungen.

Ackermann und das multidisziplinäre Team u.a. aus Hannover, Leuven, Boston, London dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) arbeiten nun intensiv an dem Verfahren des sog. »Molecular Radiomics«. Dabei geht es darum, aus den neuen hochauflösenden Bildern zu lernen, wie man die bisherigen Aufnahmen gezielter auswerten kann.

Mit Deep Learning in die Praxis

»Das HiP-CT ist derzeit nur in Grenoble verfügbar und nicht in jedem Krankenhaus. Wir wollen also mit künstlicher Intelligenz und Deep Learning die Beurteilung der allgemein verfügbaren CT- und MRT-Bilder verbessern. Aber was müssen wir der künstlichen Intelligenz beibringen, damit sie das leisten kann? Das ist unsere derzeitige Arbeit«, erklärt Ackermann sein Forschungsprojekt. Die Forschenden nutzen dabei hochaufgelöste Bilder von nachgewiesenen Krebstumoren, um deren Strukturen auch in den weniger aufgelösten normalen CT-Bildern erkennen zu lernen. »In den Bildern des HiP-CT können wir auch Krebsvorstufen und ganz frühe Anzeichen für die Ablagerungen, die Alzheimer auslösen, erkennen. Wenn wir das auf die normalen Bilder quasi übertragen könnten, wäre das ein großer Schritt in der Erkennung und frühzeitigen Behandlung«, beschreibt Ackermann seine Hoffnungen für die Zukunft. (uh)

Der Preisträger Rudolf-Virchow-Preis
Maximilian Ackermann studierte Medizin in Mainz und Amsterdam, verbrachte seine Postdoc-Zeit in Mainz und Boston. Neben seinen beiden jetzigen Wirkungsstätten war er zuvor am Institut für Pathologie der Universitätsklinik Düsseldorf tätig. Der Rudolf-Virchow-Preis ist der höchste Wissenschaftspreis, den die Deutsche Gesellschaft für Pathologie sowie die Rudolf-Virchow-Stiftung alljährlich zu Ehren des Begründers der modernen Medizin, dem Pathologen und Anatomen Prof. Rudolf Virchow (1821-1902) vergibt.

 


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Private Universität Witten/Herdecke GmbH

Weitere Artikel zu Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz