Bildgebende Diagnostik

KI-basierter Speed für die Radiologie

3. Februar 2020, 9:00 Uhr | medical design
Das Start-up wurde wurde 2018 in Berlin von Dr. Jörg Döpfert (l.) und Dr. Andreas Lemke (r.) gegründet.
© Medaire

Start-up des Monats | Junge Gründer, große Ideen – Start-ups sind auch für die Medizin zu wichtigen Innovatoren geworden. Wir möchten einige dieser Köpfe genauer vorstellen. Dieses Mal: »Mediaire«. Das Unternehmen aus Berlin will mithilfe von KI die bildgebende Diagnostik beschleunigen.

Wie lautet euer Elevator Pitch?

Radiologen haben immer größere Bild- und Datenmengen in immer kürzerer Zeit zu analysieren. Für ein Schichtbild eines MRTs bleiben beispielsweise im Schnitt gerade mal drei Sekunden für die Befundung. Dies führt fast zwangsläufig zu Qualitätseinbußen. Hier setzen wir an und vermessen wo Radiologen momentan nur schätzen (zum Beispiel bei der Hirnvolumenbestimmung bei Demenzen) und nehmen langwierige, monotone Arbeiten wie die Läsionszählung bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose ab. Das alles leistet unsere KI-basierte Software »mdbrain«, die in wenigen Minuten MRT-Aufnahmen des Kopfes quantifiziert und so die Erstellung radiologischer Befunde beschleunigt sowie deren Qualität verbessert.  

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Die Idee ist bei einem Radiologen entstanden, der uns erklärt hat, dass er unbedingt für die Demenzdiagnostik eine automatisierte Auswertung der Gehirnregionen seiner Patienten auf Basis von MRT-Bildern benötigt. Diese sollte unbedingt bei ihm lokal in seiner Praxis installiert sein. Ein solches System gab es noch nicht. Als ein paar Monate später der erste Prototyp bei ihm in der Praxis funktionierte und wir dann noch eine Anfrage eines weiteren Radiologen hatten, wussten wir, dass hier einiges an Potenzial steckt.

Was war euer größter Erfolg?

Der größte Erfolg war sicherlich die bestandene Zertifizierung zum Medizinprodukt nach zweitägiger Begutachtung durch die Benannte Stelle. Die frühe Kommerzialisierung unserer Software-Lösung hat uns auf jeden Fall geholfen da zu stehen, wo wir gerade sind.

Und der größte Rückschlag?

In der Anfangsphase hätten wir noch mehr Entwickler gebraucht. Dann hätten wir unsere geplante Markteinführung nicht um einen Monat verschieben müssen.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

In fünf Jahren wollen wir zumindest im Bereich Hirn-MRT-Auswertung Europäischer Marktführer sein, mehrere Indikationsbereiche besetzen und international aktiv sein – inklusive USA und Asien.

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus?

Schon in naher Zukunft werden KI-basierte Tools aus der Radiologie nicht mehr wegzudenken sein. Entgegen weitverbreiteter Befürchtungen denken wir nicht, dass der Computer den Radiologen ersetzen wird. Wohl aber werden Radiologen, die sich die KI nicht zu Nutze machen, sicher von Kollegen verdrängt werden, die solche Systeme aktiv in ihre Routine integrieren. Im Endeffekt wird der Patienten durch schnellere Befundung und höhere Befundqualität profitieren. Hierfür wollen wir unseren Beitrag leisten.

Fakten zum Start-up

Anzahl der Kunden: gut zweistellig

Gründung:  02/2018

Mitarbeiter: 15 … und wachsend

Finanzierung: HTGF, VC und IBB – ges. ca. 1.8 Mio Euro

Mediaire GmbH
mediaire.de

 

Schlagworte: Bildgebende Diagnostik, Radiologie, Künstliche Intelligenz (KI), Start-up


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